Anthropozän: Endlich weg von der Wegwerfgesellschaft

Unterwegs am Uetliberg, abseits der vielbegangenen Wege oben auf dem Grat. Mitten in den schönen Blumenwiesen: Eine verlassene «wilde» Feuerstelle, verbunden mit ziemlich viel Müll, leere Büchsen, verdrückte PET-Flaschen, Plastikbeutel. Ein exemplarisches Beispiel dafür, dass die Wegwerfgesellschaft das Anthropozän bestimmt.

Ich illustriere diesen Beitrag mit der Blüte einer Ährigen Rapunzel – und nicht mit einem Bild der Mülldeponie-Feuerstelle. Dies ist Absicht; ich möchte nämlich nur zeigen, was gefällt. Gerade im Mai gehören Ährige Rapunzeln zum üblichen Bestand der Uetliberghänge. Müll hat nicht nur im Mai nichts am Uetliberg oder anderswo zu suchen.

Ganz einfach: Bevor die Büchsen, die PET-Flaschen, die Plastikbeutel zum Müll wurden, hat dies jemand an diese Stelle getragen, hat zum Beispiel auf der Feuerstelle eine Mahlzeit gekocht. Da ist es eigentlich selbstverständlich, den Müll einzupacken und ganz korrekt zu «entsorgen». Oder eben, Titel eines früheren Blogbeitrages: Nicht-Wegwerfen muss (Öko-)Routine werden, selbst oder erst recht im Anthropozän!

«Wegwerfen» bezieht sich leider nicht nur auf den Müll. Weggeworfen werden etwa auch die Abgase, die bei der Verbrennung fossiler Brenn- und Treibstoffe entstehen, die dann als Treibhausgase dazu beitragen, dass der Mensch den Mensch gemachten Klimawandel, hin und wieder auch als Klimaerhitzung bezeichnet, deutlich verstärkt. «Null Öl. Null Gas. Null Kohle.» lautet der Titel des neuesten Buches von Marcel Hänggi, mit einem Vorschlag, wie Klimapolitik funktioniert, als Ausgangspunkt für eine eigentlich nach dem Pariser Klimaschutz-Übereinkommen unnötige Volksinitiative. Aber eben: Genauso, wie nicht nur am Uetliberg immer noch Müll zu finden ist, hat sich nicht nur die Schweiz noch gar nicht mit den Herausforderungen des Anthropozäns beschäftigt, Zitat aus einer Information der Schweizerischen Energie-Stiftung: Bis 2030 sollen die Treibhausgasemissionen der Schweiz um 50 Prozent unter das Niveau von 1990 gesenkt werden. Damit wird das Klimaschutz-Tempo allerdings halbiert, anstatt verdoppelt. Die völkerrechtlich festgelegten Zielvorgaben von Paris werden nicht eingehalten. Dazu Marcel Hänggi in seinem oben bereits erwähnten Buch: «Eine unzureichende Klimapolitik ist illegal.»

Damit auch weiterhin im Mai die Ährige Rapunzel blüht und nicht der Müll dominiert, müssen wir so rasch als möglich weg von der Wegwerfgesellschaft!

PS: Selbstverständlich gibt es neben der Ährigen Rapunzel am Uetliberg viele weitere Blumen, siehe meine Bildergalerie dazu.