Energiewende? Energierevolution!

Derzeit zu beobachten: Konsument*innen und Politik reagieren hektisch auf steigende Öl- und Gaspreise. Und vorgeblich bürgerliche Parteien wollen die «Atomenergie» wieder auf die politische Bühne bringen. Offensichtlich sind Energie-, Umwelt- und Klimapolitik der letzten Jahrzehnte gescheitert. Was ist zu tun? 

Die in der Schweiz lebenden Menschen sind im Mittel weit, sehr weit von einer nachhaltigen Lebensweise entfernt. Ökologische und soziale Fussabdrücke sind weit grösser, als es für die Gegenwart und Zukunft des Lebens auf dem Planeten Erde förderlich ist. Unsere Lebensweise ist in keiner Art und Weise enkel*innen- und urenkel*innen-tauglich.

$VP und «Fuck De Planet» stehen massgeblich für diese nicht zukunftsfähige Politik der Schweiz. Auf das Stichwort «Stromversorgungssicherheit» reagieren sie derzeit geradezu hysterisch – auch wenn dies seit Jahrzehnten von hoher Relevanz ist. Sie haben es bis jetzt einfach ignoriert, weil sie ausschiesslich auf die Strommarktliberalisierung setzten.

Der dezentralen, nachhaltigen Nutzung erneuerbarer Energien gehört die Zukunft

Es gibt eine Vielzahl von Studien, die aufzeigen, wie eine nachhaltige, dekarbonisierte, zukunftsfähige Stromversorgung aussieht – als Teil einer umfassenden Energiepolitik. Die dezentrale Nutzung erneuerbarer Energien – in der Reihenfolge Sonnen-, Wind- und Wasserkraft – ist zukunftsfähig, wenn dabei möglichst alle der Vorgaben aus den Nachhaltigkeitszielen der UNO  (SDG) berücksichtigt werden.

Wenn wir dies tun wollen, ist nicht bloss eine Energiewende erforderlich, sondern eine eigentliche Energierevolution. Cornelia und Volker Quaschning beschreiben dies in ihrem Buch «ENERGIEREVOLUTION JETZT – Mobilität, Wohnen, grüner Strom und Wasserstoff: Was führt uns aus der Klimakrise – und was nicht?».

Ein wichtiger Aspekt ist, dass wir alle möglichst rasch von Energie-Konsument*innen zu Energie-Prosumer*innen werden. Derzeit kaufen wir für viel Geld Energie und/oder Energie-Rohstoffe unter anderem auch aus nicht-demokratischen, despotischen Staaten ein. Wir können rasch dafür sorgen, dass wir das Geld ausgeben für technische Einrichtungen, die dezentral erneuerbare Energien nachhaltig nutzen. Dazu gehört auch eine umfassende dezentrale Speicherung von Energien.

Wir alle werden zu Energie-Prosumer*innen!

Öl- und Gasversorgungen, wahrscheinlich auch Fernwärmeversorgungen, brauchen wir sehr schnell nicht mehr in der heutigen Form. Stromversorgungsunternehmungen braucht es weiterhin, aber in einer anderen Funktion! Es geht nicht mehr um die umfassende Versorgung der Kund*innen mit Strom, sondern um die Unterstützung und die Begleitung der «neuen» Energie-Prosumer*innen.

Technisch gehört in ziemlich allen Anwendungen Energie-Prosuming die Zukunft – Wenn WIR dies alle wollen!

Wenn WIR dies alle wollen? $VP und «Fuck De Planet» wollen dies noch nicht! Wenn sie neue Atomkraftwerke fordern, wenn sie für möglichst grosse neue Stauseen plädieren, wenn sie sich für die Realisierung grossflächiger Solaranlagen in naturnahen alpinen Gebieten einsetzen, geht es dabei hauptsächlich um bisherige und allenfalls erweiterte Tätigkeitsfelder der gegenwärtigen grossen Stromversorgungsunternehmen.

Diese potenziellen Aktivitäten der grossen Stromversorgungsunternehmen sind nur dann nötig, wenn der «revolutionäre» Wechsel zum Prinzip des Energie-Prosumings nicht funktionieren sollte.

Auch Politik muss Energie-Prosuming wollen

Auch die Politik ist noch nicht in der Energie-Prosuming-Welt angekommen, wie etwa eine im Auftrag der Schweizerischen Energiestiftung und von Swissolar erstellten Studie «Synopse Photovoltaik Gesetzgebung» zeigt. Der Bundesrat hat die Absicht, mit einem «Bundesgesetz über eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien» den Ausbau erneuerbarer Energien voranzubringen. Nur: die vom Bundesrat vorgeschlagenen Änderungen würden ausgerechnet kleine Solaranlagen – also Energie-Prosumer*innen-Anlagen – viel weniger rentabel machen als heute.

Es ist schon so: gerade Hauseigentümerschaften – etwa auch via ihre Vertretung durch den Heizöl- und Erdgas-Verein (HEV) – verstehen es bestens, echte oder vorgebliche Mängel insbesondere am finanziellen Motivationssystem für Energie-Prosuming-Lösungen als gewichtige Hinderungsgründe zu deklarieren. Es braucht endlich die ganz einfachen Botschaften, die selbst uneinsichtige Hauseigentümerschaften dazu bringen, so rasch als möglich Teil des Energie-Prosuming-Systems zu werden!

Zur Erläuterung führe ich wieder einmal einen alten Spruch ein: Die finanziellen Debatten rund um Energie-Prosuming zeigen einmal mehr, dass Schweizer*innen zwar gut addieren, subtrahieren, multiplizieren und dividieren können, aber immer noch schlecht rechnen können.   

Immer noch: ATOMKRAFT? NEIN DANKE!

Auch wenn kurz- bis mittelfristig (neue) Atomkraftwerke nichts zur Stromversorgungssicherheit beitragen könnten, setzen $VP und «Fuck De Planet» alles daran, derartige Anlagen wieder in die Diskussion zu bringen.

Ich habe für diesen Beitrag ein schon älteres Logo der Anti-Atom-Bewegung verwendet. Seit Jahrzehnten beobachte ich die Aktivitäten der Atomkraftwerke-Szene mit Interesse. Trotz offensichtlichem Aufwand der Atomlobby sehe ich keinerlei Anzeichen dafür, dass «ATOMKRAFT? NEIN DANKE!» stillgelegt werden müsste, im Gegenteil. Offensichtlich ist, dass Atomkraftwerke nicht vereinbar sind mit dem Energie-Prosuming-Ansatz. Nicht nur Kostengründe stehen Atomkraftwerken auch bei klassischen Stromversorgungslösungen entgegen. Es ist schlicht nicht erkennbar, mit welchen Fakten die Atomlobby derzeit operiert, es dominieren nach wie vor Fakes und Lügen.

Wir alle wollen enkel*innen-taugliche Energie-Prosumer*innen-Lösungen!

Wenn wir alle wollen, es ist für jede energieverbrauchende Situation möglich, einen hohen Anteil der dazu benötigten Energie dezentral und nachhaltig bereitzustellen. An und auf Gebäuden, in der Nachbarschaft, allenfalls im gleichen Dorf- oder Stadtgebiet bestehen vielfältige Möglichkeiten. Einzubeziehen sind immer auch die kurz-, mittel- und langfristigen Speicherlösungen. Klug einbezogen können auch gewisse Energieversorgungslösungen von Drittanbieterschaften eine Rolle spielen. Idealerweise werden hohe Anteile von Energie-Prosumer*innen-Lösungen raschmöglichst erreicht. 

Und: Wir alle wollen enkel*innen-taugliche Energie-Prosumer*innen-Lösungen!


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