Winter ohne Seegfrörni: Wetter, Klima, Klimawandel?

Seit Jahren verfolge ich jeweils von Mitte November bis gegen Ende März den Verlauf der Aussentemperatur an den drei grösseren Zürcher Seen. Für den Winter 2017/18 ist dies auf der Seite Seegfrörni-Indikator: Kältesummen an den grösseren Zürcher Seen im Winter 2017/18 festgehalten. Wie in den meisten Wintern sind allerdings auch im Winter 2017/18 Pfäffikersee, Greifensee und Zürichsee nicht zugefroren – es war also nicht möglich, auf festem Eis auf diesen Seen zu spazieren. Ist dies nun Wetter, Klima – oder gar ein Hinweis auf den Klimawandel?

Für acht Winter habe ich die Kältesummen (Wikipedia-Seite dazu) bisher erfasst. Für den Pfäffikersee habe ich mit diesen Daten eine kleine grafische Auswertung erstellt:

Klar ist nach diesen Daten: Die Seegfrörni ist die Ausnahme – somit ist offensichtlich, dass die Seegfrörni vorerst ein Wetterphänomen ist. Es braucht eine längere kräftige Kälteperiode, damit die erforderliche Kältesumme zusammenkommt.

Sollte sich das Klima erwärmen, dürfte mit hoher Wahrscheinlichkeit die Häufigkeit von solchen Kälteperioden abnehmen – der Konjunktiv drückt die damit verbundene Unsicherheit aus.

Klima, dies sind längere Zeitreihen als 8 Jahre. MeteoSchweiz hat für Zürich Fluntern – deutlich höher als der Zürichsee gelegen – homogene Messreihen seit 1864 zur Verfügung. Ich habe daraus eine Grafik abgeleitet mit gleitenden 20-Jahreswerten für Temperaturmittel, -minimum und -maximum jeweils für die Periode November bis März.

Es wird deutlich, dass sich die Mitteltemperatur erhöht hat, besonders ausgeprägt in den letzten 40 bis 50 Jahren.

Das Klima wird durch sehr viele weitere Grössen geprägt, etwa die Sonneneinstrahlung, die Niederschläge, die Windverhältnisse und so weiter. Das Klima verändert sich auch durch natürliche Einflüsse. Mit sehr hoher Sicherheit sind die Veränderungen der letzten 50 Jahre auf menschliche Einflüsse zurückzuführen, insbesondere auf den übermässigen Verbrauch von fossilen Brenn- und Treibstoffen. Der Zusammenhang zwischen dem Gehalt an Treibhausgasen – unter anderem Kohlenstoffdioxid – und dem Treibhauseffekt gilt längst als gesichert. 280 Teile von einer Million (parts per Million/ppm) machten die Treibhausgase zu Beginn der Industrialisierung aus, um die 400 ppm sind es derzeit.

Es ist also alles daran zu setzen, die Treibhausgasemissionen aus fossilen Brenn- und Treibstoffen so rasch als möglich zu vermindern. Klimaschutz ist in erster Linie Menschenschutz – es geht vor allem darum, die Anpassungsfähigkeit der menschlichen Gesellschaft an das sich verändernde Klima in vielen Lebensbereichen nicht zu überfordern. Klimaschutz ist dabei langfristig betrachtet die billigere Option als die Anpassung an den Klimawandel; gegenwärtig ist allerdings häufig zu beobachten, dass bei derartigen Fragestellungen die Gegenwart lauter schreit als die Zukunft (Titel aus der NZZ vom 9. September 2017). Die Schweizerische Klimaschutzpolitik beispielsweise kann in keiner Art und Weise als enkelInnen- oder gar urenkelInnen-tauglich bezeichnet werden.

Nachfolgend einige Links zu im Internet zu findenden Artikel zum Handlungsbedarf, zu finden auch in meiner News-Sammlung.

  • Eindrücke vom Planerseminar am Institut für Gebäudetechnik und Energie, Hochschule Luzern, 21. März 2018, zum Referat von Thomas Stocker, Physikprofessor Universität Bern, Mitautor UNO-Weltklimaberichte: «Die Welt benötigt eine Totalsanierung.» Soll das Klimaziel erreichbar sein und sich die Erde höchstens um 2 °C aufheizen, muss der Energiekonsum unverzüglich dekarbonisiert werden: «Den CO2-Ausstoss bis 2050 auf null senken, dazu braucht es jedoch die vierte industrielle Revolution». Quelle: ESPAZIUM
  • Auf weniger als zwei Grad soll die Klimaerwärmung nach Beschluss der UN-Klimakonferenz begrenzt werden. Studien zeigen nun: Erst bei 1,5 Grad würden sich deutliche Effekte auf die Arktis-Eisschmelze zeigen. Quelle: tagesschau.de
  • Ärzte sollten sich für den Fossil-Ausstieg engagieren: Ärztekammer-Präsident Frank Ulrich Montgomery plädiert für eine engere Verbindung von Gesundheits- und Umweltschutz. Die jährlichen Milliarden zur Schadensbeseitigung seien in gesundheitliche Vorsorge und Umweltmedizin besser investiert. Quelle: www.movum.info
  • Klimawandel verursacht drastische Gesundheitsschäden: Nach Einschätzung des Weltklimarats führt der Klimawandel zu häufigeren und stärkeren Wetterextremen, welche direkte Konsequenzen für die körperliche und psychische Gesundheit haben (z.B. Verletzungen, Hitzestress, Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen). Zudem kommt es zu zahlreichen indirekten Effekten, insbesondere zu Mangelernährung und Hunger, Durchfallerkrankungen, gehäuften und stärkeren Allergiebeschwerden sowie der Ausbreitung von Infektionskrankheiten. Klimawandel ist eine Mitursache von Instabilität, Migration und gewalttätigen Konflikten … Quelle: www.klimawandel-gesundheit.de
  • Energie-Szenarios der IEA „nicht kompatibel“ mit den Pariser Klimazielen: Die Internationale Energieagentur hat die Regierungen zu Entscheidungen über die Nutzung von Öl, Gas und Kohle geführt, die mit den langfristigen Klimazielen des Pariser Abkommens unvereinbar sind, so ein heute veröffentlichter Bericht. Quelle: www.euractiv.de
  • Du und der Klimawandel: Viel wissen. Wenig tun? Die Infografik zur Psychologie des Handelns. Viele Menschen kennen die Fakten zum Klimawandel – aber werden trotzdem nicht aktiv. Der Sozialforschung ist seit langem klar, dass neben dem Wissen noch viele andere Dinge nötig sind, um Menschen zum Handeln zu bewegen. Die wichtigsten Faktoren haben wir in einer Infografik übersichtlich dargestellt. Quelle: klimafakten.de