Ein harter Vorwurf: der US-amerikanische Präsident Barack Obama, der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy und die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel irren sich erheblich, wenn sie sich zur Atomenergie äussern. Klar ist: die Zukunft gehört ausschliesslich nachhaltig genutzten erneuerbaren Energien.
Barack Obama will die nordamerikanische Atomindustrie mit erheblichen Geldmitteln subventionieren, der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy setzt auf französische Atomkraftwerke als Exportschlager, und die deutsche Bundeskanzlerin sieht die Atomenergie als „Brücke“ in die Zukunft. Leider werden hier Zukunftschancen verhindert – man hört auf finanzkräftige LobbyistInnen statt auf unabhängige und sachkompetente ExpertInnen verschiedenster Fachrichtungen.
Atomenergie ist keine nachhaltige Technologie. Sie beruht auf der endlichen, also begrenzen Ressource Uran.
Zudem entstehen erhebliche Mengen radioaktiver Müll, welche während Jahrhundertausenden sicher gelagert werden MÜSSEN – derzeit gibt es weltweit kein einziges glaubwürdiges Projekt oder gar ein funktionierendes Lager. Die Regierungen verschiedenster Länder geben jeweils Glaubensbekenntnisse ab, die in der Regel nicht wesentlich länger gültig sind als die Trocknungszeit der Tinte für diese Aussagen.
Die sogenannt friedliche Atomenergienutzung ist direkt und unlösbar mit der Produktion von waffenfähigem Spaltmaterial (Atombombe) gekoppelt. Zudem besteht eine atompolitische Zweiklassengesellschaft: die USA bestimmt, welche Staaten als würdig erachtet werden, eine eigenständige Atomenergie- und Atomwaffenproduktions-Wirtschaft zu betreiben. Der Konflikt zwischen Iran und einem Teil der Weltgemeinschaft über die aktuelle und zukünftige Atompolitik Irans beruht einzig auf dieser selektiven Atom-Gunst-Zuteilung.
Wenn ausgerechnet die USA, Frankreich und Deutschland die Atomenergie pushen, Staaten also, die die Hand sowohl auf der Uranproduktion, der Atomenergienutzung und zumindest teilweise auf der Atomwaffenproduktion haben, so wollen diese Länder für vermehrte Abhängigkeit der „Nehmerländer“ sorgen.
Wenn Frankreich von einer ausgereiften Technologie der Atomenergienutzung spricht, so erfolgt dies wider besseres Wissen. Das Beispiel des nach langen Jahren immer noch nicht vollendeten finnischen Atomkraftwerkes Olkiluoto illustriert dies treffend: der französische AKW-Bauer Areva hat die Kosten überhaupt nicht im Griff, und es wird auch bereits von erheblichen Konstruktionsmängeln berichtet. Wenn nun der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy dieses „Fass ohne Boden“ als französischen Exportartikel bezeichnet, werden die Absichten offensichtlich: Frankreich hat schlicht den Einstieg in die erneuerbaren Energien verpasst, und mit neuen AKWs sollen jetzt in anderen Ländern erhebliche Mittel gebunden werden, die dann für erneuerbare Energien fehlen würden.
Das Beispiel Deutschland illustriert treffend, dass im Interesse der Gewinne der Nuklearindustrie die Atomenergie zur Brückentechnologie umstilisiert wurde: die Laufzeit auch bestehender Uralt-AKWs soll verlängert werden, während die Einspeisevergütung für Strom aus erneuerbaren Energien vermindert wird. Offenbar wollen CDU-/FDP-Politik und Atomwirtschaft nicht akzeptieren, dass die StromkundInnen die Atomenergie abgewählt haben.
Atomenergie kann keinen ernsthaften Beitrag zur Verminderung der Mensch gemachten Klimaveränderung leisten – die gelingt wirklich nur mit nachhaltig genutzten erneuerbaren Energien. Jede andere Aussage ist lobbygesteuerte Propaganda.