«Wir» haben beim Klimaschutz versagt – darum braucht es jetzt z. B. in Zürich eine «Fachplanung Hitzeminderung»

Netto Null (Fossile) 2030Schon vor etwa vierzig Jahren war klar: je erfolgreicher die Klima(schutz)politik, desto weniger Klimaanpassung braucht es. Klimaschutz ist gemäss Sir Nicholas Stern um Faktoren billiger als Klimaanpassung, oder anders: je mehr Klimaanpassung, desto stärker steigt das BIP! Ist das mit ein Grund, warum Klimaschutz nicht vorankommt?

Vier Tage nach der Vorstellung der aus Klimasicht ungenügenden Vorschläge zur Anpassung der Energiegesetzgebung im Kanton Zürich  haben die drei Stadtzürcher Stadträte, Andreas Hauri, Dr. Richard Wolff und Dr. André Odermatt die «Fachplanung Hitzeminderung» vorgelegt. Offensichtlicher kann der Stadtrat von Zürich nicht zeigen, dass die Klima(schutz)politik gescheitert ist, und dass auch wenig Hoffnung auf eine wirkungsorientierte Klimaschutzpolitik besteht.

Da die Fachplanung aufzeigt, dass aufwändige Massnahmen mit beachtlichem Wirtschafts-Wachstums-Potenzial vorgeschlagen werden, ist davon auszugehen, dass diese Planung auf breite Zustimmung stossen wird – wegen des BIP-Wachstums sogar bei der $VP, die zwar die Klimaerhitzung als Teil der Klimakrise nach wie vor nicht anerkennt, aber wegen des BIP-Potenzials begeistert bei Klimaanpassungs-Massnahmen klatscht. Einfach dies: «Klimaanlagen» in Gebäuden sind keine Klimaanpassungsmassnahme, sondern reine Symptombekämpfung – dies ist ein anderes Thema.

«Wir sind alle etwas dumm, faul und egoistisch» hat ETH-Professor Reto Knutti im einem Beobachter-Interview zum bisherigen Klimaschutz festgehalten – es ist zu hoffen, dass dies nicht auch für die Zukunft zutrifft, dass also die Menschen lernfähig sind. Auf der anderen Seite: Klimaanpassungs-Massnahmen bedienen insbesondere «faul» (man muss nichts für den Klimaschutz tun) und «egoistisch» (Klimaanpassung bringt mir etwas), möglicherweise ist dies erfolgsversprechend!

Das ist allerdings sehr kurzsichtig oder eben «etwas dumm». Der Schweizerische Nationalfonds hat Anfang 2020 festgehalten: «Aussteigen [aus der Kernenergie und der CO2-intensiven Energiewelt] ist möglich… wenn wir wollen, und dies sogar wirtschaftlich und sozial verträglich» – Ergebnisse der Nationalen Forschungsprogramme “Energiewende” (NFP 70) und “Steuerung des Energieverbrauchs” (NFP 71). Somit: wenn wir wollen, ist Heizen mit erneuerbaren Energien billiger als Heizen mit Öl und Gas. Aber eben, das müssen alle wollen, selbst die Öl- und Gasfirmen. «Etwas dumm» hilft da nicht wirklich! [Teile dieses Absatzes habe ich schon in anderen Blogbeiträgen verwendet]


In der oben verlinkten Medienmitteilung zur «Fachplanung Hitzeminderung» kommt das Stichwort «Klimaschutz» nicht vor, dies gilt auch für die städtische Internet-Seite zur «Fachplanung Hitzeminderung». Da die Medienkonferenz vom 12. Mai 2020 mit «Physical Distancing»-Vorgaben stattfand, ist eine Videoaufzeichung mit einer Dauer von fast 80 Minuten verfügbar. Dort wird während etwa vier Minuten oder fünf Prozent des Youtube-Beitrages auf den (städtischen) Klimaschutz als Teil der Klimapolitik hingewiesen, auch wenn Stadtrat Hauri darauf hinweist, dass der Klimaschutz noch nicht dort sei, wo er sein müsste.

Aufgefallen ist auch, dass die drei Stadträte und auch weitere Sprecherinnen ausschliesslich so genannte generische Maskulin-Formulierungen verwenden, beispielsweise ausschliesslich die Bezeichnung «Hauseigentümer», obwohl gemäss Statistik die meisten Besitzenden von Gebäuden «Hauseigentümerinnen» sind.


Ich hoffe nach wie vor, dass die Notwendigkeit einer «Fachplanung Hitzeminderung» dazu führt, dass nicht nur die Stadt Zürich sich endlich für «Netto Null (Fossile) 2030» entscheidet. Denn: wenn es gelingt, den Ausstoss von Treibhausgasen möglichst schnell zu begrenzen, wirken sich die «Hitzeminderungs»-Massnahmen besser und schneller aus!