COP21: die Zivilgesellschaft ist gefordert – ich, Du, wir alle!

Gutes menschliches Leben auf dem Planeten Erde ist ohne fossile Brenn- und Treibstoffe möglich, es braucht dazu auch keine Atomenergie. Es stellt sich eigentlich bloss die Frage, ob die Menschheit dies erst schafft, wenn alle fossilen Rohstoffe aufgebraucht sind, oder ob es gelingt, den grössten Teil der Reserven an fossilen Rohstoffen im Boden zu belassen. Der Mensch gemachte Klimawandel ist dabei ein besonders bedeutsamer Aspekt, als Hinweis darauf, dass es in einem ganzheitlichen Sinn um den Umgang mit den globalen Allmenden, mit den «Commons» wie Klima, Gerechtigkeit, Gesundheit, Sicherheit geht. Eine fossil- und nuklearfreie Energieversorgung ist für alle Menschen auf dieser Erde spätestens 2050 möglich – wir müssen es ganz einfach wollen.

Wenn sich HistorikerInnen mit der Geschichte am Ende des 20. und zu Beginn des 21. Jahrhunderts beschäftigen werden, bieten möglicherweise die Entwicklungen rund um die diversen COP-UN-Klimakonferenzen Hinweise auf Denkmuster und Denkmodelle einer heterogenen globalen Gesellschaft beim Umgang mit globalen Herausforderungen.

P.S. COP: Conference of the Parties, UN-Vertragsstaatenkonferenzen, hier sind die UN-Klimakonferenzen gemeint, als ein Beispiel COP 21 vom 30. November bis 11. Dezember 2015 in Paris.

Seit etwa Frühling 2015, also Monate vor COP 21, sind mir drei Dinge aufgefallen:

  • Erstens gilt als allgemein anerkannt, dass es einen Mensch gemachten Klimawandel aufgrund des übermässigen Verbrauchs fossiler Rohstoffe gibt.
    Als exemplarisches Beispiel: Die Enzyklika «Laudato Si» von Papst Franziskus I hat offenbar selbst bei den von der Öllobby geprägten US-Republikanern einen Sinneswandel bewirkt.
  • Zweitens hat es in diesen Monaten eine Häufung von Studien gegeben, die mit «Wenn-Dann»-Szenarien nachweisen, dass es möglich ist, bis 2050 den Ausstieg aus den fossilen Energien (und meist auch aus der Nuklear-Energie) zu schaffen. Die fast einzige Prämisse: «WENN WIR ES WOLLEN»!
    Als exemplarisches Beispiel: Anton Gunzinger mit dem breit abgestützten Buch «Kraftwerk Schweiz». Zwei zusätzliche Aspekte neben «WENN WIR ES WOLLEN»: die Ungeduld der über 55-jährigen, die Transformation zur fossil- und nuklearfreien Gesellschaft deutlich schneller anzugehen, um Früchte der eigenen Arbeit ernten zu können, und das Wissen, dass diese Transformation Spass macht.
  • Drittens eine Gegenbewegung angesichts der neuen Erkenntnisse und des offensichtlichen Wollens: diverse Personen und Institutionen sind der Ansicht, sie hätten bereits genug getan und jetzt müssten andere – wo auch immer auf dem Planeten – Beiträge leisten.
    Exemplarische Beispiele: Hauseigentümerverband HEV, Braunkohle-Gewerkschaften in Deutschland, Indien, … Ganz einfach: die Herausforderungen sind riesig, es kann sich niemand aus der Verantwortung stehlen.

Ich, Du, wir alle sind gefordert – ich muss, Du musst, wir alle müssen WOLLEN! Der Umgang mit den globalen Commons ist eine Aufgabe der Zivilgesellschaft, und somit unabhängig von den Ergebnissen der COP 21 in Paris. Ein weltweites politisches Einvernehmen, dass dem Mensch gemachten Klimawandel zu begegnen ist, ist eine gute Voraussetzung für die Bewältigung der Herausforderungen, mehr nicht.

Aufgabe der Zivilgesellschaft, dies heisst: ich, Du, wir alle sind in meinem, in Deinem, in unserem Alltag, in meinen, in Deinen, in unseren Verantwortungsbereichen gefordert, das zu tun, was erforderlich ist, um eine fossil- und nuklerarfreie Energieversorgung zu ermöglichen. Dem WOLLEN müssen KÖNNEN und TUN folgen.

Wer meint, dies sei in ihrem, in seinem Alltags- und Verantwortungsbereich nicht möglich, irrt, und muss dringend die eigenen vorgefassten Meinungen revidieren, im Wissen darum, dass dort, wo ein Wille ist, auch ein Weg gefunden werden kann. BeraterInnen, Fachleute, die vorgeben, die Herausforderung sei bei einem konkreten Beispiel nicht möglich, sind entweder aufzufordern, endlich ihren Wollen-Job zu tun, oder sie sind auszuwechseln durch ExpertInnen, die bereit gezeigt haben, dass sie in der Lage sind, den Willen mit der erforderlichen Beharrlichkeit auch zielgerichtet umzusetzen. Wer behauptet, die ganze Sache sei nicht finanzierbar, müsste dringend ihr/sein Ökonomie- und Finanzierungswissen erweitern. Exemplarisch: Economiesuisse behauptet jeweils, zu wissen, was die Umsetzung der Energiestrategie 2050 des Bundesrates kostet, und bleibt die Antwort schuldig, was die Nicht-Umsetzung der Energiestrategie 2050 kostet – aufgrund der bisherigen Erkenntnisse ist davon auszugehen, dass dieser Nicht-Wollen-Pfad wesentlich teurer kommt.

Nochmals: Eine fossil- und nuklearfreie Energieversorgung ist möglich – wenn ich, Du, wir alle dies WOLLEN!