Nachhaltige Nutzung erneuerbarer Energien: Vorangehen statt Express

Aus vielen Gründen ist die Energieversorgung schnell vorangehend auf die nachhaltige und dezentrale Nutzung erneuerbarer Energien auszurichten. «Express» ist dazu nicht tauglich und dient letztlich nur der Fossil- und Atom-Schmutz-Wirtschaft.   

Seit mehreren Jahrzehnten ist bestens bekannt, dass unsere Energieversorgung ausschliesslich auf der dezentralen und nachhaltigen Nutzung erneuerbarer Energien aufzubauen ist. Dass dies nicht wie eigentlich angezeigt erfolgt ist, hat insbesondere mit den finanzkräftigen Fossil- und Atom-Schmutz-Wirtschaften und deren «Vasall*innen» in der Politik zu tun.

Im Kontext unter anderem des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine im Februar 2022 verstärkt durch das Verhältnis der Schweiz zur Europäischen Union entstanden mehr oder weniger plausible Erzählungen zu einer allfälligen Strommangel-Lage.

Spätestens seit den Parlamentswahlen im Herbst 2023 fällt auf, dass sich die Parlamentsmehrheiten nicht mehr um Fakten kümmern, sondern sich in erster Linie an den Interessen der Schmutz-Wirtschaft orientiert. Die #Korrigendum-Kolumne von SP-Nationalrätin Badrans «Mitte-rechts wird immer unanständiger – Ich bin entsetzt darüber, wie das Parlament unsere Verfassung und die direkte Demokratie mit Füssen tritt» illustriert dies, ebenso ein Artikel zum grünen Nationalrat Kilian Baumann

Solarstrom als Notvorrat?

Im Sinne der in der Schweiz historisch begründeten Diskusssion über den Notvorrat in solchen Situationen entwickelte sich die Idee des Solar-Expresses. Dabei ist die Nähe der Geschichtenerzähler*innen zur Fossil- und Atom-Schmutz-Wirtschaft auffällig. Oder anders: es war absehbar, dass ein allfälliges Scheitern des Solarexpresses als Weitererzählung dazu dienen würde, für neue Atomkraftwerke und für die Verlangsamung des Ausstieg aus den fossilen Energieträgern zu werben.

Notvorrat und Solarexpress: Damit wurde begründet, dass sämtliche mehrheitlich  auch verfassungsmässigen Aspekte, die zur Beurteilung solcher Vorhaben dienen, schlicht nicht mehr beachtet werden sollten/müssten, sogar dann, wenn nicht einmal bekannt ist, welche Auswirkungen solche Express-Solaranlagen auf die diversen Nachhaltigkeits-Aspekte haben könnten. Zukunftsfähig, Enkel*innen-/Urenkel*innen-Tauglichkeit ist und war diesen Geschichtenerzähler*innen egal. So kann und darf Notvorrat nicht wirklich aufgebaut werden.

Darum: viel mehr Strom aus erneuerbaren Quellen, zwingend nachhaltig genutzt

Der Ausstieg sowohl aus den fosssilen Energieträgern als auch aus der Atomenenergie führt zu einer Erhöhung des Stromverbrauchs. Werden die beachtlichen Effizienz- und Suffizienzpotenziale berücksichtigt und umgesetzt – siehe dazu mein Blogbeitrag
«Erneuerbare Energien so rasch wie möglich» vom Dezember 2021 – nimmt der Gesamtenergieverbrauch ab. Zu beachten dabei ist, dass dies beim Energieverbrauch pro Person zutrifft. Wenn sich die Zahl der in der Schweiz lebenden Menschen erhöht, braucht es in der Summe noch mehr Strom, oder es braucht noch weitergehende Anstrengungen bei Effizienz und Suffizienz.      

«So rasch wie möglich» weist auf die Alternative zum Solarexpress hin. So rasch wie möglich sind auf möglichst vielen dafür  geeigneten Flächen Anlagen zur Nutzung der Sonnenergie – sowohl zur Wärme- als auch zur Stromproduktion – zu installieren. Solche Flächen  befinden sind auf und an Gebäuden, auf, an und bei Infrastrukturanlagen, an grundsätzlich für die Agro-Photovoltaik geeigneten Flächen, auch an siedlungs- und infrastrukturnahen Standorten im Alpenraum.

Zur Eignung ein Hinweis: bei Gebäuden ist zum Beispiel der Nutzungszyklus zu beachten. Ideal ist, wenn die Realisation solcher Anlagen mit dem langfristigen Unterhalt oder der Erneuerung von Dach- und Fassadenflächen kombiniert werden kann. Idealerweise werden Fassaden- und (Flach-)Dachsolaranlagen mit der Fassaden- und Dachbegrünung als Aspekt zur Anpassung an die Klimaerhitzung kombiniert.

Zur Illustration dazu einige Angaben aus der «Lebensdauertabelle» von MV und HEV Schweiz:

  • 50 Jahre: Schrägdach: Ziegel, Faserzementplatten
  • 40 Jahre: Kompaktfassade: Mineralische Fassadenputze (auf Mauerwerk)
  • 30 Jahre: Flachdach: Kiesklebedach 

Da geht es sowohl um die nachhaltige Nutzung von Gebäudekonstruktionen als auch um finanzielle Aspekte, auch mit Bezug auf die Bezahlbarkeit etwa von Wohnraum.

Vorangehende Positiv-Planung

Somit ist eine vorausschauende, vorangehende Positiv-Planung zweckmässsig.

Bei Gebäuden ist die Erstellung von Solaranlagen in die Unterhalts- und Erneuerungsplanung einzubeziehen, ebenso bei Infrastruktureinrichtungen und der Agro-Fotovoltaik.

Mit der Positiv-Planung im Alpenraum sind Standorte im Alpenraum möglichst nahe bei Siedlungen und/oder Infrastrukturanlagen zu evaluieren, die die Realisierung von Solaranlagen mit möglichst kleinem Fussabdruck ermöglichen.

Ebenso braucht es – weil solche Anlagen nicht einfach Bandstrom produzieren – eine kluge Planung von Stromleitungen und Speichermöglichkeiten, möglichst unter Berücksichtigung der Kurz-, Mittel- und Langfrist-Speicherung.

Einmal mehr: wenn wir alle dies wollen, ist es – zwar nicht als Express, aber mit mittelfristiger Perspektive – möglich, einen erheblichen Anteil des zukünftigen Strombedarfs aus Sonnenenergie bereitzustellen!

Dazu ist es allerdings zwingend erforderlich, dass Bundes-, National- und Ständerat  endlich von der Propaganda-Lügen-Kampagne der Fossil- und Atom-Schmutz-Wirtschaft Abstand nehmen.

Positiv-Planung – umfassend nachhaltig!

In den letzten Monaten sind einige Solaranlagen-Projekte in den Alpen abgelehnt worden. Speziell schwierig haben es offenbar Projekte, die von eher grösseren traditionellen Stromversorgungsunternehmen geplant werden. Zum Teil geht es dabei um den Not-In-My-Back-Yard-Aspekt. Möglicherweise grösseres Gewicht haben derzeit die Diskussionen über die zukünftige Rolle der Stromversorgungsunternehmen bei der Nutzung bestehender Wasserkraftwerke.

Viele dieser Unternehmen haben vor Jahrzehnten solche Wasserkraftwerke gebaut und verkaufen den Strom ihren Kundinnen und Kunden, zu guten Preisen und meist mit einem Öko-Label versehen. Die Gemeinden und Kantone in diesen Regionen haben  vielfach den Eindruck, dass diese Unternehmen die Bergregionen nicht nur finanziell benachteiligt. Ein Aspekt ist etwa, dass der Stromproduktionspreis direkt beim Ausgang des Kraftwerkes meist tiefer ist als beim Verkauf  an die Endverbraucherinnen und Endverbraucher (obwohl dabei noch der Stromleitungsaufwand und das Angebots- und Nachfragemanagement zu berücksichtigen sind).

Nun, die nachhaltige Nutzung erneuerbarer Energien betrifft auch die Ökonomie; sowohl bezüglich Kommunikation als auch Psychologie bestehen da derzeit offenbar noch Lücken.         


Mit Blick auf die Volksabstimmung vom 9. Juni 2024: JA zum Stromgesetz. Dieses Gesetz ist noch nicht ausreichend für eine umfassende Nachhaltigkeitssicht, auf jeden Fall deutlich besser als der Solarexpress.

Und: die gekaufte Atom-Initiative braucht es definitiv nicht!