Fossilfrei, atomfrei: Windenergie und Schweiz

Die Schweizerische Energie-Stiftung (SES) hat am 20. Mai 2020 eine Studie zur Produktion von Wind- und Solarstrom in 29 europäischen Ländern veröffentlicht. Im Vergleich mit etwa dem Binnenland Österreich wird in der Schweiz pro Person sehr wenig Windkraft produziert. Dies zeigt sich auch optisch!

Bei der Lektüre der SES-Studie blinkte eine Erinnerung bei mir auf: bei einem meiner regelmässigen Uetliberg-Spaziergänge habe ich vor einiger Zeit am Horizont eine Windenergieanlage gesehen. Ich ging also sowohl in meiner Bilderdatenbank als auch bei einem nächsten Uetliberg-Spaziergang auf die optische Suche. 

Tatsächlich: von Uto Kulm aus habe ich am Horizont oberhalb eines Hochhauses der ETH Hönggerberg drei relativ nahe beieinander stehende Windturbinen entdeckt.

Um welche Windenergieanlagen handelt es sich, liegen diese Anlagen allenfalls in der Schweiz? Von Uto Kulm aus ist diese Anlage etwa 12 Grad östlich von der Nordrichtung zu sehen.

In dieser Richtung liegt in der Schweiz gemäss der Karte Windenergieanlagen des Bundes nur eine im Jahr 2018 erstellte private Kleinwindanlagem mit bloss einem Windrad. 

Einige weitere Suchen nach Windenergieanlagen auch in Deutschland helfen weiter. Demnach dürfte es sich um den Windpark Verenafohren handeln. Seit Sommer 2017 sind drei Nordex-Windturbinen mit 134 Meter hohen Türmen und dreiflüglige Rotoren mit einem Durchmesser von 131 Metern im Betrieb. Der Windpark befindet sich im Randengebiet unmittelbar an der Schweizer Grenze, nahe der Schaffhauser Gemeinde Merishausen. Auch wenn der Strom in Deutschland produziert wird, wird der Strom netzmässig in der Schweiz verbraucht – dies scheint mit einigen rechtlichen und finanziellen Schwierigkeiten verbunden zu sein.

Auch von den Zürcher Oberländer Bergen – sicher vom Hörnli und vom Schnebelhorn aus – ist der Windpark Verenafohren zu sehen. Das Einleitungsbild des Blogbeitrages zeigt Verenafohren vom Hörnli aus, Blickrichtung etwa 29 Grad westlich der Nordrichtung. Übrigens: die Distanz zwischen Hörnli und Verenafohren beträgt rund 50 Kilometer; bei üblichen Lichtverhältnissen und mit einer Kompaktkamera werden die Grenzen der Fotografie-Möglichkeiten erreicht.


Dass passt ja zum SES-Bericht: der Windpark ist von der Schweiz aus sichtbar, liegt unmittelbar an der Landesgrenze, aber mit den Produktions- und Lieferverhältnissen wird bestätigt, dass die Schweiz in Sachen Windenergie eher hinten ansteht. Beim Solarstrom sieht es zwar ein bisschen besser aus. Klar ist: wenn echter Klimaschutz – Netto Null Fossile möglichst rasch – zu erreichen ist, muss in der Schweiz schnell sehr viel mehr erneuerbarer Strom auch aus Wind- und Solar-Anlagen produziert werden.

Jede einigermassen geeignete Fläche an und auf Gebäuden ist mit sowohl thermischen als auch elektrischen Solaranlagen auszustatten. Auch wenn in der Schweiz als Binnenland eher von Schwachwindverhältnissen – wie auch beim Standort Verenafohren – auszugehen ist, gibt es auch in der Schweiz ein beachtliches Windenergiepotenzial.

Die Praxis zeigt, dass insbesondere Landschafts- und Denkmal- kombiniert mit Heimatschutz erhebliche Hindernisse auf dem Weg zur Realisierung von Anlagen zur dezentralen Nutzung von Wind- und Solarenergie sind. Es scheint, als seien die Landschafts-, Denkmal- und Heimatschutz-Institutionen direkte Ableger der Atom- und Fossil-Lobby. Wenn die Klimakrise, durchaus auch mit dem Heimatschutz-Argument zu definieren, ernst genommen wird, ist grundsätzlich dafür zu sorgen, dass auch Schutzobjekte möglichst rasch klimaneutral werden, ideal sogar zu Plusenergiehäusern, also zu Gebäuden werden, die mehr Energie erzeugen als sie verbrauchen, siehe dazu auch Umsetzung des Klimaschutz-Aktionsprogramms «Weltklima in Not – Stuttgart handelt».

Denn: «Wirtschaftliches und sozial verträgliches Aussteigen aus der Kernenergie und der CO2-intensiven Energiewelt ist möglich… wenn wir wollen»! (Schweizerischer Nationalfonds, Januar 2020).

Die real existierende Klimapolitik der Schweiz wird sich etwa durch die regelmässig zum Beispiel in vergleichenden Berichten der Schweizerischen Energie-Stiftung zur Entwicklung der Anteile von Strom aus Wind- und Solarkraft aufzeigen lassen.

Version 1. Juni 2020


Nachtrag 12. Juni 2020 

Nördlich Hochhaus der ETH Hönggerberg (Bild vom 6. Juni 2020)

Bei Regensberg, Beginn oder Ende des Lägern-Höhenzuges (Bild vom 12. Juni 2020)

Nochmals nördlich Hochhaus der ETH Hönggerberg (Bild vom 9. Juli 2020, mit einem starken Bild-Zoom)


Nachtrag 19. Juli 2020:
Velotour Richtung nördlichster Zipfel der Schweiz

Einige Kilometer nördlich von Merishausen liegt das nördlichste Dorf der Schweiz, Bargen. Darum einmal mit dem Velo Richtung den Windpark Verenafohren bei Merishausen und/oder Richtung Nordzipfel. Hier eine Auswahl von Bildern mit mehr oder weniger sichtbaren Windrädern von dieser Velotour.

Bei Berg am Irchel, etwas mehr als 20 Kilometer Luftlinie vom Windpark Verenafohren entfernt:

 

 

 

 

 


 

Bei der Kirche in Merishausen sind im Wechsel die Spitzen des sich drehenden Windrad-Rotors zu sehen: 

Am Ortsrand vom Merishausen zu sehen: ein Windrad inklusive Mast und ein Windrad mit Generatorgehäuse und einem Teil des Rotors.

Blick zurück von einem Aussichtpunkt oberhalb Neuhausen am Rheinfall: