Am 30. November 2008: Ja zur VCS-Volksinitiative „Mit dem Tram direkt zum Zoo!“

Ein Zeichen setzen und endlich handeln: am 30. November 2008 mit einem Ja zur kantonalzürcherischen VCS-Volksinitiative „Mit dem Tram direkt zum Zoo!“. Der Zürcher Zoo mit seinen grossen Besucherzahlen und seinen artenschutz-politischen Absichten verlangt endlich nach einer Erschliessung, bei der die Haltestellen des öffentlichen Nahverkehrs näher bei den Eingängen liegen als die Parkplätze des motorisierten Individualverkehrs

Ein Seilbähnchen ist zwar ein gespanntes Verkehrsmittel, für den Zoo ab dem S-Bahn-Bahnhof Stettbach aber keine spannende verkehrspolitische Option. Wie dies die VCS-Initiative „Mit dem Tram zum Zoo“ will, gibt es nur eine zweckmässige Erschliessung des Zoos: per Tram, eine kleine Verlängerung von wenigen hundert Metern Tramschienen, mit dem Anschluss an ein umfassendes Nahverkehrsnetz. Aus unerfindlichen Gründen und mit fadenscheinigen Argumenten wollen die Zürcher Regierung und der Zürcher Kantonsrat die naheliegendste Lösung nicht, sondern halten an einer zwar möglicherweise originellen, aber verkehrspolitisch eher episodischen Lösung fest.


Der Zoo begründet sein Nein zur Tramverlängerung mit der Erhaltung von Parkplätzen für Familien(-Autos). Diese vergangenheitsbezogene Haltung des Zürcher Zoos ist nicht nachvollziehbar.

Ich habe als Familienvater während Jahren mit Familie den Zoo besucht – und dies immer ohne Auto, weil ich noch gar nie ein Auto besessen habe.

Was störend war: der lange Anmarsch von der Zoohaltestelle zu den Zooeingängen, und die Belästigung durch die Autofahrenden – ob als fahrende oder abgestellte Autos.

Wer sich wie der Zoo die Arterhaltung auf die Fahne schreibt, muss zwingend einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz leisten. Denn diverse Studien zeigen, dass der menschgemachte Klimawandel verheerende Auswirkungen auf die Artenvielfalt hat. Es ist zwar schön, dass sich der Zoo durch das ewz eine Holzheizung contracten lässt – verglichen mit den CO2-Belastungen aus dem Anreiseverkehr der ZoobesucherInnen ist dies allerdings blosse Kosmetik. Aus Klimaschutzgründen gerade auch im Hinblick auf die Artenvielfalt ist es zwingend, dass der Zoo aktiv dafür wirbt, dass die ZoobesucherInnen mit dem öffentlichen Verkehr anreisen. Dr. Thomas Wagner, früherer FDP-Stadtrat, früheres Zoo-Vorstandsmitglied, kritisiert den Zoodirektor Alex Rübel scharf dafür, dass sich dieser so prominent in den Abstimmungskampf einmischt und das Zootram bekämpft (Tages-Anzeiger vom 6.11.2008).


Und dann kommt natürlich noch der Tages-Anzeiger-Journalist René Staubli und publiziert im Tages-Anzeiger vom 10.11.08 auch noch ein selbstgebasteltes Umfrägeli zur Erschliessung des Zürcher Zoos. Abgesehen davon, dass bei 50 Personen die Fehlergrenzen ziemlich gross sind, was dazu führt, dass bei 50 anderen Personen ganz andere Ergebnisse möglich wären, zeigt die Umfrage etwas spannendes: gegen 50 % der befragten ZoobesucherInnen kamen mit dem Auto. Nicht verwunderlich, wollen diese nichts geändert haben bei der Zooerschliessung, so haben sie nämlich immer eine gute Ausrede, warum sie trotz Klimawandel-Diskussion immer noch mit dem Auto unterwegs sind. Auf jeden Fall beweist diese Umfrage sicher nicht das, was Herr Staubli behauptet. Einmal mehr: der Tages-Anzeiger hat null Ahnung vom ernsthaften Politik-Umfrage-Geschäft, und informiert einmal mehr tendenziös und voreingenommen! Aber eben: auch die Auto-Beilage des Tagi weist darauf hin: auch der Tagi ist nichts anderes als ein Sprachrohr der Autolobby…


Wer den Zoo Zürich mit dem öffentlichen Verkehr besuchen möchte, muss bereits vor dem Spaziergang durch den Zoo einen längeren Fussmarsch auf sich nehmen: mehr als 300 Meter gehts nämlich von der letzten Tramhaltestelle bis zum alten Zooeingang, mehr als 500 Meter mit zum Eingang zur Masoala-Halle. Das sind zwar keine nicht bewältigbaren Distanzen, aber viele Autoparkplätze liegen deutlich näher als die Haltestelle Zoo. Ein eigenartiges Signal: der Zoo und mit ihm die Stadt Zürich tut mehr für die autofahrenden ZoobesucherInnen als jene, die mit dem öffentlichen Verkehr anreisen! Angesichts solcher Fakten bleiben all die schönen Worte mit Handlungsaufforderungen zum Klimaschutz reine Lippenbekenntnisse.

Moderne Zoos verstehen sich nicht mehr als Schaubühne für exotische Tiere, sondern möchten Tiere einen möglichst naturnahen Lebensraum bieten, nicht zuletzt darum, weil für immer mehr Zootierarten Erhaltungszuchtprogramme nötig sind. In den meisten Fällen darum, weil der Mensch die natürlichen Lebensräume dieser Tiere derart eingeschränkt hat, dass auf natürliche Art und Weise die Arterhaltung nicht möglich ist. Der bereits im Gang befindliche Klimawandel schränkt die Lebensräume vieler Arten weiter ein. Bekanntlich stossen die Autos erhebliche Mengen des Klimakillers Kohlendioxid aus – auch dann, wenn sie auf dem Weg von und zum Zoo gebraucht werden. An- und Wegfahrt zum Zoo per Auto ist gedankenlos. Ebenso gedankenlos ist die Reaktion von Zoodirektor Alex Rübel auf die Initiative „Mit dem Tram direkt zum Zoo“ des VCS Zürich (Unterschriftensammlung vom 18. August 2006 bis zum 18. Februar 2007): er findet ein Tram zwar gut, aber der Tramverlängerung dürften keine weiteren Parkplätze zum Opfer fallen. Herr Zoodirektor: wenn es Ihnen mit der Erhaltungszucht gefährdeter Tierarten Ernst ist, müssen Sie sich mit Vehemenz dafür einsetzen, dass die ZoobesucherInnen nicht mehr per Auto unterwegs sind, nicht nur für den Zoobesuch, sondern für immer mehr Wege zur Arbeit, zum Einkauf, in der Freizeit. Und dann dürfte der Zoo ehrlicherweise keine Parkplätze – bis auf einige Behindertenparkplätze – mehr anbieten! Eigenartig derzeit auch die Wortwahl im Zoo-Internet: selbstverständlich ist der Zoo auch mit dem Auto gut erreichbar – die Fahrt mit dem öffentlichen Verkehr ist bloss empfehlenswert. Herr Rübel, wie wäre es denn mit der Formulierung: Selbverständlich gehört zum Zoobesuch die Anreise mit dem öffentlichen Verkehr, als Zeichen besonderen Respekts gegenüber den Tieren und ihren Lebensräumen, und in ganz wenigen Ausahmesituationen hats einige wenige Parkplätze!


Leserbrief (aus dem Jahr 1999)

Der neue Zoo und die Tramverlängerung gehören zusammen

Der Zoo hat die Zeichen der Zeit erkannt und will die Lebensbedingungen der Tiere verbessern. Dies steht einer Institution, die vorgibt, Beiträge zur Arterhaltung, zum Schutz der Natur zu leisten, gut an.

Heute fahren zu viele BesucherInnen mit ihrem Auto zum Zoo, eine Belästigung für die AnwohnerInnen, eine Last für die Natur. Eine gute Alternative dazu wäre die Tramverlängerung bis zu den neuen Zooein- und -ausgängen, damit die Fahrt mit dem Tram noch attraktiver wird, als herzliche Einladung, auch für den Zoobesuch ein umweltfreundliches Verkehrsmittel zu benutzen. Zwar verspricht uns die Stadtzürcher Politik auf dem Papier mehr Lebensqualität und mehr Nachhaltigkeit; wenn es aber um konkrete Taten für Mensch und Natur gehen würde, wollen die PolitikerInnen nichts mehr tun und schleichen sich aus der Verantwortung – mit vielen wohlmeinenden, aber ebenso faulen Ausreden.

Der Zoo will sich in die Zukunft aufmachen, weil ihm das Wohlergehen der Tiere, der Schutz der Natur ein Anliegen ist. Da muss die Politik mitmachen und ein Zeichen setzen: der "neue" Zoo und die Tramverlängerung gehören zusammen.

Toni W. Püntener, Kantonsrat Grüne, Zürich


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