Erneuerbare Energien so rasch wie möglich

Wärme und Strom aus erneuerbaren Energien – dies ist möglich, wenn wir alle dies wollen. Es ist sogar rasch möglich, wenn wir alle dies wollen. Wollen wir alle?

In der Schweiz sind besonders bei bestehenden Gebäuden die fossilen Energieträger Öl und Gas nach wie vor sehr bedeutend – obwohl es längst ausreichend energieeffiziente Alternativen zur Nutzung erneuerbarer Energien gibt. Auch beim Strom stammt rund ein Viertel des verbrauchten Stromes nicht aus erneuerbaren Energien.

Weil der Klimaschutz – oder die Dekarbonisierung der Energieversorgung – dazu führt, dass der Stromanteil an der Energieversorgung grösser wird, kommen eigenartige Dinge wie neue Atomkraftwerke oder Gaskraftwerke in der politischen Debatte vor.

Mit einigen Zahlen und Grafiken möchte ich die aktuellen Themen etwas vertiefen.

Effizienz und Suffizienz, dann dekarbonisieren.

Beim Bundesamt für Energie finden sich diverse sehr umfangreiche Datensammlungen. Ich habe die Darstellung des Endenergieverbrauchs des Jahres 2020 aufgeschlüsselt nach Energieträgern ausgewählt. Es geht da um 747’400 Terajoule (TJ).

Wir alle wissen, dass diese Energie noch nicht umfassend energie-effizient genutzt wird, auch wenn es hin und wieder gute Meldung gibt. Zum Beispiel: Mehr Geräte, weniger Stromverbrauch: Trend zu energieeffizienten Elektrogeräten geht weiter. Auch Suffizienz könnte zur zusätzlichen Energieverbrauchsminderung beitragen.

Bei Gebäuden wäre es gut möglich, die Hälfte des Wärmeverbrauchs einzusparen; im Rahmen der periodisch erfolgenden Werterhaltung beispielsweise.

Beim Strom könnten sicher nochmals 20 Prozent gespart werden – zum Beispiel dadurch, dass nur noch die energieeffizientesten Geräte gekauft werden und hin und wieder gefragt wird, ob die Anwendung A oder B tatsächlich nötig ist.

Und bei Autos wissen wir, dass mindestens zwei Drittel der eingesetzten Energie nicht in Antriebskräfte umgesetzt werden kann. Zudem sind heutige Autos viel zu gross und zu schwer, zudem könnte ein beachtlicher Anteil der Autofahrten durch andere Verkehrsarten (zu Fuss, mit dem Velo, mit dem öffentlichen Verkehr) ersetzt werden.

Wenn all dies bereits gemacht wäre, bräuchte die Schweiz nur noch 70 Prozent des heutigen Energieverbrauchs.

Wenn wir dann noch die fossilen Energieträger durch erneuerbare Energien ersetzen – bei Gebäuden vor allem durch Wärmepumpen und Solarthermie, bei Autos Elektro-Antrieb, gelingt es nochmals, den Energieverbrauch zu vermindern, und zwar auf etwa 55 Prozent des Wertes des Jahres 2020.

Dies sieht grafisch so aus:

Stromverbrauch wird gewichtiger

Während der Gesamtenergieverbrauch deutlich abnimmt, nehmen der Stromverbrauch und der Stromverbrauchsanteil am Gesamtverbrauch deutlich zu. 33 Prozent nimmt der Stromverbrauch zu; fast zwei Drittel des Energieverbrauchs werden durch den Strom abgedeckt. 

Die sichere Stromversorgung wird somit deutlich wichtiger.

Diverse Stromproduktion – Photovoltaik als ein Beispiel

Strom lässt sich aus verschiedenen erneuerbaren Energien produzieren – Wasserkraft ist ein längst bekanntes Beispiel, Windkraft und Photovoltaik gehören sicher dazu. Offen ist, wie intensiv zum Beispiel Holz genutzt werden soll.

Es gibt diverse Studien zum Photovoltaik-Potenzial in der Schweiz. Swissolar hat dazu berichtet. 67 Terawatt-Stunden (TWh) Strom (entsprechend 295’200 Terajoule) könnten bei Gebäuden aus der Sonnenenergienutzung gewonnen werden; würden zusätzlich dazu Solaranlagen auf Infrastruktureinrichtungen realisiert, kämen weitere 15 TWh Solarstrom dazu. Da die Solarstromproduktion abhängig ist von der Sichtbarkeit der Sonne, bräuchte es wie bei anderen Energieträgern Speichermöglichkeiten. Im Bericht zu einer für die Schweizerische Energie-Stiftung (SES)  erstellten Studie sind Angaben zu den Verlusten solcher Speichertechnologien zu finden:  Batteriespeicher 10-15%, Pumpspeicherkraftwerke 25-30%, Speicherung in Form von Gas 60-70%. 

Die Grafik zeigt neben dem Strombedarf das Angebot an Solarstrom inklusive Speichertechnologien, ausschliesslich von Solaranlagen an und auf Gebäuden:

PS: Abfälle in der Energiepolitik dürften hauptsächlich als Greenwashing der Wegwerfgesellschaft dienen – in einer dekarbonisierten Energieversorgung gibt es dafür kaum Platz.

Zukunftsfähig sind verschiedene Stromquellen

Photovoltaik allein könnte gekoppelt mit geeigneten Speichertechnologien – insbesondere Batterien und Pumpspeicher – den zusätzlichen Strombedarf abdecken. Es zeigt sich durchaus, dass Gasspeicher-Lösungen (und damit voraussichtlich auch alle P2X-Ansätze) eine wesentlich grössere Herausforderung darstellen.

Dies bedeutet, dass wir alle ab sofort möglichst viel Solarenergieanlagen realisieren sollen. Ideal erfolgt dies kombiniert mit einem umfassenden Plan, wie jedes Gebäude in der Schweiz für die Wärme- und die Stromversorgung innerhalb von 10 bis 15 Jahren auf erneuerbare Energien umgestellt werden kann, Stichworte Null- und Plus-Energie-Bauten.

Zusätzlich zu den eher dezentralen Solaranlagen ist es von Vorteil, wenn ebenfalls Anlagen zur Nutzung von Wind- und Wasserkraft realisiert werden.

Wir alle wollen

«Wir alle» meint, dass tatsächlich alle gemeint sind, wenn es darum geht, solche Anlagen zu realisieren. Es wird weiterhin auch Solaranlagen geben, die von Elektrizitätswerken an den Staudämmen von Muttsee (axpo), Albignia (ewz) oder Lago di Lei (ewz) realisiert werden – dies kann und darf nicht davon ablenken, dass es sehr sehr viele Solaranlagen auf und an sehr sehr vielen Gebäuden braucht!   

Wer absurderweise auf Atom- und Gaskraftwerke setzt,  geht davon aus, dass «wir alle» nicht funktioniert.

Darum: Wir alle wollen, dass in recht kurzer Zeit unsere Energieversorgung ausschliesslich mit erneuerbaren Energien funktioniert.