An einer $VP-Veranstaltung im Atomkraftkanton Aargau hat sich Heinz Karrer, Noch-Axpo-CEO und bald economiesuisse-Präsident, lustig gemacht über die Energiestrategie 2050 des Bundes, die einen recht langen Blick erfordert. Sein billiges Witzchen auf die Kosten unserer Zukunft: er kenne keinen auf 50 Jahre angelegten Plan – und er kenne auch keinen Plan mit einer derart langen Laufzeit, der am Schluss aufgegangen wäre (Zitat aus der Aargauer Zeitung).
Wirklich ein sehr billiges Witzchen – und eines ohne wahren Kern zudem. Wer ein Haus baut, geht davon aus, dass dieses Haus mindestens einen Nutzungszyklus von 40 Jahren durchmacht – die Erfahrungen zeigen, dass es beliebig viele Bauten gibt, die bereits im zweiten Nutzungszyklus stehen (das wären alle jene Bauten, die in den dreissiger Jahren des letzten Jahrhunderts erstellt wurden). Wer sich also Gedanken macht, ein Haus zu bauen, oder ein bestehendes Haus umfassend zu erneuern, macht durchaus Pläne für die nächsten 50 und mehr Jahre.
Für eine nukler- und fossil-freie Energieversorgung müssen ab sofort an sehr vielen Orten Planungen für die nächsten 50 und mehr Jahre erstellt und anschliessend umgesetzt werden. Ja, Herr Karrer, ja, Herren und Damen $VP-ApplaudiererInnen, es ist ganz einfach normal, Pläne für 50 und mehr Jahre zu machen – und da z.B. viele derart alter Bauten nach wie vor bestehen, gehen diese Pläne auch irgendwie auf.
Die Altersvorsorge für die Menschen in der Schweiz ist ebenfalls ein auf Dauer angelegter Plan. Menschen, die ab Beginn ihrer Erwerbsarbeit Beiträge für die „drei Säulen“ der Altersvorsorge einzahlen, gehen ebenfalls davon aus, dass dieser Plan auch in fünfzig oder mehr Jahren noch funktioniert. Auch die Neue Alpentranversale geht von einer Nutzungsdauer von (mindestens) 100 Jahren aus, und das wurde so in der Volksabstimmung beschlossen.
Es gäbe eine Vielzahl weiterer Beispiele, die auf funktionierende Planungen für 50 und mehr Jahre aufbauen.
Es gehört zu den Fähigkeiten von demokratischen Gemeinwesen, trotz 4-Jahres-Wahlperioden auch 50 und mehr Jahre vorauszuschauen.
Herr Karrer ist also in dieser Hinsicht ein Dummschwätzer (wahrscheinlich nicht nur in dieser Hinsicht).
Ups, da habe ich mich gerade verschluckt. 50 Jahre, diese Zeitdauer wird von der AKW-Lobby immer genannt als Mindestlaufzeit der Atomkraftwerke. Dummschwätzer Karrer hat somit an der $VP-veranstaltung festgehalten, dass dieser Plan nicht aufgehen kann. Das wird schon lange vermutet, zum Beispiel wird es nicht genügend Geld zur Verfügung haben, um die Uralt-AKW absolut sicher stillzulegen und demontieren zu können, es wird auch kein Geld vorhanden sein, um all den Atommüll während hunderttausenden von Jahren sicher lagern zu können.
Die Konsequenz aus den Aussagen von Herrn Karrer: die Atomkraftwerke in diesem Land sind so rasch wie irgend wie möglich stillzulegen, und es ist so rasch als möglich ebenfalls aus der fossilen Energie auszusteigen. Das heisst: Nach-nuklear und nach-fossil: heute beginnen!