Klimaschutz ist kritischer Optimismus

Der Mensch gemachte Klimawandel bietet eine grosse Bandbreite von Dystopie über Pessimismus bis Positivismus. Ich bevorzuge die Sicht des kritischen Optimismus. Dies verlangt vor allem nach Erfolgs-Geschichten. Klimaschutz ist nämlich möglich, wenn wir es wirklich wollen.

Der übermässige Verbrauch fossiler Brenn- und Treibstoffe in allen Lebensbereichen hat erheblichen Einfluss auf das Klima auf dem Planeten Erde. Menschliche Verhaltensweisen – beispielsweise bei der Ernährung und dem Konsum – verstärken den menschlichen Einfluss auf das Klima. Klimawandel-LeugnerInnen oder -RelativiererInnen gibt es zudem ebenfalls, aber dies beweist bloss, dass es um ein gesellschaftlich relevantes Thema geht. Nicht ohne Grund wächst der Wissenschaftszweig der Klimawandelkommunikation.

Das Klima auf dem Planeten Erde verändert sich, manchmal schneller, manchmal langsamer. Viele Elemente machen das Klima aus. Beim derzeitigen Mensch gemachten Klimawandel geht es darum, dass sich das Klima so schnell ändert, dass die Anpassung an diese Veränderungen für jeden Menschen, für die Gesellschaft, die Gesellschaften eine erhebliche Herausforderung darstellt. Klimaschutz ist daher eigentlich Menschenschutz.

Klimawandel lässt sich in grossen Zeiträumen am einfachsten verfolgen – Gletscher- oder Tropenlandschaft sind eindeutig unterscheidbare Merkmale, die sich beispielsweise aus den Gesteinsformationen oder den Fossilien erklären lassen. Erdgeschichtlich betrachtet ist die menschliche Gesellschaft jung. Viele der erdgeschichtlichen Beschreibungen weisen darauf hin, dass Artensterben zu den üblichen Elementen grosszeiträumigen (Klima-)Veränderungen gehören. Die Überlegungen des kritischen Optimismus führen dazu, den Versuch zu unternehmen, das Tempo des Mensch gemachten Klimawandels zu vermindern, um der Gesellschaft eine Anpassung zu ermöglichen – inklusive Klimawandel-Anpassungsmassnahmen, welche die Resilienz der Gesellschaft erhöhen sollen.

Bereits 23 internationale Klimaschutz-Konferenzen haben stattgefunden. Im Dezember 2015 wurde in Paris entschieden, alles daran zu setzen, den Mensch gemachten Klimawandel auf deutlich unter 2 °C (gegenüber dem vorindustriellen Zustand), besser sogar auf 1.5 °C zu beschränken.

Dazu ein bereits mehrfach verwendetes Zitat, von der Wikipedia-Seite zur Pariser COP 21-Konferenz: Soll das 1,5°-Ziel ohne Einsatz der «Carbon Capture and Storage-Technik» erreicht werden, muss die Verbrennung fossiler Energieträger bis ca. 2040 komplett eingestellt werden und die Energieversorgung – d. h. Strom, Wärme und Verkehr – in diesem Zeitraum vollständig auf erneuerbare Energien umgestellt werden.

Bis anhin wurden eher zu wenig Klimaschutzmassnahmen umgesetzt. Nach wie vor emittiert die Menschheit zu viele Treibhausgase, was das Handeln jeden Tag dringlicher macht und zu höheren Anforderungen führt.

2040, das ist in 23 Jahren – wer sich heute für die energetische Qualität eines Gebäudes, egal ob Neu- oder Umbau, entscheidet, bestimmt somit, wie viel Energie das Gebäude zum Zeitpunkt des Ausstiegs aus den fossilen Energien benötigt. Wer sich heute für eine Öl- oder Gasfeuerung entscheidet, berücksichtigt die Klimaschutz-Anforderungen nicht. Zwar tun dies etwa in der Stadt Zürich gemäss einem Projekt von ENERGIEFORSCHUNG STADT ZÜRICH vier von fünf Gebäudeeigentümerschaften. Kritischer Optimismus verlangt, dies zu ändern. Es gibt ausreichende Alternativen, mit denen die Wärmeversorgung auch von bestehenden Bauten mit dezentral genutzten erneuerbaren Energien bestens möglich ist. Solche Anlagen müssen allerdings bestellt werden, es braucht Unternehmen, die diese Anlagen installieren und in Betrieb nehmen. Wird vollständig gerechnet, sind solche Lösungen bei der Installation zwar teurer, über den gesamten Lebenszyklus resultieren aber tiefere Gesamtkosten. Das Denken in Varianten lohnt sich!

Reine Propaganda-Behauptungen sind Aussagen der Heizöl- und Erdgas-Lobby, dass neue Öl- und Gasheizungen auch Klimaschutz seien. Nüchtern betrachtet bieten solche Neuanlagen einige Prozent tiefere Treibhausgasemissionen als alte Anlagen – der kritische Klimaschutz-Optimismus verlangt allerdings, dass spätestens 2040 gar keine fossile Energien mehr verbraucht werden sollen. Dann hat es keinen Platz mehr für Öl- und Gasheizungen. Weil etwa die Öl- und Gas-Infrastruktur länger genutzt werden sollte als bis 2040, gilt ab sofort, dass gar nichts mehr in Gas- und Ölinfrastruktur investiert werden soll, Divestment ist angesagt.

«Zukunft fängt bei Dir an» lautet der Untertitel des enorm-Magazin – am 29. Dezember 2017, so quasi als Vorschau auf 2018 mit dem Beitrag Lösungen statt Weltuntergang von Daniel Anthes, als Plädoyer für mehr Zukunftsoptimismus im Kampf gegen den Klimawandel.

Wir brauchen einen gesellschaftlich akzeptierten Transformationspfad zum vollständigen Wechsel auf dezentral und nachhaltig genutzte erneuerbare Energien bis spätestens 2040. Ich bin optimistisch, dass sich dies auch gegen die Öl- und Gaslobby – gegen das «fossile Imperium» (Zitat Claudia Kemfert) – realisieren lässt.