Einkaufszentren braucht es nicht

Der Zürcher SVP-Regierungsrat Markus Kägi versucht das Rad der Zeit zurückzudrehen: obwohl es bereits viel zu viele Einkaufsflächen gibt, obwohl längst allen Fachleuten klar ist, dass Einkaufszentren ein Auslaufmodell sind, obwohl immer klarer wird, dass der Einkaufsverkehr als ein durchaus beachtlicher Teil des Gesamtverkehrs nicht zukunftsfähig ist, will dieser ewiggestrige Regierungsrat das Einkaufen mit dem Auto noch weiter vorantreiben. Herr Kägi: so nicht! Die Zukunft des Einkaufens funktioniert ohne Auto, funktioniert ohne Einkaufszentren ausserhalb der Ortszentren.

Regieren ist auch Vorausschauen – das tun SVP-PolitikerInnen aus Prinzip nicht: sie schauen zurück und wollen einfach das fortschreiben, was ist. Gerade beim Verkehr funktioniert dies nicht. Die als Folge der Finanzkrise offensichtlich gewordenen Mängel der Automobilwirtschaft zeigt klar: heutige Verkehrspolitik ist nicht nachhaltig! Oder, wie es der Dresdner Verkehrsökologe Udo J. Becker formuliert: Um die Mobilität zu erhalten, muss der Verkehr vermindert werden!

Der Auto-Einkaufsverkehr macht bereits einen beachtlichen Teil am Gesamtverkehrsvolumen aus – obwohl Beispiele wie die Zürcher Innenstadt zeigen, dass der Einkauf bereits heute zu über 80 % ohne Auto erfolgen kann! Online-Shopping als neuere Form des Einkaufens – insbesondere für nicht ausgeprägte Frischprodukte – hat ein erhebliches Potential zur Verminderung sowohl der Verkehrsmenge als auch der Umweltbelastung durch den Verkehr. Nicht zuletzt der ständig wachsende Anteil an autofreien Haushalt – einerseits aus Gründen der demographischen Entwicklung, andererseits wegen des bewussten Entscheides der Haushaltmitglieder – zeigt, dass eine auf das Auto ausgerichtete Einkaufsstrategie nicht zukunftstauglich ist. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird Online-Shopping deutlich an Bedeutung gewinnen, mit kleineren, wohnungsnahen Läden für die Frischprodukte und den Alltagsbedarf. Auch für Kleider, Möbel und weitere nicht jeden Tag gekaufte Gegenstände wird das Online-Shopping an Bedeutung gewinnen, aber auch Hauslieferdienste – das auf dem Auto heimtransportierte Selbstbaumöbel aus der IKEA wird sich im Hinblick auf die Zukunftsfähigkeit neu positionieren müssen.

Angesichts des menschgemachten Klimawandels, angesichts der nach wie vor bestehenden Lärmproblematik, angesichts der offensichtlichen Engpässe im Strassennetz ist es blanker Zynismus, wenn der Zürcher SVP-Mann Kägi nach wie vor auf das Auto als Einkaufswägeli setzt. Als Regierungsrat, Herr Kägi, haben Sie die Gesamtinteressen zu berücksichtigen – und aus dieser Gesamtschau gehören Einkaufszentren mit Autofokussierung auf den Ramschhaufen der Geschichte!