Axpo: Restglaubwürdigkeit bei etwa Null

Ein staunender und ein verärgerter Konzernchef Heinz Karrer – und dies am gleichen Tag! Exemplarischer könnte nicht dargestellt werden, wie die Glaubwürdigkeit der Firma Axpo bachab geht (wahrscheinlich die Aare ab).

Trotz weniger Umsatz mehr Gewinn – dies ist nur in der Schweizerischen Stromwirtschaft möglich! Und trotzdem beschwert sich Axpo-CEO Heinz Karrer über die Politik. Selbst die Nicht-Entscheide des Parlaments gehen der Axpo zu weit: dieser (Nicht-)Entscheid sei nicht nachvollziehbar! Tja, seit Tschernobyl ist klar, dass der raschestmögliche Verzicht auf Atomenergie möglich ist – es handelt sich nicht um eine technische Fragestellung, sondern um politische Entscheide. Es stellt sich allerdings die Frage, ob die Aussage „nicht nachvollziehbar“ der Axpo-Spitze signalisiert, dass hier ein Lernprozess in Gang gekommen ist – vielleicht braucht es dazu noch etwas Nachhilfe (da geht es der Axpo offenbar nicht anders als den potentiellen MittelschülerInnen im Kanton Zürich). Darum sei es hier wiederholt: eine nuklear- und fossilfreie Energieversorgung ist möglich!

Verärgert zeigte sich die Axpo-Spitze, dass sie und einige Axpo-Verwaltungsräte (in der Regel langjährige PolitikerInnen vor allem von $VP und FDP) nicht nach Majak reisen konnten, um sich persönlich von den aus ihrer Sicht paradiesischen Verhältnissen in dieser Atommüll-Herumschiebe-Einrichtung überzeugen zu können (Achtung: dieser Satz ist ironisch). Abgesehen davon, dass nach diversen Medienberichten schon längst klar ist, dass es sich bei Majak um einen Ort handelt, der der militärischen Geheimhaltung untersteht, die Nicht-Besuchsmöglichkeit also alles andere als überraschend ist: es ist geradezu anmassend, dass sich Axpo-CEO Karrer und Axpo-Verwaltungsräte wie der Zürcher $VP-Regierungsrat Kägi zutrauen, durch einen Kurzbesuch beurteilen zu können, ob in Majak (nicht nur in ökologischer Sicht) alles bestens verläuft. Zur Illustration: die Axpo hat mit viel Aufwand eine Umweltdeklaration für die Atomkraftwerke Beznau erarbeiten lassen. Allerdings ist diese Umweltbilanz trotz des vielen Aufwandes schlicht falsch, wie Studien im Auftrag von Greenpeace ergeben haben. Im übrigen: All die vielen Studien haben EIN gemeinsames Ergebnis: Atomenergie ist NICHT NACHHALTIG!

Es ist nicht weiter verwunderlich, dass es mit dieser ziemlich nahe bei Null liegenden Restglaubwürdigkeit die Axpo auch Schwierigkeiten hat, Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien zu realiseren!

Die Axpo hat ein Problem: trotz vielfältigen Strukturen ist sie energiepolitisch nicht geführt! Bereits 2007 hat sich etwa der Kanton Zürich, zusammen mit den EKZ grösster Aktionär der Axpo, ausdrücklich darauf beschränkt, bei der Axpo Aktionärsinteressen zu verfolgen! Eine direktdemokratische Einflussnahme auf die Axpo und ihre Stromversorgungspolitik findet also nicht statt! Dies ist der grosse Unterschied zu den Elektrizitätswerken der Städte wie Basel, Zürich, Genf oder Bern: diese sind in die direktdemokratischen Entscheidungsabläufe der Städte eingebunden. Dies hat direkte Auswirkungen etwa auf das Stromangebot – den Strommix – dieser Werke: der verkaufte Strom ist deutlich ökologischer als der Axpo-Strom!

Die politische Forderung: die Axpo ist so zu strukturieren, dass es den Kanton möglich wird, direkten Einfluss auf den heute erstaunt und verärgert agierenden Stromversorger zu nehmen.