Die Zukunft des Stadtverkehrs: weniger, langsamer, umweltfreundlicher

Die Stadt Wien ist nach dem Mercer-Ranking die lebenswerteste Stadt, mit leichtem Vorsprung auf die Stadt Zürich. Möglicherweise hat das bisschen Vorsprung von Wien mit dem Verkehr zu tun: Am 11. April 2014 anlässlich des Starts des 10. VCÖ-Mobilitätspreises wurden einige Zahlen und Aussagen bekanntgegeben, die Hinweise vermitteln auf die Zukunft des Stadtverkehrs.

Einige Zitate aus der „Rathauskorrespondenz“ vom 11.4.2014:

  • Sieben von zehn Wienerinnen und Wiener haben weniger als zehn Kilometer in die Arbeit. … Der Österreich-Schnitt liegt bei 36 Kilometern.
  • Die Wienerinnen und Wiener legen 73 Prozent ihrer Alltagswege mit Öffis, zu Fuß oder dem Fahrrad zurück. Vor zehn Jahren, im Jahr 2004, betrug der Anteil erst 64 Prozent.
  • Im Durchschnitt gibt ein Wiener Haushalt pro Jahr rund 4.150 Euro für Mobilität aus. Im Vergleich zu einem durchschnittlichen Haushalt in den Bundesländern ersparen sich die Wiener Haushalte rund 1.200 Euro pro Jahr. Die Ursache für die niedrigeren Mobilitätskosten: Das umweltfreundliche Mobilitätsverhalten und die kürzeren Wege, etwa zur Arbeit, zum Einkaufen oder um Freizeitziele zu erreichen.
  • Zukunftstrend Multimodalität: das für den jeweiligen Zweck am besten geeignete Verkehrsmittel wird gewählt. In den meisten Fällen sind es in der Stadt Öffis, das Fahrrad oder die eigenen Beine.

Die Politik hat somit dafür zu sorgen, dass öffentlicher Verkehr, Velo und die zu Fuss Gehenden die höchste Priorität im Verkehrsgeschehen erhalten. Wenn insbesondere Männer der Auto-PR-Parteien FDP und $VP, unterstützt insbesondere von Tamedia, eine ausgesprochen autofixierte Verkehrspolitik fordern, trägt dies sicher nicht zur städtischen Lebensqualität bei und ist ebenso sicher nicht zukunftsorientiert.

Beim deutschen Innovationspreis 2014 wurden 10 Vordenker und Unternehmenslenker (nur ein Frau war dabei) nach Wünschen für digitale Innovationen befragt. 5 Äusserungen betrafen die Autobenutzung – diese 5 Personen möchten die Zeit, die sie heute mit Autofahren verbringen, anders nutzen können, beispielsweise dank selbstfahrenden Autos. Damit kommt eindeutig zum Ausdruck, dass die heutige Art der Autobenutzung kaum zur Lebensqualität beiträgt – das kann kaum zukunftsfähig sein.

Dies heisst: in den Städten beansprucht der Autoverkehr zu viel Platz – besonders auch in der Form „Stehzeug“. Verschiedene Beispiele in der Stadt Zürich lassen vermuten, dass der zu viele Platz, den die Autos beanspruchen, insbesondere den Velofahrenden „geklaut“ wurde.

Als ein Beispiel, Binzallee in Zürich: Der Hauptzugang zu einem Kinderhort liegt unmittelbar an der als Veloweg gekennzeichneten und im Velostadtplan als Veloverbindung eingetragenen Binzallee. Die Binzallee und die weitere Umgebung dienen als Aussenraum und Spielplatz des Hort – grosse improvisierte Tafeln signalisieren „ACHTUNG“, „ACHTUNG KINDER“, „HIER SPIELEN KINDER“ – offensichtlich müssen spielende Kindern und Velofahrende den gleichen Aussenraum nutzen, was auf Dauer nicht zweckmässig ist.

Veloweg auf Hortspielplatz
kinderschilder

Die Zukunft des Verkehrs verlangt, dass Velo und zu Fuss Gehende viel mehr Platz erhalten, während gleichzeitig der Autoverkehr weniger Platz beansprucht und im Sinne der verbesserten Lebensqualität auch weniger Platz braucht!