Verkehr: Abfall und Lärm?

Als „Velolittering“ bezeichnet der Basler Nationalrat Markus Lehmann die in Städten übliche offene Parkierung von Velos – er hat es mit seiner Interpellation sogar in die Medien geschafft. Analog zu den Autos wird auch bei Motorrädern an elektrisch angetriebenen Versionen geforscht – Harley Davidson will dies allerdings verbinden mit einem Soundgenerator, damit das Motorrad weiterhin dröhnt und lärmt – auch damit kommt eine Firma in die redaktionellen Zeitungsspalten.

Als Velofahrer habe ich regelmässig den Eindruck, dass es zu wenig Abstellplätze hat, dass aber gleichzeitig die bestehenden Angebote sehr gut genutzt werden. Mir geht es da wie den meisten anderen Velofahrenden: ich möchte mein Velo möglichst nahe bei einem laden, einer grösseren Haltestelle abstellen können. Und da Velos – im Vergleich mit Autos auch im parkierten Zustand eher klein und leicht beweglich sind, wirkt eine Veloabstellfläche schnell ziemlich chaotisch. Herr Lehmann vermutet an solchen Orten viele vergessene oder gestohlene Velos. In der Stadt Zürich ist dies nicht so, da funktioniert die „Veloordnung„: Velos, die mindestens vier Wochen auf öffentlichem Grund unbewegt bleiben, nimmt ERZ mit. Ende Zitat.

Diese Vorgehensweise scheint zu funktionieren – auf einen Vorstoss aus dem Gemeinderat auf eine Verschärfung der ERZ-Velomitnahme-Praxis schreibt der Stadtrat: Alle Veloabstellplätze in der Stadt Zürich werden innerhalb von 5 bis 6 Monaten einmal geprüft. Veloabstellplätze in der Nähe von Bahnhöfen werden mehrmals pro Woche kontrolliert, und die sehr stark genutzten Veloabstellplätze am Hauptbahnhof und in Zürich-Stadelhofen werden gar täglich kontrolliert. Velos werden eingesammelt, wenn sie 30 Tage lang nicht bewegt werden. Eine Abkürzung dieser Frist ist angesichts der Erfahrungen nicht opportun. Ende Zitat. „Velolittering“ scheint also billige CVP-Stimmungsmache gegen ein sehr zweckmässiges Verkehrsgerät.

Insbesondere Strassenverkehrslärm gehört gerade in Städten zu jenen Aspekten, die die Lebensqualität der BewohnerInnen und StadtnutzerInnen erheblich einschränken – auch wenn Lärm ausgehend von der ursprünglichen Bedeutung „Alarm“ auch sicherheitstechnisch von Bedeutung ist (sind vielleicht darum die ziemlich leisen Velos nicht wirklich akzeptiert im Verkehr? Ihr geringer Lärmpegel passt schlecht zu Geschwindigkeit). Die Überlegungen von Harley Davidson, den Elektroantrieb mit einem Soundgenerator zu kombinieren, illustriert, dass Lärm zumindest bei einzelnen Fahrzeugkategorien mindestens so wichtig ist wie das Vorankommen, ohne Berücksichtigung der Tatsache, dass Lärm eine der negativen Begleiterscheinungen mindestens des motorisierten Verkehrs ist!

Solange das Abstellen von Velos als Littering bezeichnet wird, so lange Verkehrsmittel, und seien es traditionelle Motorräder, Lärm verursachen müssen, geht es im Verkehr ausschliesslich um Emotionen statt um rationale Vorgänge! Da braucht es noch einiges an Entwicklungen.