Massive Velobevorzugung auch in der Stadt Zürich dringlich

Die Jungen Grünen Stadt Zürich haben am 19. September 2012 die «Volksinitiative für sichere und durchgängige Velorouten» (Velo-Initiative) lanciert – 200 Mio Franken für die Planung und den Bau eines flächendeckenden Velorouten-Netzes in der Stadt Zürich sind gefordert, gedacht für die Umsetzung innerhalb von 20 Jahren. Angesichts der aktuellen Situation für Velofahrende und die Bedeutung des Velofahrens in der Stadt Zürich ist dies eine sehr zurückhaltende Forderung.

Reale Situation an einem ganz normalen Werktag, kurz vor 9 Uhr, im Gebiet Hardbrücke – Geroldrampe – Geroldstrasse. Die VerkehrsrealisatorInnen haben auf dem Trottoir eine Mischnutzung vorgesehen für Velofahrende und für den Fussverkehr. Zumindest auf der Hardbrücke haben die Fahrspuren für den motorisierten Verkehr (MIEF, sorry MIV) nach wie vor den Charakter einer Stadtautobahn. Nur: diese Spuren sind leer, während auf der Velo-/Fussverkehr-Mischnutzungsfläche ein erhebliches Gedränge besteht. Insbesondere bei den Bushaltestellen beim Bahnhof Hardbrücke, aber auch auf der Geroldrampe und entlang der Geroldstrasse ist der Mischverkehr ziemlich dicht, mit erheblichen Einschränkungen der Bewegungsfreiheit der Velofahrenden. Eine sehr schlechte Lösung!

Die VerkehrsplanerInnen haben offenbar nicht berücksichtigt, dass allein im Prime Tower seit etwa Dezember 2011 rund 2000 Arbeitsplätze verfügbar sind, eine grosse Anzahl weitere befinden sich in unmittelbarer Nähe, eine grosse Zahl wird noch dazukommen. Auch das PWG-Projekt „Im Viadukt“ zieht Velo- und Fussverkehr an, aber auch zum Beispiel der Laden des Label „Freitag“. Denkmalschutz und Stadtentwicklung leisten erhebliche Beiträge, dass sich das „historische“ Stadtzentrum von Zürich Richtung Zürich West, Richtung Hardbrücke bewegt. Die aktuelle Velo- und Fussverkehr-Mischnutzung ist schlicht nicht akzeptabel und muss schleunigst durch eine Lösung ersetzt werden, die den verfügbaren Platz für die motorisierten Verkehrsteilnehmenden einschränkt.

Solche Mischnutzungen für Velo- und Fussverkehr sind an sehr vielen Orten in der Stadt Zürich anzutreffen – und für alle Beteiligten ein gröberes Ärgernis. Velo- und Fussverkehr sind die nachhaltigsten Verkehre – deutlich vor dem öffentlichen Verkehr. Es kann ja nicht offizielle Verkehrspolitik der Stadt Zürich sein, ausgerechnet die nachhaltigsten VerkehrsteilnehmerInnen gegenseitig einzuschränken! Immerhin haben die Stimmberechtigten der so genannten Städteinitiative zugestimmt, welche den motorisierten Verkehr einschränken will.

Die Verkehrspolitik der Schweiz ist nach wie vor auf das abgelegene Einfamilienhaus auf dem Land ausgerichtet. Obwohl Autos – als Stehzeuge – absolut ungeeignete Verkehrsmittel sind dominieren sie die Verkehrssichtweise zumindest von FDP und $VP. Nicht nur in Zürich braucht das Velo absolute verkehrs- und klimaschutzpolitische Priorität!

Die Veloinitiative der Jungen Grünen versucht, einen (kleinen) Schritt in Richtung dieser verkehrs- und klimaschutzpolitischen Priorität zu machen. Die Unterschriftensammlung läuft längstens bis zum 19. März 2013 – Link zum Unterschriftenbogen (die Initiative können nur Personen unterzeichnen, die in der Stadt Zürich stimmberechtigt sind).


Zusammen mit der Ernährung, insbesondere dem Fleischanteil und dem Rauchen gehört die Bedeutung des Autoverkehrs zu dem emotionalsten Politikthemen – ich vermute vor allem von Männern dominiert, geprägt von Männern, die ihr Geld manipuliert durch PR und Werbung in viel zu teure Autos investiert haben. Und die sich nerven, wenn Velofahrende elegant den Stehzeugkolonnen in den Innenstädten davon fahren (wobei ich ausdrücklich festhalte, dass ich als legalistischer Velofahrer unterwegs bis, auch wenn ich regelmässig die „grüne Welle“ für Velofahrende vermisse).