Derzeit heitere Betroffenheit – wo bleibt ernsthafter Klimaschutz?

Die Pariser Klimaschutz-Konferenz vom Dezember 2015 hat eindeutige Vorgaben gemacht: Der von Menschen gemachte Klimawandel ist schnell und deutlich zu begrenzen. Auf die reale Klimaschutz-Politik hat dies allerdings kaum Auswirkungen. Derzeit fallen einige betroffen machende Texte auf, vor allem wegen ihres resignativen Charakters.

Zur Überraschung vieler wurden an der Klimaschutz-Konferenz COP 21 in Paris am 12. Dezember 2015 urenkelInnen-taugliche Beschlüsse gefasst: Die globale Erwärmung soll gegenüber dem vorindustriellen Zustand auf deutlich unter 2 Grad Celsius beschränkt werden, besser sogar auf 1.5 Grad Celsius.

Was es dazu braucht: Raschestmöglichster Ausstieg aus den fossilen Brenn- und Treibstoffen! Zukünftig sollen ausschliesslich erneuerbare Energien nachhaltig genutzt werden. Wenn wir Paris ernsthaft umsetzen wollen, ist dies um 2040 bis spätestens 2050 zu erreichen.

Dass Handeln dringlich ist, zeigen zwei Zitate von Ende 2016:

  • Aus Deutschland, Wissenschaftlicher Beirat der (deutschen) Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU), Sondergutachten 2016: Insbesondere für die Umsetzung des Übereinkommens von Paris müssen schnell disruptive Reformen realisiert werden, um das Emissionsbudget für das 1,5°C-Ziel nicht schon in den kommenden fünf Jahren aufzubrauchen.
  • Akademien der Wissenschaften Schweiz, Studie Brennpunkt Klima Schweiz. Grundlagen, Folgen und Perspektiven: Will die Schweiz einen mit den internationalen Klimazielen kompatiblen Pfad einhalten, muss sie jetzt entschiedene und eingreifende Schritte für eine Abkehr vom Verbrauch fossiler Energien einleiten und den Elektrizitätsbedarf CO2-frei halten.

Wenn derzeit in kleineren und grösseren Runden über die Umsetzung des Pariser Klimaschutz-Übereinkommens diskutiert wird, dominieren Stirnrunzeln und Kopfschütteln. Aus sehr unterschiedlichen Gründen gehen viele davon aus, dass unsere Gesellschaft nicht in der Lage ist, eine solche Herausforderung lösungsorientiert anzugehen. Hat dies allenfalls damit zu tun, dass der Ausstieg aus den fossilen und der Umstieg auf die erneuerbaren Energien ziemlich alle Lebens- und Wirtschaftsbereiche betrifft? Es geht nicht ausschliesslich um technische Aspekte, es geht um unser Verhalten, um unsere Haltungen – Suffizienz, Effizienz und Konsistenz als handlungsleitende Nachhaltigkeits-Prinzipien sind umfassend einzubeziehen.



Häufig geht es um die Frage, ob ein nachhaltigeres Leben auch ein gutes Leben ist – daran zweifeln viele! Oder ist dies, wie es Psychologe und Politikwissenschaftler Thomas Kliche von der Hochschule Magdeburg-Stendal sagt, eine Folge von Bequemlichkeitsverblödung?

Wir brauchen mehr Geschichten über gelingendes Leben in einer fossilenergiefreien Welt, in einer Welt ausschliesslich mit erneuerbaren Energien. Wir wissen alle, was es zu tun gibt – wir müssen es nur endlich tun wollen!



Bis es soweit ist, müssen wir uns offenbar mit heiterer Betroffenheit von den klaren wissenschaftlichen Aussagen und den eindeutigen Klimaschutz-Aufträgen abgrenzen. Einige Beispiele dazu:



  • Magazin Süddeutsche Zeitung, ABSCHIEDSKOLUMNE 14. JULI 2017, »Urlaub war uns wichtiger als eure Zukunft, sorry« VON MARC BAUMANN, Lead: Mit unserem Lebensstil schädigen wir den Planeten unwiderruflich. Jeder weiß es, keiner tut wirklich etwas dagegen. Ein vorweggenommener Entschuldigungsbrief an unsere Kinder.
  • Klimaschutz mobilisiert nicht (mehr), klimaretter.info, Freitag, 21. Juli 2017, Lead Immer drängender werden die Warnungen der Ökoverbände an die Politik, dass das deutsche Klimaziel für 2020 krachend verfehlt wird. Die Umweltschützer haben allerdings selbst mit einem immer größer werdenden Problem zu kämpfen.
  • Nachhaltiger Konsum: Wir werden verzichten müssen, Zeit, 20. Juli 2017, ein Gastbeitrag von Felix Ekardt
  • Schulbücher informieren falsch, klimaretter.info, Samstag, 22. Juli 2017, Lead In Schulbüchern und Regierungspapieren fehlen ausgerechnet die effektivsten Möglichkeiten, um die eigenen CO2-Emissionen zu senken: Weniger fliegen, weniger Fleisch essen, aufs Auto verzichten. Stattdessen werden Maßnahmen empfohlen, die gar nicht viel bringen.