Ein Blick zurück ist regelmässig eine Herausforderung. Ein Blog ermöglicht einen solchen Rückblick. Nach wie vor sind in meinem Blog einzelne Beiträge aus dem Jahr 2000 verfügbar. Ein Beitrag aus dem Juni 2000, also vor fast zwanzig Jahren, trägt den Titel «Grenzen des Wachstums auch beim Flugverkehr überschritten», im Lead stehen zu den überschrittenen Grenzen die Stichworte Fluglärm, Luftschadstoffbelastung und Ausstoss an Treibhausgasen. Fünfmal weniger Flugverkehr war damals die Schlussfolgerung.
Ausserhalb der Zeiten des Corona-Lockdowns sind mindestens die im Beitrag aus dem Jahr 2000 erwähnten Grenzen nach wie vor überschritten. 2019 fanden beim Flughafen Zürich Kloten mit 275’400 Flugbewegungen zwar etwa fünfzehn Prozent weniger Flüge als im Jahr 2000 statt; bis auf gewisse Effizienzverbesserungen bei Flugzeugen und finanziellen Kompensationsmöglichkeiten des Treibhausgas-Ausstosses sind allerdings kaum wirkliche Klimaschutz-Entwicklungen feststellbar. Und die Reaktionen des Bundes auf die Finanzwünsche der Luftfahrtbranche nach dem Corona-Lockdown zeigen, dass Klimaschutz noch nicht wirklich beim Flugverkehr angekommen ist.
In der Klimapolitik-Umsetzung geht es hin und wieder um fosssilfreie Treibstoffe für den Flugverkehr. Flüssige synthetische Treibstoffe werden hin und wieder vorgeschlagen. Aus sogenannt «überschüssigem Strom» aus erneuerbaren Quellen, derzeit vor allem Wind- und Sonnenstrom, sollen mittels «Power-to-Liquid»-Prozessen flüssige Treibstoffe entstehen. Eine weitere Möglichkeit zur Herstellung solcher flüssiger Treibstoffe sind spezielle Solarreaktoren. Zu beachten ist dabei allerdings: zur Sicherstellung einer hohen Energiedichte sind diese Treibstoffe den Treibstoffen fossilen Ursprung zumindest sehr ähnlich – auch wenn kein zusätzlicher fossiler Kohlenstoff in die Atmosphäre gelangt, hätten weitere Abgase der Verbrennungsprozesse weiterhin Treibhauswirkung, würden also weiterhin zur Klimaerhitzung beitragen. Die Lärm- und Schadstoffbelastung würden zudem erhalten bleiben.
Fünfmal weniger Flugverkehr habe ich im Jahr 2000 vorgeschlagen, mit damals noch geringeren Klimaschutzvorgaben. Denn NettoNull2030 war damals noch kein Thema – das hat sich mit den seither erfolgten zu bescheidenen Klimaschutz-Aktivitäten nochmals geändert.
Kurzstreckenflüge auf die Bahn, das ist eigentlich schon lange eine Möglichkeit – Diskussionen gibt es eigentlich nur noch darüber, wie kurz respektive lang diese fluglosen Strecken sein können resp. dürfen. Ob elektrische Antriebe auch für Langstreckenflüge möglich sind, ist abhängig von Stromspeichern mit hoher Energiedichte (bei üblichen Stromspeichern geht es eher um die effiziente Speicherung für längere Perioden bis hin zu Saisons). Spannend ist auch die Frage, ob zukünftig anstelle des Flugzeugs mit Kombination von Fluggeschwindigkeit und Auftriebwirkung an den Flügeln Luftschiffe eine Alternative sein könnten. Die voraussichtlich tieferen Fluggeschwindigkeiten würden zu längeren Reisen führen, was das Reiseverhalten verändern würde – «für eine Pizza nach Nizza» oder «für das Weihnachts-Shopping nach New York» wären dann endgültig Legende. Und spätestens die Corona-Lockdown-Erfahrungen zeigen, dass digitale Webinare oder Video-Konferenzen situativ praktikable Alternativen zu physischem Verkehr sind.
Fliegen als Bestandteil unserer Verkehrsnutzung ist tatsächlich eine #ChallengeForFuture – dies im Wissen darum, dass es in der Schweiz einen beachtlichen Anteil von Personen gibt, die wenig bis nicht mit dem Flugzeug unterwegs sind, und dass SchweizerInnen im Mittel weltweit betrachtet zu den intensivsten Flugzeug-NutzerInnen gehören.