Schwarzes Schaf – Missbrauch eines Sprachbildes!

Die SVP hat es wieder einmal geschafft – mit ihrer unflätigen Kampagne für die National- und Ständeratswahlen hat sie die Schweiz auf die Titelseite der Medien der grossen Nationen gebracht. Ausgesprochen negativ, so gar nicht in der Tradition des Landes stehend, das die Genfer Konvention hervorgebracht hat, das an der Internationalen Rotkreuz-und Rothalbmond-Bewegung erheblichen Anteil hat.

Ein Beispiel der unsäglichen Wahlkampagne ist ein Plakat, das Schafe auf einem rot-weissen Untergrund zeigt. Einige weisse Schafe, von denen eines gewalttätig ein schwarzes Schaf ausserhalb des roten Bereiches attackiert. Ein Plakat, zutiefst menschenverachtend, zutiefst rassistisch, weit ausserhalb dessen, was die Meinungsäusserungsfreiheit abdeckt.

Herr Blocher, autokratischer Alt-Nationalrat mit einem Milliardenvermögen und leider gewählter Justizminister der Schweiz, meint zu diesem Sujet: „Jede Sprache kenne den Ausdruck ’schwarzesSchaf'“.Neben der unakzeptablen Bildsprache des SVP-Plakates kommt dazu, dass die SVP sogar das Bild des „schwarzen Schafes“ missbraucht.Woher kommt denn das „schwarze Schaf“? Schafe wurden und werden unter anderem wegen ihrer Haare – der Schafwolle – gehalten. Weil Wolle häufig gefärbt wird, sind helle Schafhaare wesentlich beliebter als dunkle oder gar schwarze Wolle. Weil auch die Wollfarbe genetisch vererbt wird, kam und kommt es immer wieder vor, dass in einer Herde weisser Schafe auch gelegentlich ein schwarzes Schaf weidet. Dazu heisst es bei Wikipedia: Schwarze Schafe … sind bei Schäfern, die ihre Produktion auf die Wolle ausgerichtet haben, sehr unbeliebt. Sie haben bei diesen Schäfern keine hohe Lebenserwartung.Weil unsere Gesellschaft tiefe und weit zurückreichende agrarische Wurzeln hat, wurde das Bild vom schwarzen Schaf auch in die Sprache übernommen. Nochmals Zitat aus Wikipedia: Mit dem Ausdruck schwarzes Schaf bezeichnet man in der Regel einen Aussenseiter, der den anderen Unehre bringt oder dem gar die Schuld an Missständen gewohnheitsmässig zugeschoben wird. Und weiter: Im übertragenen Sinn werden Familienangehörige oder Freunde im Bekanntenkreis, die auf die schiefe Bahn geraten sind oder hinter den anderen ewig hinterher hinken, als schwarze Schafe (der Familie) bezeichnet.

Zum Ausgangsbild: „schwarze Schafe“ hat der Mensch gemacht – die HirtInnen haben aufgrund der Sachzwänge des Wollhandels entschieden, dass schwarze Schafe aus der Herde auszuscheiden sind. Die Schafe selbst haben dies nicht gemacht – es ist davon auszugehen, dass die Haarfarbe für Schafe selbst kein Unterscheidungsmerkmal ist.Wenn nun also die SVP die weissen Schafe das schwarze Schaf gewalttätig aus der Herde drängen lässt, so ist dies die erste Fehlinterpretation des Sprachbildes. Und die SVP spricht sich damit für eine äusserst problematische gewalttätige Selbstjustiz aus (dies wird ergänzt durch die Erfahrung, dass die SVP und ihre ExponentInnen ausgesprochen Mühe mit dem Rechtsstaat und dem Völkerrecht haben).

Interessant auch: Wikipedia erwähnt, dass schwarzen Schafen gewohnheitsmässig die Schuld an Missständen zugeschoben wird. Auch da müsste man bei der SVP selbstkritisch über die Bücher!

Wikipedia meint, dass „schwarzes Schaf“ wenn schon für Familienangehörige oder Freunde im Bekanntenkreis gebraucht wird, also für Menschen, die in einem emotionalen Bezug zur sprechenden Person stehen, die „schwarzes Schaf“ als verständnisvolle Erklärung für die Eigenheiten der besprochenen Person verwendet, kaum aber zur Ausgrenzung. Auch hier liegt das SVP-Bild völlig falsch.

Schafe gelten als ausgesprochen dumm (ob sie es tatsächlich sind, spielt in diesem Zusammenhang gar keine Rolle). Die SVP setzt die Wählenden der Schweiz also mit Schafen gleich! Meint dies wohl, dass man ein dummes Schaf sein muss, um SVP zu wählen?

Menschen sind vernunftbegabt, und sie haben einen Verstand. Sie können zum Beispiel ethisch-moralische Werte entwickeln und sie in ihrem Alltag berücksichtigen, alles Dinge, die Schafe nicht können. Wer Wählende mit Schafen gleichsetzt, hat nicht gerade viel Achtung und Respekt vor der „WählerInnen-Herde“. Herr Blocher meint, „die SVP-Kampagne sei hervorragend“. Schlicht und einfach: die SVP ist nicht wählbar, und Herr Blocher gehört nicht in den Bundesrat!

„Sicherheit schaffen“ ist die schriftliche Aussage der SVP-Plakatkampagne. Abgesehen davon, dass Sicherheit ein ausgesprochen subjektiver Begriff ist: weil viele SVP-VertreterInnen auf kommunaler, kantonaler und eidgenössischer Stufe (inklusive Justizminister Blocher) für „Sicherheit“ zuständig sind, die in den Augen der SVP die „Sicherheit“ nicht genügt, muss die SVP-Sicherheits-Politik mit viel Repression, Angstmacherei, provozierender Präsenz von „Sicherheits“-Leuten als gescheitert betrachtet werden.

Es wäre längst eine rationale Diskussion fällig über Sicherheit und insbesondere die Bestimmungsgrössen der Sicherheit. Wichtig wäre dabei, welche Rolle zum Beispiel die Sozialpolitik oder die Energiepolitik für die lokale und globale Sicherheit spielen.

Eines ist klar: Das Herdenwesen Schaf gilt nicht nur als dumm, sondern auch als schreckhaft – und neigt darum zum Beispiel zu kollektivem Fluchtverhalten. Es scheint, dass das Sicherheitsdenken der SVP sehr stark durch das schäfische Grundmuster geprägt ist.

Auch hier hilft in einem ersten Schritt Wikipedia weiter. Vorerst ist bemerkenswert, dass der Artikel über Sicherheit intensiv diskutiert wird.

Festgehalten wird, dass Sicherheit ein relativer Begriff ist – insbesondere sind in komplexen Systemen Risiken nicht vollständig auszuschliessen.Sicherheit und individuelle Freiheit stehen in einem starken Spannungsverhältnis zueinander – der 11.9.2001 hat nicht nur in den USA dazu geführt, dass mit der pauschalen Begründung „Sicherheit“ individuelle Grundfreiheiten zum Teil erheblich eingeschränkt wurden.

Als Zitat aus Wikipedia: Die Sicherheit einer Person kann in physische und wirtschaftliche Sicherheit unterschieden werden.

  • Die physische Sicherheit beschreibt die unmittelbare körperliche Unversehrtheit und Bedrohungsfreiheit,
  • die wirtschaftliche Sicherheit die dauerhafte Gewährleistung der existentiellen Basis, welche die Zukunft der Person absichern.

Bei immer mehr Konflikten – die die physische Sicherheit erheblich beeinflussen – sind ökologische Elemente auslösende Faktoren. Seit dem 6. Oktober 2007 lebt die Menschheit für dieses Jahr auf Pump, zumindest aus ökologischer Sicht. Hauptverantwortlich dafür ist der übermässige Ressourcenbedarf des wohlhabenden Teils der Menschheit – diese lebt zulasten des übrigen Teils der Menschheit und zukünftiger Generationen. Die SVP als Hauptbewahrerin des Ist-Zustandes will auch den übermässigen Konsum von Ressourcen erhalten.

Zum Umweltschutz heisst es in der SVP-Wahlplattform: „Weitere Massnahmen drängen sich nicht auf.“ Festhalten will die SVP zudem an der unnötigen und unsicheren Kernenergie. Das Festhalten der SVP am übermässigen Konsumverhalten der Schweiz ist somit aus globaler Sicht ein erhebliches Sicherheitsrisiko! Damit verbunden ist auch, dass die SVP gerade bei ökologisch relevanten Fragestellungen auf Werte wie „billig“ und „günstig“ setzt. Dies heisst erfahrungsgemäss, dass damit Ökologie- und Sozial-Dumping verbunden ist. Auch wenn das Max-Havelaar-Label als Nachweis für einigermassen fair produzierte Lebensmittel in der Schweiz einen bereits beachtlichen Marktanteil erreicht hat (z.B. bei Bananen 55 Prozent), drängen sich durchaus weitere Massnahmen auf, um die aktuelle und zukünftige existenzielle Basis für viele Menschen sicherzustellen (als Teil der wirtschaftlichen Sicherheit).

Als ein Beispiel: Die Schweizerischen Hilfswerke Brot für alle und Fastenopfer haben im Frühjahr 2007 mit ihrer Kampagne fair-computer verlangt, dass z.B. Computerfirmen in ihren Zuliefererfabriken für faire Arbeitsbedingungen einstehen und diese durch Verhaltenskodices und Verträge schützen. Die Abklärungen der Hilfswerke haben nämlich ergeben, dass die meisten Arbeiterinnen und Arbeiter – viele davon sind junge Frauen zwischen 16 und 30 Jahren – unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten müssen. Hier drängen sich weitere Massnahmen geradezu auf!

Soziale Ungerechtigkeit und übermässiger Verbrauch von Ressourcen stellen erhebliche lokale und globale Sicherheitsrisiken dar. Weil die SVP in diesen Bereichen keinen Handlungsbedarf sieht, ist die SVP ein Sicherheitsrisiko – sie gefährdet vorsätzlich und mit Absicht die Sicherheit, die sie zu schützen vorgibt. Die Wahlkampagne der SVP ist somit nicht nur menschenverachtend und rassistisch, sondern auch irreführend. Eine Partei mit derartigen Aktivitäten ist staatsgefährdend und muss verboten werden!