Velohelm: eine gute Sache – auch ohne Obligatorium!

Zwei Meldungen vom gleichen Tag:

  • Velohelme erhöhen das Unfallrisiko – behauptet der Auto-Anzeiger, früher Tages-Anzeiger, und zwar als Zitat von Christoph Merkli, Geschäftsführer von Pro Velo Schweiz.
  • Ein fussballgrosser Stein traf einen Biker in Gersau am Vierwaldstättersee im Kanton Schwyz am Kopf. Sein Helm verhinderte Schlimmeres. Auch dies im Auto-Anzeiger, früher Tages-Anzeiger.

Was ist davon zu halten?

Herr Merkli stützt seine Behauptung auf eine hochgradig unwissenschaftliche Studie, die zudem, wie dies auch Herr Merkli tut, sehr willkürlich interpretiert wird. So wurden sehr viele Strassenverkehrsregeln aufs Mal geändert. Trotzdem ergab sich eine deutliche Verminderung der Kopfverletzungen. Ein Helm darf nicht durch riskantes Verhalten auf der Strasse überkompensiert werden – dieser Aspekt wurde bei den Untersuchungen überhaupt nicht berücksichtigt (nennt sich Rebound- oder Backfire-Effekt); dies würde auch die Zunahme von Verletzungen an anderen Körperteilen erklären. Nochmals: ein Velohelm ist kein aktives Sicherheitsinstrument, sondern unterstützt die passive Fahrweise, die eigentlich für alle Velofahrenden selbstverständlich sein sollte (die hilft bei einem Steinschlag nur beschränkt).

Warum Velofahrende wegen des Helms auf das Velofahren verzichten, müsste tatsächlich sozialpsychologisch vertieft abgeklärt werden. Ich stelle fest, dass bei sportlich Velofahrenden, möglicherweise als Folge von den schlimmen Folgen von Stürzen in den Profi-Doping-Rundfahrten, der Helm deutlich verbreiteter ist als bei den Alltagsvelofahrenden.

Klar ist: wer beim Velo fahren einen korrekt sitzenden Helm trägt, hat bei einem Sturz mit deutlich geringeren Kopfverletzungen zu rechnen. Aber der Helm ist kein Air Bag, kein Sicherheitsgurt – der Helm schützt als zweite Schale den empfindlichen menschlichen Schädel, genau dies, nicht mehr, aber auch nicht weniger!

Der Kluge fährt im Zuge – hiess es früher. Sinngemäss heisst es „Kluge Köpfe schützen sich„. Braucht es ein Obligatorium bei vernünftigen Menschen? Vielleicht eher nicht – aber möglicherweise einen Bonus für helmtragende VelofahrerInnen bei der Unfallversicherung!

Und dann noch dies: der Velohelm, ob obligatorisch oder nicht, hat nichts mit Verkehrspolitik zu tun. Diese hat, ebenfalls unabhängig von der Diskussion um den Velohelm, schlicht dafür zu sorgen, dass Velofahren deutlich sicherer wird, zum Beispiel durch die dringliche Realisierung der Velowege!