Verantwortung im Anthropozän: disruptiver Klimaschutz!

Der von Menschen gemachte Klimawandel findet statt, die Indikatoren wie heisse trockene Sommer sind eindeutig. Zwar wird erst die Geschichtsschreibung den tatsächlich stattgefunden habenden Klimawandel exakt bezeichnen können. Die Zeichen sind so eindeutig, dass der schon lange fällige Klimaschutz sehr schnell stattfinden muss – in den Zeiten des Anthropozäns ist eigentlich schon lange disruptiver Klimaschutz angesagt: um 2040 bis allerspätestens 2050 ist vollständig auf den Einsatz fosssiler Energien zu verzichten, die Menschheit muss sich aus dem Wegwerfzeitalter verabschieden.

Auf der Internet-Seite Climate Lab Book habe ich eine Darstellung gefunden, die als Kunstwerk oder als Strichcode interpretiert werden kann: Die Jahresmitteltemperaturen werden von dunkelblau bis dunkelrot dargestellt, dunkelblau die kältesten Jahre, dunkelrot die wärmsten Jahre. Für die Datenreihe von MeteoSchweiz für den Standort Zürich Fluntern habe ich eine solche Darstellung produziert.

Die Temperaturdaten von Zürich Fluntern sind seit 1864 erfasst. Dunkelblau sind die Jahresmitteltemperaturen in einem Band von 6.5 bis 6.85 °C dargestellt, das dunkelste Rot wird für Jahresmitteltemperaturen von 10.35 bis 10.7 °C verwendet. Dazwischen liegen 10 weitere Farbbereiche von nicht so dunklem Blau bis nicht so dunklem Rot. Von links nach rechts verläuft der «Strichcode» von 1864 bis 2017 (der Strichcode wird laufend mit den neuesten Daten aktualisiert).

Auch diese Darstellung zeigt das gleiche Bild wie viele andere Zeitreihen: das (Temperatur-)Klima verändert sich, eindeutig Richtung wärmere Jahresmitteltemperaturen – und alle wissenschaftlichen Erkenntnisse zeigen eindeutig, dass dies mit dem übermässigen Ausstoss an Treibhausgasen insbesondere aus der Verbrennung fossiler Brenn- und Treibstofffe liegt (verstärkt durch die Treibhausgasemissionen insbesondere aus der Tierhaltungs-Landwirtschaft). Ganz einfach: die Menschheit, in erster Linie die Menschen in den reichen Ländern dieser Erde, verbrauchen zu viel fossile Brenn- und Treibstoffe. Sie sind zu viel unterwegs, fliegen zu häufig, beheizen zu viele Flächen mit fossilen Brennstoffen, konsumieren zu viele aufwändig hergestellte Güter, und so weiter und so fort. Der Klimawandel ist sehr deutlich durch menschlichen Einfluss geprägt – darum eben Anthropozän als aktuelle Zeitepoche!

Dies ist seit Jahrzehnten bekannt! Ebenfalls ist bekannt, dass mit Suffizienz, Effizienz und Konstistenz als handlungsleitenden Prinzipien der nachhaltigen Entwicklung echte Veränderungen, sogar disruptive Veränderungen möglich wären, mit denen so rasch als möglich auf fosssile Brenn- und Treibstoffe verzichtet werden kann.

Warum sollen wir das Klima schützen? Ganz einfach darum, dass der Menschheit genügend Zeit bleibt, sich an die sich nicht mehr vermeidbaren Klimaveränderungen anzupassen, diese Klimaveränderungen zu begrenzen. Schon seit Jahren ist bekannt, dass es sogar ökonomisch vorteilhaft ist, das Klima zu schützen, statt die riesigen Aufwände für die umfassenden Anpassungen an einen schnellen Klimawandel zu leisten und gleichzeitig die teuren fossilen und nuklearen Energien mit lügenden Preisen zu nutzen!

Warum tun wir dies nicht? Wir haben es offenbar schlicht noch nicht geschafft, dass Klimaschutz zum Wollen der Allgemeinheit wird – Wollen ist die Voraussetzung für Können und Tun. Die Gegenwart schreit lauter als die Zukunft, die EnkelInnen- und UrenkelInnen-Tauglichkeit ist noch nicht als Vorgabe für unser Verhalten und unsere Ansprüche akzeptiert.

Als Gedankenspiel: jede und jeder sollte einen mindestens zweiseitigen Brief an einen Persona in der nicht so fernen Zukunft schreiben mit der Erklärung, was sie oder er dafür tut, dass auch zukünftige Generationen ein lebenswertes Leben auf diesem Planeten erwarten können. Diese Briefe werden gesammelt und archiviert – das Archiv wird in fünfzig Jahren geöffnet, die Briefe werden dann auf öffentlichen Plätzen laut vorgelesen (vielleicht auch von Sprachrobotern in YouTube-Filmchen umgewandelt). Ob es wohl in diesen Briefen hin und wieder auch um die Zukunft des Graureihers gehen würde?