Unsere Lebensmittel: hoher Preis für Tiefpreis-Strategie

Haben Sie gerne Dioxin, und seien es auch nur Spuren, auf Ihrem Teller? Es wirkt befremdlich, dass in Zeiten eines erneuten Lebensmittelskandals – Dioxin in Futtermitteln – nicht nur in Deutschland, der Harddiscounter Denner ausgerechnet die eigene Tiefpreis-Strategie, mitantreibendes Element dieser Lebensmittelskandale, anpreist. Denn klar ist: Tiefpreise von Lebensmitteln führen zu Sozial- und Oekodumping!

Zwei Trends charakterisieren das Lebensmittelangebot: der in den letzten 30 bis 40 Jahren deutlich kleiner gewordene Anteil der Lebensmittel an den Warenkorb-Kosten eines Haushaltes, und der höhere Vorfertigungsanteil (es werden immer weniger Rohprodukte, dafür immer mehr Halbfabrikate (Convenience-Food) verkauft). Diese Entwicklung führt zu einem enormen Druck auf alle Produktions- und Verarbeitungsstufen von Lebensmitteln, verbunden auch mit der Tendenz, Lebensmittel immer häufiger auf ihre Funktion als funktioneller Nahrungsbestandteil zu reduzieren – bis hin zu Scheinkäse oder -fleisch.

Parallel dazu entwickelten sich verschiedene Produktelinien zu inneren und äusseren Werten von Lebensmitteln. Bio ist ein Stichwort dazu, Weight Watchers oder Slow Food sind weitere. Spannend, was in den Gestellen eines grossen Ladengeschäftes etwa von Coop oder Migros alles Platz findet! Als exemplarische Beispiele: das Yoghurtangebot (ich meine dabei nicht die Geschmacksrichtungen, sondern die Vielfalt von produkten, Labeln, Fettgehalten, …) oder, wie das Herrchen oder Frauchen auch das Haustier, die Fülle an Katzen- und Hundefutter. Im gleichen Gestell findet sich alles vom Harddiscount-Angebot bis zu „Luxus“-Produkten in verschiedenen Ausprägungen. Damit verbunden scheint auch die Entwicklung zu sein, dass Pionieranbieter von Biolebensmitteln (z.B. Vatter Bio-Markt) aus dem Markt verschwinden.

Jeder Lebensmittel-Skandal ruft zwangsläufig nach verstärkter staatlicher Kontrolle – nicht zuletzt auch, dass später, wenn der Skandal etwas vergessen gegangen ist, wieder der bürokratische Staat beklagt werden kann. Schon fast unerklärbar ist, warum die Privatinhaber von Harddiscountern (als Beispiele Denner/Schweri, Aldi/Gebrüder Albrecht) zu riesigen Vermögen kamen, während gleichzeitig viele Jobs in der gesamten Lebensmittelkette als eigentliche Prekariate interpretiert werden müssen.

Klar ist: im Lebensmittelbereich versagt mit Sicherheit der Markt, auch der Staat kann auf Dauer die Lebensmittelsicherheit nicht umfassend gewährleisten. Es bleibt nur eines: jede und jeder einzelne muss Verantwortung für die Qualität, für die inneren und äusseren Werte der eigenen Nahrung, der für das Leben benötigten Mittel übernehmen.

Dazu gibt es einiges an Hilfestellungen. Ganz einfaches: alles meiden, was mit „garantierter Tiefstpreis“ angeschrieben steht, solche Produkte sind unter Nachhaltigkeitsaspekten hoch defizitär. Dafür auf Lebensmittel mit dem Bio-Knospe-Label setzen – zumindest gegen die üblichen Nahrungsmittel-Skandale scheint dies zu wirken. Auch wenn es immer wieder ProduzentInnen gibt, die die Bio-Vorgaben als zu bürokratisch wahrnehmen – offenbar hat Skandalfreiheit mit Qualitätsansprüchen und damit halt klar vorgegebenen Abläufen zu tun (P.S. Link zur WWF-Hilfe im Labelsalat)! Und weil Bio in einzelnen Bereichen etwas teurer ist: Teilzeit-Vegi als gleichzeitig klimaschützerisches Kostensenkungsprogramm, und klar: wenn schon Fleisch, dann Fleisch von zertifizierten Bio-Landwirtschaftsbetrieben!

Als Sammlung: lokal, saisonal, fair