Zum 1. Wahlgang Ständerat Kanton Zürich

Erst mit der letzten ausgezählten Gemeinde Zollikon wurde der erste Ständeratssitz im Kanton Zürich an den FDP-Kandidaten Felix Gutzwiller zugewiesen. Weil diverse bekannte FDP-Hochburgen erst zum Schluss ihre Ergebnisse präsentierten, ist zu empfehlen, dass jene Stellen, die die Wahlergebnisse prüfen, bei diesen Gemeinden etwas besser hinschauen, um nur schon Gerüchte zu vermeiden, hier könnte geschummelt worden sein.

In den Städten Zürich und Winterthur hat FDP-Kandidat Gutzwiller das absolute Mehr weit verfehlt – er wurde also nicht einmal von den Stimmberechtigten seiner Wohngemeinde Zürich gewählt.Herr Gutzwiller hat in ersten Kommentaren für den zweiten Wahlgang die FDP-Unterstützung für den unflätigen (und glücklicherweise gescheiterten) SVP-Kandidaten Ueli Maurer verlangt. Eine solche Aussage kann bestenfalls als Arroganz der vermeintlichen Mächtigen interpretiert werden. Dabei wird aber ignoriert, dass der Name „Gutzwiller“ auf weniger als der Hälfte der gültigen Wahlzettel stand (genau auf 47% der Wahlzettel), der Name „Maurer“ sogar auf weniger als 2/5 der Wahlzettel (genau auf 38.8 %). Das Ergebnis ist also direkte Folge eines anachronistischen Wahlverfahrens für ein anachronistisches Gremium.

FDP und SVP haben im Kanton Zürich zusammen knapp weniger als die Hälfte der Stimmenden hinter sich – diese beiden Kandidaten haben es also nicht einmal geschafft, das WählerInnen-Potenzial ihrer eigenen Parteien auszuschöpfen. Die anderen KandidatInnen – insbesondere Chantal Galladé und Verena Diener, mit etwas Abstand auch Daniel Vischer – haben deutlich über ihre Parteigrenzen hinaus Stimmende gefunden. Solche Personen sind wesentlich geeigneter, das Spektrum der Meinungen des pluralistischen Kanton Zürichs in den Ständerat zu tragen als der nach dem 3-Affen-Prinzip funktionierende SVP-ler Ueli Maurer.

Dass bei den Nationalratswahlen im Kanton Zürich die Stimmanteil-Verluste der FDP in etwa zur SVP wanderten, müsste den FDP-Verantwortlichen zu denken geben – offenbar hat ein Teil der Wechsel-WählerInnen wenn schon lieber das fremdenfeindliche und lärmige Original als eine anlehnungsbedürftige Kopie. Es wäre also klüger, wenn sich Herr Gutzwiller für eine andere Person für den 2. Zürcher Ständerat-Sitz anstelle von Herr Maurer aussprechen würde.