Sonnenenergie nutzen – wir alle wollen!

Für eine zukunftstaugliche Entwicklung muss unsere gesamte Energieversorgung aus nachhaltig und dezentral nutzbaren erneuerbaren Energiequellen stammen – zum Beispiel von der Sonne. Wir alle wollen.

Wer durch die Stadt Zürich läuft oder fährt, wird feststellen, dass es zwar einiges an Solaranlagen gibt, dass aber noch längst nicht alle geeigneten Flächen genutzt werden. Die grüne Gemeinderätin Sibylle Kauer und der grüne Gemeinderat Dominik Waser wollten in einer Anfrage vom Stadtrat wissen, warum der Solarausbau in der Stadt Zürich so langsam vorankommt. Der Stadtrat  hat am 8. März 2023 die sechs Fragen auf neun Seiten beantwortet. 

Bremsende exogene Faktoren

Das Tempo des Solarausbaus wird demnach durch zahlreiche exogene Faktoren bestimmt. Es besteht beispielsweise erst seit kurzer Zeit eine gesetzliche Solaranlagen-Zubaupflicht für Neubauvorhaben.

Zudem sollte die Nutzungsdauer von Solaranlagen mit den (derzeit zu langen) Sanierungsintervallen abgestimmt werden – damit Solaranlagen möglichst während der gesamten technischen Nutzungsdauer zur Stromproduktion dienen können.

Auch ist derzeit die Einspeisevergütung für nicht direkt genutzten Solarstrom alles andere als fördernd.

Ebenso wirken die Bewilligungsverfahren hemmend.

Vielfach sind insbesondere bestehende Dachflächen nicht genügend stark, um die zusätzlichen Lasten von Solaranlagen aufnehmen zu können.

Dass zudem zahlreiche Bauten im Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz von nationaler Bedeutung (ISOS) aufgeführt sind, bremst die Realisierung von Solaranlagen.

Weil Flachdächer ökologisch wertvoll zu begrünen sind, bestehen erhöhte Planungs- und Realisierungsanforderung bei der Kombination mit Solaranlagen.

Insbesondere bei privaten Eigentümerschaften bestehen Renditeüberlegungen, die sich leider selten mit der Realisierung von Solaranlagen verbinden lassen, selbst wenn die bestehenden finanziellen Förderungen einen wirtschaftlichen Betrieb erlauben würden.

Die Liste der bereits bestehenden und jeweils situativ weiterentwickelten Förderansätze ist lang. Es wird klar ersichtlich, dass auch die Stadt der Ansicht ist, dass wir alle Solaranlagen wollen!

Wir alle wollen!

Seit 2021 besteht eine städtische Photovoltaik-Strategie.  Damit soll «eine starke Beschleunigung des Ausbaus von PV-Anlagen» für  «die maximale Nutzung der Dachflächen» erzielt werden. Das Netto-Null-Ziel der Stadt wird als Argument angeführt. Das passt, weil einerseits der Weltklimarat IPCC mit dem aktuellsten Report noch eindringlicher «schnelle, weitreichende und beispiellose Massnahmen in allen Bereichen der Gesellschaft» fordert. Ebenso ergeben sich Konsequenzen aus der Tatsache, dass bereits am 25. März 2023 der «Swiss Deficit Day» erreicht wurde. 

Ganz klar: Wir alle wollen so rasch als möglich ausschliesslich erneuerbare, nachhaltig nutzbare Energien einsetzen!     


Nachtrag 26. März 2023:

Sonnenenergie nutzen – wir alle wollen! Stimmt das wirklich?

In der NZZ vom 26. März 2023 kommentiert David Vonplon mit dem Titel «Wie die Grünen mit ihrer Politik dem Bau neuer Atomkraftwerke Vorschub leisten» völlig neben den Fakten. Dies weist darauf hin, dass sicher die $VP und wahrscheinlich auch FDP und Die Mitte nicht wirklich für Sonnenenergie als erneuerbare, nachhaltig nutzbare Energien sind.

Was in Nationalrat und Ständerat als Schockreaktion auf 30 oder 40 Jahre Nichts- oder Viel-zu-Wenig-Tun an Erlassen beschlossen wurde, fördert einen eigentlichen Wildwuchs an Solaranlagen, weit ab von jeder nachhaltigen Entwicklung. Es wurde mehrfach gezeigt, dass es verfassungs- und gesetzeskonforme Vorgehensweisen gibt, um den erforderlichen Solaranlagen-Zubau zu ermöglichen.

Es ist nicht auszuschliessen, dass $VP, FDP und Mitte eigentlich ganz andere Pläne haben – es könnte durchaus sein, dass diese Parteien im Sinne der liberalen Fehldenkerei «Technologieoffenheit» weiterhin an der Atomenergie festhalten möchten. Ein Ansatz könnte sein, die Reputation der Sonnenenergie mit untauglichen Wildwuchs-Projekten dauerhaft zu schädigen – der NZZ-Kommentar von David Vonplon legt dieses Denkmuster offen, auch wenn die Etikette dazu den Grünen umgehängt wird.