Treibhausgasinventar der Schweiz 2007: Selbstbetrug

„Treibhausgasemissionen 2007 deutlich gesunken“ teilte das BAFU am 16. April 2009 mit. Abgesehen davon, dass die Schweiz den Kyoto-Pfad nur unter Einsatz virtueller Berechnungstricks wenigstens angenähert erreicht, ist eine solche Aussage reiner Selbstbetrug.

Der weltweite Ausstoss von Treibhausgasen muss bis Ende dieses Jahrhunderts um 70 Prozent gesenkt werden, um die Eisberge der Arktis zu retten. Zu diesem Schluss kommt eine US-Studie, an der auch ein Forscher der ETH Zürich beteiligt war.“ So steht es in einer Meldung von klimainfo.ch vom 15.4.09. Noch liegen die direkten Emissionen der Schweiz erheblich über dem Ausgangspunkt 1990, und angesichts der wissenschaftlich nachgewiesenen Forderungen zur Reduktion geht es bei der BAFU-Schlagzeile um eine erste Form des Selbstbetrugs: wir machen etwas, und das ist bestens so. Das stimmt definitiv nicht: die Schweiz tut viel viel viel zu wenig zur Verminderung der Treibhausgasemissionen!

Als Begründung für die Verminderung der Treibhausgasemissionen wird einerseits der mildere Winter, andererseits der Preisanstieg von Heizöl (von 70 Franken auf 100 Franken pro 100 Liter von Anfang bis Ende 2007) angeführt. Wenn die übliche Schwankungsbreite des Wetters zu einer statistisch relevanten Veränderung der Treibhausgase führt, ist dies ein methodischer Fehler der Erhebungsmethode. Korrekterweise ist die Entwicklung der Treibhausgas-Emissionen mit dem Klimaeinfluss zu normieren, im Minimum mit den Heizgradtagen (eine Korrektur, die im übrigen bei der nationalen CO2-Statistik erfolgt!). Also schon wieder ein Beitrag zum Selbstbetrug.

Da ja der Erdgaspreis verbunden ist mit dem Heizölpreis, müsste auch beim Erdgas eine vergleichbare Abnahme stattgefunden haben, selbst unter Berücksichtigung des Effekts, dass laufend bei Neu- und Ersatzinstallation von Heizungsanlagen von Heizöl auf Erdgas umgestellt wird. Dem ist allerdings nicht so: Gemäss der Energiestatistik 2007 des Bundesamtes für Energie hat 2007 der Heizölverbrauch um 12.3 % abgenommen, während der Erdgasabsatz um 1.8 % zurückging. Der grosse Unterschied dieser beiden Energeiträger: Heizöl wird in Tanks gelagert, während Erdgas in Pipelines direkt zugeführt wird: der Erdgasabsatz folgt also mehr oder weniger direkt dem Verbrauch, während bei Heizöl Lagerveränderungen von grosser Relevanz sind. Nun werden zwar gemäss Statistik gewisse Ueberlegungen zur Veränderung der Lagerbestände angestellt – es ist allerdings davon auszugehen, dass hier bereits kleine Fehler bei den Abschätzungen erhebliche Auswirkungen auf das Ergebnis haben (bei der Fehlerrechnung gehen bei der Addition und Subtraktion der Energiemengen, die absoluten (Schätz-)Fehler und nicht bloss die relativen Fehler in die Berechnung ein. Der WWF Schweiz hat bereits im Sommer 2008 auf diesen Effekt hingewiesen – erstaunlich deshalb, dass in der BAFU-Meldung mit keinem Wort auf diesen weiteren Beitrag zum Selbstbetrug hingewiesen wird! Dies ist immerhin bedeutsam, weil mit diesen selbstbetrügerischen Begründungen darauf verzichtet wurde, die dringlich notwendige Erhöhung der CO2-Abgabe vorzunehmen.

Echter Betrug, somit kriminell und eigentlich ein Offizialdelikt, sind die Aktivitäten der Stiftung Klimarappen, die der Bund ebenfalls ausweist. Da werden irgendwelche Ablasshandeldokumente zusammengekauft, da werden Uraltanlagen und Zusatzleistungen, die schlicht nichts mit dem Klimarappen zu tun haben, auch noch aufgekauft – da gehts ähnlich wie bei den Gier-Aktivitäten der Banken vor dem Crash der Finanzwirtschaft nur um Schein. Mit Klimaschutz hat dies definitiv nichts zu tun, mit Ablasshandel ein bisschen und mit Betrug sehr viel.