Energie-Zukunft statt Ölpreis-Fokussierung

Obwohl eigentlich schon lange klar ist, dass die Welt sich möglichst rasch von den Zwängen und Unfreiheiten der fossilen Wirtschaft befreien muss, starren erstaunlich viele Menschen nach wie vor auf die Entwicklung des Ölpreises. Wer mit Öl handelt, ist NutzniesserIn von fossilen «Rentier»-Vermögen, vor Millionen von Jahren angelegt, zu Lasten der gegenwärtigen und insbesondere zukünftigen Generationen genutzt. Sowohl Privatpersonen als auch Staaten profitieren in hohen Milliardenbeträgen von dieser fossilen Rente. PS: «Rentier» meint hier nicht das Ren, eine Hirschart eher aus dem Norden.

Das ist auch der Grund, warum trotz massivsten ökologischen Schäden – gerade wird auch über den nun zehn Jahre zurückliegenden «Deepwater Horizon»-Blowout mit nach wie vor nachwirkender Ölpest berichtet – und der zu einem erheblichen Teil durch die Anwendung fossiler Energien verursachten Klimakrise nach wie vor ein grosser Markt für Erdöl, Erdgas, Kohle und so weiter besteht.

«Es besteht eine allgemeine wissenschaftliche Übereinstimmung, dass … die Menschheit das globale Klima … durch die Freisetzung von Kohlenstoffdioxid durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe beeinflusst. … Es gibt einige potenziell katastrophale Ereignisse, die in Betracht gezogen werden müssen. … Der Mensch hat ein Zeitfenster von fünf bis zehn Jahren, bevor … harte Entscheidungen über … Energiestrategien kritisch werden könnten. … Sobald die Auswirkungen messbar sind, sind sie möglicherweise nicht mehr umkehrbar.» Dies stand bereits in den Siebzigerjahren des letzten Jahrhunderts in einem Dokument von ExxonMobile – die Folge waren allerdings PR-Kampagnen dieser «fossilen Rentiers», die bis heute nachwirken und auch in der Schweiz eine ernsthafte Klimapolitik behindern (diese Rentier-Gelder verhelfen auch dazu, Abstimmungen auf nationaler Ebene und in den Kantonen geradezu zu kaufen).

Momentaufnahme: Am 20. April 2020 fiel der Preis für Erdöl-Termingeschäfte in den USA erstmals unter Null – wer also die Möglichkeit, im Mai 2020 in den USA Öl kaufen zu wollen, verkaufen wollte, musste bezahlen, damit jemand dieses offenbar schlechte Geschäft überrnahm. Mag sein, dass diese Situation eine Folge der Corona-Krise war, weil der Verbrauch an fosssilen Energien derzeit niedriger ist als erwartet. Nur: wenn die Welt die Klimakrise endlich ernst nimmt, wird auch nach Corona der Verbrauch fossiler Energien noch deutlicher zurückgehen – schliesslich ist der Einsatz erneuerbarer Energien wirtschaftlich und sozial verträglich. Dann dürfte auch der Marktpreis zurückgehen. Auch darum, weil Öl- und Gaspreise lügende Preise sind, da die VerbraucherInnen fossiler Energien die Folgekosten für Mensch und Umwelt nicht bezahlen müssen. Und alle jene, die bei «Wirtschaftlichkeitsrechnungen»  etwa beim Ersatz eines Wärmeerzeugers für ein Haus weiterhin auf «billig» statt auf Zukunftsfähigkeit setzen, dürften einmal mehr einer Lügen-Propaganda-Kampagne der fossilen Wirtschaft gefolgt sein.

Darum gibt es nur eine Lösung: so schnell als möglich ist der absolut unnötige und schädliche Einsatz fossiler Energien zu verbieten – möglichst schnell, also besser bereits 2030 als erst 2050. Das wird etwas länger dauernd als einen Moment.  Öl, Gas, Kohle müssen im Boden bleiben – #StayInTheGround!