Freude über das vorzeitige Ende der Energiewende?

Nun hat auch der Nationalrat das Ende der Energiewende besiegelt: mit dem Festhalten an der unsinnigen KEV-Subventionitis und der nicht nachvollziehbaren Ausklammerung einzelner Unternehmen von einer zukunftsgerichteten Energieversorgung werden Tatsachen geschaffen, die kaum mehr zu verändern sein werden. Dass da etwa bei der Solarstromlobby schon fast Feierstimmung aufkommt, ist ernüchternd!

Lügende Energiepreise – dies gilt insbesondere für die fossilen und nuklearen Energieträger, die massiv direkt und indirekt subventioniert sind und bei denen zudem die durch deren Verbrauch entstehenden Folgekosten nicht internalisiert sind – sind der Hintergrund, warum überhaupt Gerüchte aufkommen konnten, dass die Energiewende (in der Schweiz verwendet etwa der Bundesrat systematisch nur den Begriff „Energiestrategie 2050“) teuer werde – erst langsam kommen Fragen auf, was denn wohl die Nicht-Energiewende kosten würde. Die Subventionsitis aller Art ist definitiv kein zukunftsgerichteter Ansatz.

KEV und der Solarstrom werden gerne miteinander verknüpft in der Politik – aus meiner Sicht ist genau das Gegenteil der all: die KEV verhindert die Solarstromproduktion! Dies vor allem darum, weil damit die Botschaft verbunden ist, Solarstrom sei furchtbar teuer und sei ohne Subventionen nicht zu haben. Derartige Aussagen sind schlicht lächerlich und völlig substanzlos.

Ich illustriere dies am Beispiel eines 4-Familien-Haushalts in einem Mehrfamilienhaus, zum Beispiel in einem Haus, das kürzlich erneuert wurde mit gleichzeitiger Verbesserung der energetischen Qualität; dabei wurde auch eine Wärmepumpe eingebaut. Um den Strombedarf des Haushalts und der Wärmepumpe abzudecken, braucht es etwa 30 Quadratmeter Solarzellen, diese sind für 10’000 bis 12’000 CHF fertig installiert zu haben. Nach klassischen Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen verursacht eine solche Anlagen monatliche Kosten von 35 Franken, wenn das Geld bis anhin auf einem Sparkonto lag (mit 0.5 % Zinsatz) oder 50 Franken, wenn dafür die Hypothek aufgestockt werden muss. Im Betrieb dieser Anlage entstehen weitere Kosten, weil der produzierte Solarstrom nicht zeitgleich für den Haushalt und die Wärmepumpe verwendet werden kann und somit eine Benutzung des Stromnetzes und dessen direkten und indirekten Speicherfunktionalitäten erforderlich ist. Zum Vergleich: für die Kücheneinrichtung dieser Wohnung wurde ein wesentlich höherer Betrag ausgegeben – über die Rendite dieser Investition wurde noch nie diskutiert. Über solche Aspekte wird – im Sinne einer Denkverhinderung – nur bei Energielösungen debattiert. Klar ist: die Sonnenenergienutzung auf dafür geeigneten Flächen muss so selbstverständlich sein wie die Kücheneinrichtung oder der Briefkasten!

Allgemein anerkannt ist, dass die Preise der Photovoltaikanlagen noch weiter sinken werden, siehe zum Beispiel Prof. Klaus Ragaller im ETH-Klimablog vom 3.6.2013.

Dass die KEV-Öffnung für Solarstrom verbunden ist mit Ausnahmeregelungen für gewisse Wirtschaftsunternehmen, macht den Entscheid von Stände- und Nationalrat endgültig absurd. Die Politik entlässt also gewisse Wirtschaftsunternehmen aus der Energiepolitik: die Wirtschaft darfweiterhin – ohne Rücksicht auf Nachhaltigkeit und dergleichen – weiterhin hoch subventionierten EU-Sozial- und Öko-Dumping-Billigstrom einkaufen! Solche Entscheide sind zumindest Schildbürgerstreiche (männliche Form vorsätzlich) – die Geschichte hat dafür den Begriff Pyrrhus-Sieg geprägt. Darüber sollte sich nicht einmal die Solarstromlobby freuen.


Als Alternativen zur Subventionitis: Energiepolitik von unten und Nach-nuklear und nach-fossil: heute beginnen!