Der Vorschlag der grossen deutschen Stromfirmen, die die noch in Betrieb stehenden, aber in absehbarer Zeit stiilzulegenden Atomkraftwerke in eine „Bad Bank“ auszulagern, hat in Deutschland eine intensive Diskussion ausgelöst. Einmal mehr: sowohl der „Bad Bank“-Vorschlag als auch die öffentliche Reaktion zeigen, dass die Preise der „konventionellen“ Energien lügen, und es offenbar keinen Weg gibt, für Kostenwahrheit zu sorgen. Ohne Kostenwahrheit ist allerdings eine zukunftsgerichtete Energie- und Klimaschutzpolitik nicht zu haben.
Die meisten Atomkraftwerke sind bereits länger in Betrieb, als es der Planung entsprochen hat – teure Nachrüstungen, die Neuinterpretation von Sicherheitsbestimmungen oder die Auslagerung von Versicherungskosten haben zur Verlängerung der Nutzungsdauer geführt. Gleichzeitig wird immer offensichtlicher, dass der Bau neuer Atomkraftwerke nur mit massiven Subventionen und künstlich hochgehaltenen Strompreisen möglich ist, abgesehen davon, dass es für die während hunderttausenden erforderliche sichere Lagerung Atommüll und AKW-Abbruchmaterial weder Lösungen noch Kostenschätzungen gibt, obwohl seit Jahrzehnten danach gesucht wird.
Es ist offensichtlich: die Atomenergie war und ist ein „No-Go“ – wer anderes behauptet, hat schlicht keine Ahnung!
Nur: damit entstehen erst die Schwierigkeiten! Denn: bis anhin hat es noch nie in der Geschichte der Menschheit einen Ausstieg aus einer Technologie gegeben. Da die Kosten der Atomenergie schon immer gelogen haben, gibt es nicht ausreichend Geld, um die Ausstiegskosten und gleichzeitig die sichere, „ewig“ dauernde Lagerung der Hinterlassenschaften dieser Technologie finanzieren! Allfällige Steigerungen des Strompreises sind in starkem Mass auf die unternehmensinterne Quersubventionierung der Atomausstiegskosten zurückzuführen.
Nach Fukushima haben sich die Diskussionen über die weder ökonomisch verantwortbare noch nachhaltige Atomenergie-Wirtschaft mit den Abläufen um Atomausstieg, Energiewende und Klimaschutz gekoppelt. Es ist davon auszugehen, dass erhebliche Kosten entstehen. Diese Kosten können mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht von den Unternehmen bezahlt werden, die Atomkraftwerke betreiben. Da es weder gesellschaftlich noch politisch Ansätze gibt, die Folgekosten nicht-nachhaltiger Entscheide früherer Generationen verursachungsgerecht zu verrechnen, findet derzeit ein groteskes Spiel statt: um die Fakten nicht auf den Tisch legen zu müssen, wird alles versucht, den Ausstieg aus der Atomenergie möglichst weit hinauszuschieben. Der nicht aufzuhaltende Transformationsprozess der Stromwirtschaft zu einer Stromproduktion mit ausschliesslich nachhaltig nutzbaren erneuerbaren Energien, welcher wesentlich näher an der Kostenwahrheit stattfindet wird als Marketinginstrument missbraucht, um die unsinnige Atomwirtschaft mit massiv lügenden Preisen gegen alle Vernunft aufrechterhalten zu können.
Die Erkenntnis, dass die AKW-betreibenden Unternehmungen nicht in der Lage waren und sind, die wahren Kosten der Energienutzung zu bezahlen, ist unerfreulich, auch wenn sie einer gesellschaftlichen und ökonomischen Logik entspricht. Die virtuelle Schönung dieser bitteren Erkenntnis durch einen Weiterbetrieb bestehender Atomkraftwerke behindert in erheblichem Umfang den Transformationsprozess zu einer nachhaltigen Stromversorgung – eine AKW-„Bad Bank“ ist möglicherweise nicht die beste Lösung, aber es ist davon auszugehen, dass der längst fällige Ausstieg aus der Atomenergie letztlich durch die Gesellschaft, und zwar während sehr vielen Generationen, zu bezahlen sein wird. Gleichzeitig ist dafür zu sorgen, dass der Übergang zu einer fossil- und nuklearfreien Energieversorgung nicht eingeschränkt wird.