Demokratie braucht Informationsqualität

Wer derzeit bei Google nach „zürich bahnhofstrasse weihnachtsbeleuchtung“ sucht, bekommt als ersten Vorschlag meine Internet-Seite zu diesem Thema (Abfrage 27.11.2010 20:33). Was zu – für www.umweltnetz.ch – sehr beachtlichen BesucherInnen-Zahlen führt, führt zu einigen Fragen rund um Information und Medien (unabhängig vom Medium).

umweltnetz.ch ist mein privates Internet-Angebot, mein „Spielplatz“ für Experimente und als Präsenz im Internet. Dass es mir gelungen ist, nicht nur diese Seite in Google so weit vorne bei häufigen Suchbegriffen (immerhin gibt es nach Google ungefähr 26’000 Fundstellen von „zürich bahnhofstrasse weihnachtsbeleuchtung“), zeigt, dass meine Experimente zum Verständnis von Suchmaschinen gelungen sind – allerdings werde ich die Erkenntnisse meiner privaten Forschung nicht öffentlich machen.

Nun, diese Seite ist leidlich interessant und informativ, es hat einige durchaus präsentable Bilder dabei (weitere Bilder zu weiteren Themen hier) – ich meine, kein schlechtes Gewissen haben zu müssen, dass Google-BenutzerInnen in beachtlicher Zahl auf diese Seite gelenkt werden.

Diverse von Profis gemachte Angebote liegen in der Liste hinter meiner Internet-Seite. umweltnetz.ch als Hobbyseite ist werbefrei, somit gehen auch die WerbekundInnen dieser Profiangebote leer aus!

umweltnetz.ch ist mein Internet-Angebot zu Umwelt und Politik – die häufigsten Tags ökologischer Fussabdruck | 2000-Watt-Gesellschaft | Atomenergie | bedingungsloses Grundeinkommen für alle | Bundesrat | Demokratie | Energiepolitik | Gebäude | Kanton Zürich | Klimaschutz | LOVOS | Medien | nachhaltige Finanzwirtschaft | Nachhaltigkeit | Politik | Schweiz | Stadt Zürich | Verkehr | Verkehrspolitik | Volksabstimmung | Wahlen | Weltethos zeigen, dass umweltnetz.ch tatsächlich Infos und Meinungen zu Umwelt und Politik bietet.

Ich meine, dass ich als Internet-Nutzer und als Internet-(Mit-)Gestalter, aber auch als Teil der Informations-Gesellschaft mich auch an der Diskussion über die Medienzukunft mitzubeteiligen habe.


Qualität der Medien ist auch ein Thema der Forschung – unter Federführung von Prof. Kurt Imhof, Soziologe und Publizistikwissenschaftler an der Uni Zürich werden etwa Medienkompetenz, Nicht-Gratismedien (Zitat) auf Holz und Online Ende Zitat), Zusammenarbeit und Qualitätsanspruch und zivilgesellschaftliche und staatliche finanzielle Förderung postuliert. Lesenswert ist im übrigen auch Kurt Imhof’s Leserbrief-Replik auf den Kommentar des TAMEDIA-Verlegers Pietro Supino, welcher behauptet: die bei Politikern und Medientheoretikern verbreitete Sorge über den Untergang des Qualitätsjournalismus ist unbegründet (Das Magazin 2010/42). – Spannend: Der Beitrag von Pietro Supino ist im Magazin nicht mehr gratis zu haben, die Replik von Kurt Imhof steht auf einer anderen Internet-Seite immer noch zur Verfügung! Polemische Frage: Ist jetzt der Beitrag von Herrn Supino Qualität, weil er etwas kostet – wie sieht es dann mit der Qualität des (Gratis-)Beitrags von Herrn Imhof aus? Antwort aus meiner Sicht: Herr Supino verdient seinen Lebensunterhalt (und sicher noch einiges mehr) nicht mit journalistischer Arbeit, ebenso geht es Herrn Imhof als Professor der Uni Zürich. Dies zeigt aber auch die demokratischen Möglichkeiten des Internets: mit dem üblichen Zeitaufwand und den üblichen Kosten für die Pflege eines Hobbies ist eine Internetpräsenz möglich!

Es geht denn auch eher um die „Alltagstexte“ auf Holz und Online respektive um die Frage, ob es möglich ist, dass Menschen mit der Berufswahl JournalistIn auch zukünftig zur Informationsvermittlung eigene Texte erstellen und damit ihre Existenz sichern können – und nicht einfach per Copy-Paste PR-Texte von Unternehmen, Verbänden, Parteien, (reichen) Einzelpersonen in Medienkanäle einspeisen. Verständlichkeit, Transparenz, Unabhängigkeit, Genauigkeit, Informationstreue- und -sicherheit sind wichtige Elemente – ich verweise dazu auch auf meinen Beitrag Alles-Behaupti-Cheib-und-nüd-Bewiisi-Siech. Ein interessanter Ansatz für die Medienmitfinanzierung ist Flattr, ein Social-Payment-Service: Internet-NutzerInnen honorieren die Internet-Inhalte anderer mit Klicks und verteilen so ihre Geldspende auf die Internet-ProduzentInnen, während sie für ihre Arbeit Klicks erhalten und für diese entschädigt werden. Oder grundsätzlicher: bedingungsloses Grundeinkommen für alle – siehe dazu auch hier!

Andreas Blum, der früheren Radiodirektor DRS weist auf die Gefahren der aktuellen Medienpolitik hin und fordert öffentliche Mittel für die Unabhängigkeit der Medien. Das Betreiben von Medien erfordert grossen Kapitaleinsatz, Reiche und Superreiche können sich eigene Medien leisten oder investieren in Medien, exemplarische Beispiele etwa Silvio Berlusconi, Christoph Blocher oder Moritz Suter. Die Superreichen steuern die Medien und über die Medien die Gesellschaft: der selbstdefinierte Geldadel als Ersatz der absolutistischen Monarchen aus den Zeiten vor der französischen Revolution!

Trotz der Forderung nach Qualität also auch hier wieder der Hinweis auf den zukünftigen Stellenwert des Einfachmediums.

Diverse Untersuchungen zeigen die Bedeutung sozialer Netze: was der Nachbar gut findet, ist auch für die Nachbarinnen und Nachbarn von Interesse, die Meinung der Kolleginnen und Kollegen ist eine wichtige Beeinflussungsgrösse der eigenen Meinungsbildung und -findung. Auch wenn derzeit Facebook, Twitter und Co. – dank Werbung – sprudelnde Einnahmenquellen sind (ebenso wie Suchmaschinen, die das Internet überhaupt benutzbar halten), so sind diese virtuellen Netze durchaus in der Lage, die klassischen (direkt zwischenmenschlichen) Netze kräftig zu ergänzen. Umso unverständlicher ist, wenn solche Netze am Arbeitsplatz nicht genutzt werden können.

Zu beachten ist dabei: sowohl die „Digital Natives“ (Menschen mit ältestem Geburtsjahrgang 1980) als auch die „Digital Immigrants“ (Menschen mit Geburtsjahr vor 1970), aber auch die Zwischengeneration sind Lernende bei der Verwendung der Social Media. Die an den Computern sitzenden Menschen – Knoten – dieser virtuellen Social-Media-Netze (um die Begriffe „Freunde“ oder „Followers“ zu vermeiden) können bereits heute, in der Zukunft vermehrt, eine wichtige Rolle sowohl in der Informationsvermittlung als auch in der Meinungsbeeinflussung und -bildung übernehmen! Als Beispiel: Wenn „Freund X“, dessen Einträge ich regelmässig in einem Social Media zur Kenntnis nehme, wird dies einen direkteren Einfluss auf meinen Meinungsbildungsprozess haben, als wenn ich in einem Medium auf Holz oder online (Zitat Imhof, siehe oben) den Bericht über eine Medieninformation von Armee-Museumsdirektor Ueli Maurer (sorry, soll heissen Bundesrat Ueli Maurer) zur Kenntnis nehme.

Gerade die demokratischen Möglichkeiten des Gratis-Internet, die Risiken von durch GeldgeberInnen beeinflussten Medien, aber auch die Chancen und Risiken von Social Media betonen die zwingende Notwendigkeit einer hohen Medienkompetenz. Ein Aspekt davon: Rechte und Pflichten im virtuellen Raum, einer meiner Beiträge für den eZürich-Ideenwettbewerb.