Das fortgesetzte Ende der Vernunft

Nach einigen Wochen als Ferien-Velofahrer in Deutschland und der tschechischen Republik lande ich in der Schweiz mitten in einer Marketingkampagne für noch mehr Rauchen, getarnt als Nein-Kampagne zur eidgenössischen Volksinitiative «Schutz vor Passivrauchen». Einmal mehr versucht eine finanzkräftige Lobby, das Ergebnis einer Volksabstimmung zu kaufen. Die Nein-Argumentationen erinnern an die Climate Criminals und VerschwörungstheortikerInnen, und lassen daran zweifeln, dass diese Epoche als „vernünftig“ im Sinne der Aufklärung bezeichnet werden kann.

Rauchende monopolisieren die Aussenräume für sich. Gartenbeizen, Innenstadt-Zonen für zu Fuss Gehende, die Eingangsbereiche von Gebäuden, Haltestellen und Perrons des öffentlichen Verkehrs werden massiv verraucht. Und ganz banal: „Abrauch“ von Tabakwaren aller Art ist auch in Aussenräumen unerträglich (ganz abgesehen von möglichen Gesundheitsgefahren für PassivraucherInnen.

Um das Rauchen in Aussenräumen geht es leider bei dieser Volksabstimmung nicht, es geht nur darum, die Abrauchfreiheit von Arbeitsplätzen in Innenräumen und von öffentlich zugänglichen Innenräumen in der gesamten Schweiz einheitlich zu regeln. Es geht um den Schutz vor Passivrauchen in Innenräumen.

Rauchen ist unter sämtlichen Gesichtspunkten unvernünftig (darum wird es ja wahrscheinlich auch gemacht); Rauchen ist unter sämtlichen Gesichtspunkt als nicht nachhaltig zu bezeichnen (vielleicht wird es ja genau darum gemacht). Wer raucht, muss sich bewusst sein, dass immer andere vom „Abrauch“ betroffen sind – Abrauch ist massiv lästig und darüber hinaus gesundheitsschädlich. Da darf nicht an Toleranz usw. akzeptiert werden (wegen des ofensichtlichen Widerspruchs zur goldenen Regel der Ethik). Sobald sich auf Arbeitsplätzen in Innenräumen und in öffentlich zugänglichen Innenräumen auch Nichtrauchende befinden, ist ohne Wenn und Aber auf das Vermotten von Tabakwaren zu verzichten. In einer Gesamtbetrachtung gibt es keine sinnvollen Argumente, die gegen diese Initiative sprechen. P.S. als Zitat von der Initiativen-Internet-Seite: Einzelarbeitsplätze sind von der Initiative nicht betroffen, sofern niemand durch Passivrauchen beeinträchtig wird.

Klar ist: wenn diese Initiative angenommen wird, gibt es neben den NichtraucherInnen und RaucherInnen als GewinnerInnen auch VerliererInnen. Es handelt sich dabei ausschliesslich um Personen und Unternehmen, die vom Verkauf von Tabakprodukten profitieren. Die Tabak-Lobby (oder gar -Mafia) ist sehr finanzstark mit einigen grossen multinationalen Unternehmen. Immer wieder wurden WissenschafterInnen gekauft, immer wieder wurde mit sehr viel Geld erheblicher Einfluss auf Volksabstimmungen genommen.

Klar ist: auch in der Schweiz versucht diese Lobby, die Stimmberechtigten zu kaufen. Bei National- und Ständerat ist dies bereits gelungen, es ist angesichts der absurden Argumentationen zu befürchten, dass dies auch bei den Stimmberechtigten gelingen wird.

Eine rauch- und abrauchfreie Gesellschaft ist tatsächlich erstrebenswert. Ganz klar: mit „Freiheit“ hat Rauchen nichts zu tun! Solche Veränderungen brauchen Zeit – darum ist der Schutz vor Passivrauchen bei Arbeitsplätzen in Innenräumen und von öffentlich zugänglichen Innenräumen ein weiterer Schritt in diese Richtung, damit sich auch RaucherInnen daran gewöhnen können, dass Nichtrauchen der gesellschaftlich erwünschte Normalzustand ist.

Deshalb als Empfehlung für die Volksabstimmung vom 23. September 2012: Ja zur eidgenössischen Volksinitiative «Schutz vor Passivrauchen»!