Politik ist und bleibt käuflich – dazu gehören auch Online-Stammtische!

Schon mehrfach habe ich festgehalten, dass die Stammtisch-Kommentare bei Online-Medien sinnentleert sind und regelmässig von professionellen Meinungs-ManipulatorInnen „gefüttert“ werden – dies unter anderem darum, weil die Verantwortlichen für die Online-Medien nicht in der Lage sind, die eigenen Regeln durchzusetzen. Es gibt nur eines: solche Online-Stammtische sind so rasch als möglich abzuschalten!

Bei Tamedia hat man ziemlich lange gebraucht – durchaus ein Hinweis auf die tiefe Qualität dieses Mediums -, um die kommerzielle Nutzung der Online-Stammtische festzustellen. Dabei ist längst klar: Politik ist zuerst Marketing, vor allem vor Volksabstimmungen! Dass dies Tamedia ausgerechnet vor der Abstimmung über die unsinnige Minder-Initiative um die vermeintlichen AbzockerInnen feststellt, ist durchaus bemerkenswert!

Ich zitiere dazu eine schon etwas ältere Aussage des damaligen $VP-Präsidenten Ueli Maurer: Wer seine Kernbotschaft nicht in einem einzigen Satz von 12 bis 15 Sekunden Länge hersagen könne, der habe das Problem nicht richtig durchdacht und sei im Medienzeitalter verloren (Originalzitat, darum ausschliesslich in männlicher Form). P.S. Das sind etwa zwei Sätze mit höchstens 60 Silben – da reichen die 400 Zeichen, die bei Online-Stammtischen zur Verfügung stehen, bestens aus. Das war noch vor Twitter-Zeiten, wo sogar 160 Zeichen ausreichend sein müssen!

Nochmals: ob es passt oder nicht, Demokratie ist auch Marketing, die politische Meinung ist und bleibt auch käuflich – dies gilt auch für die Online-Stammtische.

Es ist schon lange klar, dass die Inserate-Seiten der Medien und die Plakatwände, also die finanziellen Möglichkeiten der Pro- oder Contra-Komittees, einen zentralen Einfluss auf das Abstimmungsergebnius haben. Auch wenn sich Initiant Minder gerne populistisch gibt, dürfte es seine Initiative mit dem Nein des Autokraten Blocher und der Bekanntgabe der Gründung eines $VP-Nein-Komitees sehr sehr schwer haben – das kann ja durchaus der Grund sein, warum gerade unmittelbar danach die „Manipulationsversuche“ an den Online-Stammtischen bei Tamedia thematisiert wurden.

Ob die AktionärInnen oder die obersten ManagerInnen legitimere AbzockerInnen sind – darum geht es bei der Volksabstimmung vom 3. März 2013 über die Minder-Initiative (und damit den indirekten Gegenvorschlag des Parlaments) – ist keine Frage, die demokratisch festzulegen ist, dazu reichen die bereits vorhandenen gesetzlichen Bestimmungen mit Vorgaben zu den Demokratieaspekten einer Aktiengesellschaft bei weitem aus. Politisch relevant ist dagegen die Frage der Spanne zwischen Normal- und „AbzockerInnen“-Löhnen. Und darum geht es dann bei der Abstimmung über die 1:12-Initiative der JUSO (Datum noch nicht festgelegt) – oder mindestens so wichtig bei der Unterschriftensammlung zur Initiative für ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle!

Wenn Politik auch Marketing ist, wenn die kommerzielle Meinungsmanipulation Bestandteil der direkten Demokratie ist, dann sind die Stimmberechtigten besonders gefordert – sie müssen nämlich herausfinden, welche dieser bezahlten MeinungsmanipulatorInnen (Parteien, Verbände, NGO, …) ihre individuellen Interessen am besten vertreten, ohne dabei das gesellschaftliche Wohlergehen aus den Augen zu verlieren. Blogs wie umweltnetz.ch können dazu einen Beitrag leisten!