Die Schweiz darf keine militärische Verteidigung wollen

Nach der Vorstellung des Armeeberichts 2010 behauptet Albert Stahel, Professor für strategische Studien an der Universität Zürich: So lässt sich eine Verteidigung nicht realisieren. Er stellt sich selber die Frage nicht, ob denn mit einer grösseren Armee die Verteidigung zu organisieren ist. Noch viel weniger stellt er sich die Frage, ob eine „Verteidigung“ überhaupt sinnvoll und wünschbar ist.

Eine Analyse der „Bedrohungslage“ zeigt: herausfordernde Aspekte sind etwa die Folgen des Mensch gemachten Klimawandels, parallel dazu neben dem „Peak Oil“ der „Peak everything“, die Veränderung der ökonomischen Machtverhältnisse, das Erstarken weltanschaulich-ethisch-moralischer Systeme parallel zur klassisch abendländischen Sicht der Welt verbunden mit der Einsicht, dass es weder sinnvoll nach machbar ist, dass die USA die Funktion einer Weltpolizei ausübt. Gewalt – weder als Angriff noch als Verteidigung – ist in jeder Form ungeeignet, eine dauerhafte Problemlösungsstrategie zu entwickeln. Das heisst: es ist gar nicht erwünscht, dass die Schweiz sich militärisch verteidigen soll, kann und darf: die Schweiz darf keine militärische Verteidigung wollen!

Stattdessen hat sich die Schweiz zu besinnen auf wesentliche Elemente ihrer Stärke – und hat diese als globalisierbare Lösungsmöglichkeiten zu propagieren. Objektiverweise ist diese Aufgabe nicht einfach. Nur schon die Frage, welches denn die Qualitäten sind, die die Schweiz zum Wohlergehen der Weltbevölkerung empfehlen könnte, ist nicht einfach zu beantworten. Der Wohlstand der Schweiz etwa ist nicht globalisierbar, zu gross ist der ökologische Fussabdruck – die SchweizerInnen leben auf Kosten anderer Weltgegenden und zukünftiger Generationen! Das System der direkten Demokratie ist vom Grundprinzip her attraktiv, kann aber nicht verhindern, dass der Staat z.B. von der Zechpreller-SVP als Selbstbedienungsladen ausgebeutet wird. Die Schweiz mag etwa im Gebäudebereich einen Energieeffizienz-Technologie-Vorsprung haben – einerseits wegen der Wohnflächenansprüche pro Person und dem Rebound-Effekt ist auch diese Errungenschaft nicht wirklich globalisierbar. Angesichts der Diskussionen um das Bankgeheimnis und die AbzockerInnen, die Realität der Kirchen usw, der offensichtlichen Politikmanipulationen stellt sich auch die Frage der ethisch-moralischen Integrität sowohl der Menschen als auch des Staates.

Die Forderung nach einer starken Armee baut letztlich auf der Hoffnung auf, die eigenen Tabubereiche nicht angehen zu müssen und allfällige unliebsame FragestellerInnen mit Gewaltandrohung fernhalten zu können. So sehen allerdings weder Problemlösungs- noch Deeskalationsstrategien aus.

Die Welt von morgen hat keinen Platz für Gewaltanwendungen, schon gar nicht von staatlicher Gewalt. Statt eine „starke“ Armee zu fordern, müssten auch Professoren wie Albert Stahel daran arbeiten, welche Strategien im Umfeld der aktuellen Bedrohungslagen dafür sorgen können, eine militärische Verteidigung nicht einmal denken zu müssen. Die Zukunft gehört nicht den Verteidigern der militärischen Verteidigung, sondern den Friedensforschern wie Daniele Ganser!

Im übrigen ist der Armeebericht 2010 inkonsequent: eine nachhaltige Schweiz braucht keine Armee! Deshalb ist die Armee so schnell als möglich abzuschaffen.