Parteien als verlängerter Arm der Auto-PR?

Was mir auffällt: in letzter Zeit sind selbst an ÖV-Haltestellen sehr viele Autowerbe-Plakate zu sehen. Auch der Auto-Anzeiger (früher Tagesanzeiger) reaktiviert die autofokussierte Artikelsichtweise. Gerade im Gemeinderat von Zürich versuchen sich $VP und FDP mit Autozentrierung zu profilieren. Hat und braucht das Auto in der heutigen Form überhaupt eine Zukunft?

Wäre das Auto nur ein Verkehrsmittel, könnte man verkehrspolitisch rational über die Bedeutung des Autos diskutieren (stammt nicht von mir, ich kenne allerdings die Quelle nicht). Autos sind intensiv emotional besetzt, sie gehören zudem zu den teuersten Konsumgütern, die sich Haushalte leisten wollen/müssen. Die Auto-PR hat sich also nicht nur darum zu kümmern, dass die KonsumentInnen (unnötige!) Autos kaufen, sie hat auch dafür zu sorgen, dass diese unnötigen und teuren Autos auch benutzt werden können. Und in diesem Zusammenhang verkommen Medien und gewisse Parteien zum verlängerten Arm der Auto-PR.

Gerade in Städten ist angesichts des bestehenden Angebots an Fortbewegungsmöglichkeiten ein Auto für KonsumentInnen absolut unnötig – es mag sein, dass es einige Mobility-Autos braucht, es ist sicher so, dass für gewisse DienstleisterInnen (vom Sanitärservice bis zum Home-Shopping) Autos nötig sind. 95 % aller Autofahrten könnten ohne wirkliche Komforteinbussen und zu deutlich günstigeren Kosten durch andere Verkehrsträger ersetzt werden – von den eigenen Füssen bis zum ÖV.

In den letzten Wochen und Monaten störten sich in Zürich PolitikerInnen von $VP und FDP an den ersten Wohnbauprojekten (z.B. „Mehr als Wohnen“), die sich an Nicht-Autobesitzende richten. Klar ist: der Lärmschutz, der beschränkte Platz in Städten, die Anforderungen des Klimaschutzes, viele weitere Aspekte zeigen klar auf, dass in Städten Autos nicht wirklich angebracht sind, dies gilt sowohl für die StadtbewohnerInnen als auch die StadtbesucherInnen.

Dazu gehört auch, dass auch an zentralen Orten der Stadt – zum Beispiel Bellevue/Sechseläutenplatz – die Verkehrsflächen für Autos deutlich reduziert werden müssen, selbst dann, wenn an diesem Ort konzeptlos ein Parkhaus gebaut wird. Wenn nun $VP und FDP das Referendum gegen eine bescheidene Verkehrsflächenreduktion ergreifen, wird einmal mehr klar, dass die Verkehrspolitik dieser beiden Parteien in den PR-Abteilungen der Autobranche gemacht wird, ohne jeden Bezug zu den realen politischen und gesellschaftlichen Fragestellungen der Jetztzeit. Es ist bezeichnend, dass Autos überwiegend mit fossilen Treibstoffen aus endlichen Lagerstätten betrieben werden – eine autofokussierte Politik wie von Auto-Anzeiger (früher Tagesanzeiger) und $VP/FDP wirkt tatsächlich deutlich fossil.