Nur nachhaltig genutzte erneuerbare Energien sind erneuerbar

«Code Red» – 16 von 35 untersuchten «Vitalzeichen» des Planeten Erde haben noch nie gemessene Extremwerte erreicht, darum schlagen Forscher:innen «Code Red»-Alarm. Das ist speziell zu beachten, wenn als erneuerbar bezeichnete Energien genutzt werden.

Im Herbst 2022 beschäftigt sich ein Teil der Mehrheits-Politiker:innen in der Schweiz vor allem mit potenziellen Strom- und Erdgas-Mangellagen. Ein Teil dieser Politiker:innen bezieht auch den von Menschen gemachten Klimawandel in die Überlegungen ein – ohne allerdings die real existierende Klimakrise anzugehen. In einem Artikel zum «Code Red»-Alarm ist zu lesen: «… der Klimawandel ist kein isoliertes Problem. Er ist Teil einer größeren, systemischen Krise der ökologischen Übernutzung. Der Mensch und seine Ansprüche überschreiten die regenerativen Kapazitäten der Biosphäre.»

Eine nachhaltige Entwicklung ist zwingend vorgegeben

Die deutlich verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien, namentlich Sonnenenergie, Wasserkraft und zum Teil Windkraft, gilt in der Schweiz als eine Reaktion zuerst auf die nicht auszuschliessende Energie-Mangellage. Für bestimmte Anlagenkategorien sollen bei der Realisierung alle anderen kommunalen, regionalen, kantonalen oder nationalen Interessen nicht berücksichtigt werden. Die nachhaltige Entwicklung ist beispielsweise in der Bundesverfassung mehrfach erwähnt – eine eindimensional einseitig auf die Energieproduktion fokussierte Sichtweise ist somit krass verfassungswidrig.

Warnzeichen werden nicht nur von der $VP ignoriert

Fast gleichzeitig wie der «Code Red»-Alarm zum Zustand des Planeten Erde stellt etwa ein $VP-Ständerat sämtliche Prinzipien zum Schutz von Gebieten in Frage.

Wenn in einem Zeitungs-Artikel Fragen zu einer Monster-Solaranlage im alpinen Raum gestellt werden, wird etwa im digitalen Stammtisch-Geschwafel eine umfassende Nachhaltigkeitssicht bei derartigen Fragestellungen hochgradig unqualifiziert in Frage gestellt.

Prof. Jürg Rohrer von der ZHAW wird dazu in der NZZ wie folgt zitiert: «… es besteht die Gefahr, dass nicht die besten, landschaftsverträglichen Projekte gebaut werden, sondern zum Beispiel die, welche als erste fertig geplant sind», sagt er. Aus seiner Sicht wäre es das Beste, wenn eine neutrale Stelle entschiede, welche Projekte sich am schonendsten umsetzen lassen.» Dies stellt somit einen fachlich begründeten Gegensatz zu den vulgär-populistischen eindimensionalen «Ich will soviel Strom brauchen wie ich will»-Sichtweisen dar. Oder anders: es gibt auch im Alpenraum ausreichend geeignete Flächen, auf denen sich in einer umfassenden Nachhaltigkeitsbeurteilung zukunftsfähig Solarstrom mit einem hohen Winteranteil produzieren lässt!

PS: Vom Sommer 2022 gibt es eher eindimensional wahrnehmbare Zitate auch von Prof. Jürg Rohrer.

Nachhaltige Nutzung erneuerbarer Energien ist zwingend und möglich!

Bei allen nachvollziehbaren Sorgen um die Sicherheit der Stromversorgung – ein «Blackout» ist nicht wünschbar – gibt es nicht nur angesichts des «Code Red»-Alarms zum Zustand des Planeten Erde eine zwingende Verpflichtung, erneuerbare Energien nachhaltig zu nutzen. Denn nur unter dieser Voraussetzung sind erneuerbare Energien tatsächlich erneuerbar, weil dann und nur dann die Beschränktheit des Planeten Erde respektiert wird. Dies ist eine zwingende Voraussetzung zum Beispiel für das «Dreamteam Solarstrom & Wasserkraft» (Titel einer Studie von Thomas Nordmann und Jörg Hofstetter).

Und …

Grundvoraussetzungen zur nachhaltigen Nutzung erneuerbarer Energien (=Konsistenz) sind die Beachtung der Handlungsprinzipien Suffizienz und Effizienz. Spannend dabei ist die Frage, ob Konsistenz-Aspekte bei der Stromproduktion ausschliesslich im traditionellen Spannungsfeld eher grosse Stromversorgungsunternehmen einerseits  und Stromkonsument:innen andererseits umgesetzt werden oder doch eher unter Einbezug des Prosumer-Ansatzes.

PPS: Für die politische Diskussion zu beachten: selbst bei umfassender Respektierung der Handlungsprinzipien Suffizienz und Effizienz ist davon auszugehen, dass wegen der erforderlichen Dekarbonisierung und des Ausstiegs aus der Atomenergie der Gesamtenergieverbrauch – gesamthaft für die Schweiz, aber auch pro Person – mehr oder weniger deutlich abnehmen wird, während der Stromverbrauch absolut und relativ zunehmen wird, siehe zum Beispiel mein Blogbeitrag Energieversorgung – schnelle, weitreichende und beispiellose Veränderungen.

Immer einzubeziehen ist, dass die Sonne situativ ebenfalls zur Bereitstellung von Wärmeenergie verwendet werden kann. Sowohl bei Wärme- wie bei Strom-Energie-Nutzung sind kurz- bis langfristige Speichermöglichkeiten – vom Einzelobjekt über Quartier- und Gemeindeansätze bis zu regionalen und nationalen Ebenen – mitzuberücksichtigen.

Es braucht einen nachhaltigen «Sprint» für erneuerbare Energien

Von zentraler Bedeutung für eine nachhaltige Entwicklung der nachhaltigen Energieversorgung ist, dass so rasch als möglich auf und an Gebäuden, an und auf Infrastrukturanlagen Anlagen zur Nutzung der Sonnenenergie realisiert werden. Dazu gehört der Einbezug in nachhaltige Bewirtschaftungskonzepte von Gebäuden und Infrastrukturanlagen.

In jeder Gemeinde, in jeder Stadt, in jedem Kanton, auf Bundesebene braucht es Influencer:innen und Botschafter:innen, die für einen nachhaltigen «Sprint» für erneuerbare Energien einstehen und werben – zum Beispiel Politiker:innen, Unternehmer:innen, Sportler:innen, Künstler:innen und so weiter!

PPPS: Dazu gehört die Botschaft, dass es um ein «Und» geht. Es braucht sowohl schonend umsetzbare Solaranlagen im alpinen Raum als auch Solaranlagen auf jeder dafür geeigneten Gebäude- und Infrastruktur-Fläche!