Unverständliche Politik: nicht nur Konservendosen gehören nicht in den Kehricht

Politik ist regelmässig unverständlich. Hin und wieder ist etwa die Abstimmungswerbung geradezu absurd. Ein solches Beispiel zeigt sich derzeit in der Stadt Zürich: Die Grüne Partei wirbt mit einer Konservendose im Müll für ein Ja der Stimmberechtigten zur Metallrückgewinnung aus Kehrichtschlacke respektive zur Anpassung der Anlagen im Kehrichtheizwerk Hagenholz für den Schlackenaustrag.

Dass Metall(abfälle) nichts im Kehricht zu suchen haben, ist so etwas wie eine Konstante der Abfallpolitik. Sammelcontainer für solche Metallabfälle stehen etwa in der Stadt Zürich an vielen Orten. Als Ausschnitt eines solchen Containers:

Plakat am Metallsammel-Container

Ganz klar: Konservenbüchsen als Abfall gehören in einen solchen Sammelcontainer.

Die Grünen werben nun mit genau einer solchen Konservenbüchse für ein Ja zur «Metallrückgewinnung im Hagenholz».

Abstimmungsplakat Grüne Stadt Zürich

Nur: wenn Konservendosen nichts im Müll zu suchen haben, braucht es keine solche Metallrückgewinnung im Hagenholz. Ist dieses Plakat also eine Aufforderung der Grünen, zukünftig z.B. Konservendosen in den Müll zu werfen? Wohl kaum – warum dann derartige Abstimmungs-Absurd-Werbung?

Es geht weiter: für Gold- und Silberrückgewinnung aus dem Müll sind die Anlagen bestimmt, über welche am 8. März 2015 in der Stadt Zürich abgestimmt wird. Gold- und Silberschmuck, Gold- und Silbermünzen werden kaum in den Abfall geworfen. Gold und Silber können allenfalls aus Elektronikschrott stammen – nur hat auch dieser nichts im Kehricht verloren, sondern hat spezielle, durch die KonsumentInnen bereits vorausbezahlte Entsorgungswege.

Es ist offensichtlich: Metall hat im Kehricht nichts zu suchen – eine Metallrückgewinnung aus dem Kehricht macht nur Sinn, wenn die Politik davon ausgeht, dass die Menschen im grossen Umfang nicht mehr gebrauchte Gegenstände auf dem falschen Weg «entsorgen». Oder anders: wir sind noch sehr sehr weit von einer Ressourcenpolitik «von der Wiege zur Wiege» entfernt! Gemäss Abstimmungszeitung braucht es 20 Jahre, bis die neuen Anlagen amortisiert sind, es braucht sogar 33 Jahre, bis die neu erstellten Gebäude amortisiert sind. Dies gilt allerdings nur dann, wenn die bisherige Wegwerfmentalität beibehalten wird!

Einen Zacken in Sachen Absurdität hat der Gemeinderat noch zusätzlich zugelegt: die SVP hat einen Vorstoss eingereicht, welcher (nach Textänderung durch die Grünen) verlangt, dass ein allfälliger Gewinn aus der Metallrückgewinnung aus der Kehrichtschlacke in geeigneter Form an die KonsumentInnen zurückzuführen sei. Mit knapper Mehrheit wurde dieser Vorstoss an den Stadtrat überwiesen. Da will also die SVP, dass das Fehlverhalten der Wegwerfmentalitäts-KonsumentInnen finanziell noch belohnt wird. Was soll dies mit Nachhaltigkeit zu tun haben?