Zur gelingenden Zukunft gehört eine Welt mit vielen Veränderungen gegenüber dem heutigen Zustand. Ein Aspekt ist, dass diese Welt mit gelingender Zukunft ohne fossile Brenn- und Treibstoffe auskommt (auch ohne Atomenergie). Wenn wir dies wollen, ist dies zu erreichen – im Rahmen einer nachhaltigen Entwicklung, die soziale, ökonomische und ökologische Aspekte im Sinne der Zukunftsfähigkeit berücksichtigt. Dies ist seit mindestens dreissig Jahren klar, auch wenn diese Botschaft nicht überall die notwendige Resonanz bewirkt hat. Die Klimastreiks ausgehend von Greta Thunberg haben mehr Aufmerksamkeit für den Klimaschutz bewirkt, verbunden allerdings mit einer eigenartigen Gegen-Warmluft-Produktion.
Hin und wieder wird angeführt, es gehe den Menschen so gut wie noch nie auf dem Planeten Erde; es gibt tatsächlich einige Indikatoren, die in diese Richtung weisen. In einer umfassenden Betrachtung sieht dies anders aus. Die 2015 festgelegten 17 UN-Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, SDGs), die bis 2030 erreicht sein sollten, wurde im Sommer 2019 das Scheitern befürchtet, weil zu viel geschwatzt und zu wenig getan werde.
Als Gegenreaktion auf die aktuellen Klimadiskussionen wird immer wieder behauptet, Grund für den Wohlstand gerade der reichen Länder sei der (übermässige) Verbrauch fossiler Brenn- und Treibstoffe (mit lügenden Preisen). Dies ist eine klassische Fake-Meldung – es konnte mehrfach gezeigt werden, dass eine fossilfreie Energieversorgung volkswirtschaftlich vorteilhaft ist und die Unabhängigkeit erhöht.
Der Weltklimarat IPCC hat im Oktober 2018 festgehalten, dass Klimaschutz «schnelle, weitreichende und beispiellose Veränderungen in allen Bereichen der Gesellschaft» erfordert. Dies bedeutet, dass eine nachhaltige Entwicklung die Handlungs- und Denkräume Suffizienz, Effizienz und Konsistenz erfordert. Viele heute üblichen Verhaltensweisen haben neben einem hohen Energieverbrauch auch zahlreiche weitere mehr oder weniger negative Nebenwirkungen. Es reicht also nicht, etwa beim Autofahren bloss erneuerbare Antriebsenergie zu nutzen (Konsistenz), sondern es ist auch zu prüfen, ob das Auto für die jeweiligen Verkehrsdienstleistungen die beste Form ist (Effizienz) oder ob allenfalls sogar auf gewisse Verkehrsnachfragen verzichtet werden könnte (Suffizienz). Der Klimaschutz für eine gelingende Zukunft erfordert somit, liebgewordene Gewohnheiten, manchmal auch Traditionen situativ in Frage zu stellen. Zu beachten ist, dass die individuelle Betroffenheit sehr unterschiedlich sein kann – wer sich seit Jahren vegetarisch ernährt, hat sich mit anderen Fragen zu beschäften als beispielsweise der eingefleischte Grillitarier, der heute ein tägliches grosses Stück Fleisch als Selbstverständlichkeit versteht.
Eine gelingende Zukunft – da gilt auch der verschiedenen Quellen zugeschriebene Spruch «Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen». Das beginnt bei den Unsicherheiten, wenn es um die exakten, auf einen bestimmten Ort bezogenen Auswirkungen der Klimaerhitzung geht. Ein Teil des Widerstandes gegen Klimaschutz folgt aus diesen überinterpretierten Prognosen – Klimaschutz ist in dieser Situation als Zukunftsversicherung zu verstehen, vor allem dann, wenn mit Suffizienz, Effizienz und Konstistenz die Gewähr besteht, dass die erforderlichen Veränderungen eine gelingende Zukunft gewährleistet, wenn auf diesem Weg für die gesamte Menschheit ein zukünftiges Wohlergehen ermöglicht werden kann. Dies erfordert möglicherweise ein anderes volkswirtschaftliches Mass als das Bruttoinlandprodukt (BIP) – eine «Wohlstandsbuchhaltung» schlagen ForscherInnen aus Cambridge vor, ein weiterer Beitrag in dieser bereits lange dauernden Diskussion.
Die Gegenreaktionen zur aktuellen Klimadiskussion entstehen massgeblich aus der Sorge um die absehbaren und erforderlichen Veränderungen; für viele ist ein Abweichen von der gegenwärtigen Situation nicht erwünscht, unabhängig von der Notwendigkeit. Interesssanterweise ist es dafür zwingend, den von Menschen gemachten Klimawandel zu negieren, weil dann nämlich die Frage gestellt wird, was denn der Nicht-Klimaschutz kosten würde, welche Folgen er hätte. Bereits 2006 wurde im Stern-Report festgehalten, dass Klimaschutz um Faktoren günstiger ist als die Anpassung an die Klimaerhitzung. Die seither relative Untätigkeit hat dazu geführt, dass sowohl Klimaschutz als auch Klimaerhitzungs-Anpassung erforderlich ist. Die Gegenreaktion zur aktuellen Klimadiskussion ist auch damit zu erklären, dass es auch 2019 einfacher ist, die ÜberbringerInnen der Handlungsaufforderungen zu bestrafen, statt Handlungen in Angriff zu nehmen.
Es bleibt die Aussage: Wir brauchen schnell mehr Klimaschutz für eine gelingende Zukunft!
Hintergründe zur Klimaerhitzung
- Zusätzlich zu natürlichen Klimaveränderungen findet derzeit nachweislich bereits eine vom Menschen gemachte Klimaerhitzung statt.
- Ein prägender Anteil der durch den Menschen gemachten Kliamerhitzung ergibt sich aus der Verbrennung fossiler Brenn- und Treibstoffe.
- Netto Null raschmöglichst, beginnend mit einer raschen und starken Verminderung des Verbrauchs fossiler Brenn- und Treibstoffe ist zwingend, um die Klimaerhitzung auf ein für die gesellschaftliche Entwicklung erträgliches Mass zu begrenzen – Klimaschutz ist zuerst Menschenschutz!
- Einige bereits erfolgte Veränderungen, etwa das Abschmelzen der Gletscher, können durch zukunftsgerichteten Klimaschutz verzögert, aber in den nächsten Jahrzehnten nicht mehr umfassend verhindert werden.