Grenzen des Wachstums auch beim Flugverkehr überschritten

Die aktuellen Diskussionen über den Fluglärm, den niemand will, sind ein eindeutiger Hinweis auf die (nicht nur) im Luftverkehr überschrittenen Grenzen des Wachstums. Fluglärm ist der hörbare Teil dieser überschrittenen Grenzen – die Luftschadstoffbelastung oder der Ausstoss an Treibhausgasen sind weitere übermässige Auswirkungen des Luftverkehrs. Da stellt sich die Frage, wieviel Luftverkehr denn verträglich sein könnte. Wie wäre es mit fünfmal weniger als heute? Die Begründung dazu:

Das BUWAL (heute BAFU) hat in der 1997 erschienen Broschüre „Klima in Gefahr“ (nicht mehr erhältlich) unter dem Titel „Privates CO2-Konto und individuelle Mobilität“ einige Angaben dazu gemacht, wie viele Flugreisen dem Klima zuträglich sein könnten. Kurz zusammengefasst: Wenn pro Jahr etwa 1000 km im Auto zurücklegt werden, ist alle 3 Jahre ein Flug nach Kreta oder alle 15 Jahre ein Flug nach Bali zulässig, ohne das persönliche CO2-Konto zu überziehen. Welches wären die Auswirkungen auf den Flugverkehr?

Ich habe dazu einige Annahmen getroffen:

  • Ich gehe davon aus, dass sämtliche 7 Mio EinwohnerInnen der Schweiz ihre dem Klima zuträglichen Flüge ab dem Flughafen Zürich unternehmen und auch dorthin zurückkommen.
  • Ich nehme weiter an, dass die EinwohnerInnen die ihnen zustehenden Flugkilometer etwa so konsumieren würden.
    • 50 % der EinwohnerInnen fliegen alle 3 Jahre
    • 30 % der EinwohnerInnen fliegen alle 5 Jahre
    • 10 % der EinwohnerInnen fliegen alle 8 Jahre
    • 10 % der EinwohnerInnen fliegen alle 13 Jahre

    Diese Annahme ist eher konservativ, weil eine grössere Anzahl von EinwohnerInnen mit langen, dafür weniger häufigeren Flugreisen weniger Flugbewegungen zur Folge haben.

  • Der Einfachheit rechne ich damit, dass in einem Flugzeug 100 Personen transportiert werden.
  • Jede Flugreise besteht aus
    • einem Start am Startort
    • einer Landung am Zielort
    • einem Start am Zielort
    • einer Landung am Startort.

    Ich nehme also an, dass jede Flugreise direkt vom Start- zum Zielort und wieder zurück fährt (ich halte diese Annahme für gerechtfertigt, weil ich davon ausgehe, dass ein zukünftiges Flugverkehrssystem sich auf eher wenige grosse Flughäfen mit einer guten Anbindung an das Schienennetz abstützt).

  • Weil ich allen Menschen weltweit die gleichen Mobilitätsrechte zubillige, kommen auf die „eigenen“ Start und Landungen nochmals genau gleich viele Start und Landungen von Flugreisenden ausserhalb „unseres“ 7-Mio-Raumes (weil ich diesen logischen Schluss nicht glauben wollte, habe ich diesen Sachverhalt rechnerisch überprüft.

Die Berechnung:

50 % der 7 Mio BewohnerInnen des Einzugsgebietes machen alle 3 Jahre eine Flugreise 1’166’667 Flugreisen
30 % der 7 Mio BewohnerInnen des Einzugsgebietes machen alle 5 Jahre eine Flugreise 420’000 Flugreisen
10 % der 7 Mio BewohnerInnen des Einzugsgebietes machen alle 8 Jahre eine Flugreise 87’500 Flugreisen
10 % der 7 Mio BewohnerInnen des Einzugsgebietes machen alle 13 Jahre eine Flugreise 53’846 Flugreisen
   
Das ergibt pro Jahr 1’728’013 Flugreisen
Mit 100 Personen pro Flugzeug macht dies 17’280 Flüge
   
Jährliche Flugbewegungen:  
„Eigene“ Starts 17’280 Bewegungen
„Eigene“ Landungen 17’280 Bewegungen
Starts übrige Welt 17’280 Bewegungen
Landungen übrige Welt 17’280 Bewegungen
Das ergibt pro Jahr 69’121 Bewegungen
   
Das ergibt pro Tag 190 Bewegungen
Das ergibt pro Tag 95 Landungen
Das ergibt pro Tag 95 Starts

Zum Vergleich:

In den letzten Tagen erfolgten in Zürich Kloten je etwa 430 Landungen und Start – also fast 5 mal mehr, als nach diesen Berechnungen klimaverträglich wären! Und dies bei nach wie vor steigenden Tendenzen – bis in 10 Jahren erwarten die Flughafenlobbyisten nochmals 30 % mehr Flugbewegungen.

Dazu das BUWAL (heute BAFU) in der oben erwähnten Broschüre: Klimaverträgliche Mobilität verlangt aber zweifellos eine Änderung der Gewohnheiten. Doch kann nicht auch attraktiv sein, was in der Nähe liegt, was zu Fuss, mit dem Velo oder öffentlichen Verkehrsmittel zu erreichen ist.

Klimaverträglich bedeutet viel weniger Flugbewegungen, und das bringt weniger Lärm und weniger Luftschadstoffe. Eine Mobilität der Nähe verlangt auch nach mehr Arbeitsplätzen in der Nähe: was die wegfallenden (im übrigen kaum als nachhaltig zu bezeichnenden) Arbeitsplätze der Luftfahrtindustrie sicher zu kompensieren vermag.

Und wie geht das, fünfmal weniger Flugverkehr? Da braucht es einmal mehr sämtliche Handlungsfelder: Vorschriften, Anreize und das eigenverantwortliche Handeln!