Sicherheit Stromversorgung: schnell 100 Prozent Erneuerbare

«Blackout» – nicht erst seit dem Technik-Thriller von Marc Elsberg aus dem Jahr 2012  prägt die dystopische Möglichkeit auch die energiepolitischen Diskussionen. «Morgen ist es zu spät» im Untertitel des Thrillers gibt vor, dass etwas zu tun ist. Ein erfolgsversprechender Ansatz: Stromversorgung so rasch als möglich mit 100 Prozent erneuerbaren Energien sicherstellen!

Machtpolitiken, fossile Inflation, französisches Atom-Desaster

Diverse Machtpolitiken auf internationaler Ebene haben dazu geführt, dass die Erdgas-Reserven derzeit knapp oder gar nicht vorhanden sind. Erdgas spielt – entgegen den Diskussionen zum Klimaschutz – nach wie vor eine bedeutende Rolle bei der Spitzenabdeckung des Strombedarfs.

Verstärkt wird dieser Aspekt durch die Preisentwicklung insbesondere der konventionellen Energieträger. Da haben einige Schreibende bereits von «greenflation» geschrieben. Dabei ist dies eindeutig eine fossile Inflation. Diese nach wie vor vorhandene Abhängigkeit von den Preisen fossiler Energieträger ist ein sehr deutlicher Hinweis auf das Scheitern der Energiepolitiken der letzten bald fünfzig Jahre, Stichwort «Grenzen des Wachstums» oder Erdölpreiskrise

Dazu kommt ein eigentliches Atom-Desaster in Frankreich, ausgelöst durch die Störungsanfälligkeit zahlreicher älterer Atom-Reaktoren. 

Schwächen des EU-Strommarktes 

Gerade für die Schweiz wirken sich zudem die Schwächen des EU-Strommarktes aus. Dabei handelt es sich um ein virtuelles Gebilde, ausgehend davon, dass jederzeit genügend Strom vorhanden sei. Absichten sind möglichst tiefe Strompreise speziell für Grösststrom-Verbraucher, unabhängig von den physikalischen Stromnetz-Voraussetzungen und den ökologischen Aspekten. Die EU betreibt hier sowohl Greenwashing als auch Öko-Dumping. Dazu kommt, dass die EU Kompetenzen an sich reisst, die ihr nicht zustehen. Für den physikalischen Stromfluss in Europa ist nämlich der Verband Europäischer Übertragungsnetzbetreiber ENTSO-E zuständig!

Sichere Stromversorgung muss ein Auftrag auch im liberalisierten Strommarkt sein

Weil während langen Jahren eher zu grosse Kraftwerkskapazitäten vorhanden waren, beschränkt sich der liberalisierte Strommarkt ausschliesslich auf die Bevorzugung von Tiefst-Strompreisen. Dies zeigt sich etwa daran, dass Schweizer Kraftwerksbetreiber bis jetzt nicht verpflichtet sind, die in Speicherseen eingelagerten Energiemengen zur Abdeckung des Schweizerischen Spitzenbedarfs einzusetzen. Immerhin gibt es bereits einen Gesetzesentwurf auf nationaler Ebene, der neu eine Wasserkraftreserve vorsieht (Bundesrätin Simonetta Sommaruga in einem Tages-Anzeiger-Interview vom 22. Januar 2022). Als Zitat aus diesem Interview: «Die Versorger müssen eine bestimmte Menge Wasser in den Speicherseen zurückhalten und werden dafür entschädigt. So haben wir den Strom auf sicher, falls wir ihn brauchen.»

Dekarbonisierung der Energiewirtschaft erhöht den Strombedarf – auch im Winter

In meinem Blogbeitrag Erneuerbare Energien so rasch wie möglich vom Dezember 2021 zeige ich auf, dass die Dekarbonisierung der Energiewirtschaft als Beitrag der Schweiz zur Reduktion der Klimakrise den Strombedarf erhöht. Wenn wir alle wollen, ist es sehr gut möglich, diesen Strombedarf zukünftig ausschliesslich mit erneuerbaren Energien zu decken!

Eine Chance auch für die Versorgungssicherheit: Prosumer-Strategie

Bis anhin war der Strommarkt geprägt durch die klare Aufgabenteilung zwischen Stromversorgungs-Unternehmen und Strom-Konsument*innen. In der Tendenz führt dies zu eher grossen Kraftwerken mit mehr oder weniger grosser Distanz zu den Strom-Konsument*innen.

Solarstrom ermöglicht eine Vielzahl von Produktionsanlagen, idealerweise an und auf Gebäuden installiert, situativ auch an und auf Infrastrukturanlagen. Dadurch werden die bisherigen Stromkonsument*innen zu Strom-«Prosumern»: Der von einer Solaranlage auf oder am Gebäude produzierte Strom wird von den Gebäudenutzer*innen konsumiert. Je nach Situation sind sehr unterschiedliche Eigenversorgungsgrade möglich, dies sowohl bei der Bilanzierung von einer Fünfzigstel-Sekunde (massgeblich für die Versorgungssicherheit) bis zu einem Jahr. 

Auch auf Prosumer-Ebene sind Speichereinrichtungen möglich, sowohl strom- wie wärmeseitig.

Es braucht klare Prosumer-Botschaften

Bis anhin hat der Bundesrat die Energiepolitik-Botschaften vor allem an die Energieversorgungs-Unternehmen gerichtet. Es fehlen offensichtlich die Botschaften an bereits aktive und vor allem zukünftige Prosumer. Im bereits erwähnten Interview sagt Bundesrätin Simonetta Sommaruga: «Ich würde mir politisch etwas mehr Aufbruchstimmung wünschen.» Und dann sogar noch: «Doch, wir wollen das, wir können das.» Als Vorschlag für ein nächstes Interview: «Wir wollen mehr Solarstrom, wir können mehr Solarstrom!»      

Wir alle wollen mehr Solarstrom! Wirklich? Wirklich!

Wegen des Blackout-Risikos stellen $VP und FuckDePlanet absurde Forderungen, was zu Schlagzeilen wie «Spektakulärer Kurswechsel: FDP-Spitze will neue AKW wieder zulassen» führt.

Der in Dietikon tätige FDP-Gemeinderat und Campaigning-Experte Peter Metzinger kommentiert dies in seinem Blog mehrfach mit dem Ausruf «Dümmer geht‘s nimmer». Und zur Atomenergie sagt er: «Man kann die Tatsachen ausklammern, dass Atomstrom der teuerste ist, dass kein Elektrizitätsbetreiber hierzulande ein neues AKW bauen will, dass die Endlagerung noch lange nicht gelöst ist und Atomstrom frühestens in 20 Jahren fliessen würde, wir Lösungen für Klimaschutz und Stromversorgung aber schon in wenigen Jahren brauchen.»

Es ist also alles daran zu setzen, dass wir so rasch als möglich sagen können: Wir alle wollen mehr Solarstrom! Und natürlich auch Strom aus anderen nachhaltig nutzbaren erneuerbaren Energien!