Optionen offenhalten oder Anti-Angst?

Die Atomenergie-LobbyistInnen versuchen eine unnötige Renaissance der sinnlosen und immer unmittelbar an die Atombombe gekoppelten Nuklearenergie. Da wird behauptet, es gehe darum, Optionen offen zu halten, gleichzeitig wird den GegnerInnen dieser Sackgassen-Technologie unterstellt, mit Angst zu argumentieren. Die Fakten nach Tschernobyl scheinen aus der Erinnerung der Allgemeinheit zu verschwinden, ebenso lässt sich mit den Argument Klimaschutz ziemlich viel Schindluderei betreiben.

Atomkraftwerke, Kernkraftwerke, allenfalls auch Nuklearkraftwerke genannt erfordern für den Betrieb einen endlichen Rohstoff – analog zum Peak Oil und Peak Gas gibt es auch einen Peak Uranium oder Peak Uran. Wie weit entfernt diese Peaks sind, spielt für die politische Diskussion keine Rolle – nur schon die Tatsache, dass Rohstoffe begrenzt sind, bedeutet, dass eine nachhaltige Nutzung solcher Rohstoffe ausgeschlossen sind. Es macht also keinen Sinn, eine auf den fossilen Ressourcen Erdöl und Erdgas basierende Energiewirtschaft durch eine Energiewirtschaft auf der Basis des vor-fossilen Rohstoffs Uran aufzubauen, weil dann mindestens zwei Mal Umstellungskosten aufzubringen sind – warum nicht gleich in erneuerbare Energien investieren?

Angesichts des geringen Anteils der Atomenergie an der globalen Energieversorgung – deutlich unter zehn Prozent – und des Potentials Erneuerbarer Energien – die gesamte Weltbevölkerung kann selbst bei einer deutlichen Verbrauchszunahme ausschliesslich mit erneuerbaren Energien beliefert werden – macht es keinen Sinn, eine Technologie zu pushen, die nachweislich ein erhebliches Risiko darstellt und die globalpolitisch zu unabsehbaren Konflikten führt (Stichwort Iran).

Im Strombereich besteht ein erhebliches Stromeffizienzpotential – bis zum Beweis des Gegenteils ist es ohne grössere Schwierigkeiten machbar, den Stromverbrauch der heutigen Anwendungen mindestens zu halbieren – auch wenn neue Anwendungen eine Steigerung des Verbrauchs bewirken werden (in der Summe allerdings immer noch tiefer als der heutige Stromverbrauch). Dieser Stromverbrauch ist in Zukunft ohne Schwierigkeiten, allerdings mit höheren Investitionskosten, ausschliesslich aus erneuerbaren Energien nutzbar.

Die grosse Zahl von Standorten und die verschiedensten Nutzungstechniken – die eingestrahlte Sonnenenergie kann sowohl auf elektronischem als auf thermischem Weg in Strom umgewandelt werden, Wind kann sowohl im Küstenbereich verschiedener Länder als auch in bestimmten Kontinentalgebieten genutzt werden, es sind unterschiedliche Anlagengrössen möglich, usw. – stellen eine ausreichende Diversifikation der Stromerzeugung dar: die Option Kernenergie ist schlicht unnötig.

Für die Atomenergie spricht nur, dass einzelne Unternehmen eine bereits mehrere Jahrzehnte dauernde Erfahrung im Betrieb solcher Anlagen haben (was, wie das Beispiel Vattenfall/Krümel zeigt, eher ein Makel als ein Vorteil dieser Technologie ist), und sowohl die technischen als auch betriebswirtschaftlichen und politischen Aspekte von AKWs einigermassen beurteilen können. Es handelt sich um ein klassisches Marketingthema, etwas plump mit dem bekannten Spruch „Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht“ illustriert. Einzelne Grosskraftwerke stellen ein eigentliches Klumpenrisiko dar, sowohl in der Realisierungs- als auch in der Betriebsphase; demgegenüber ist der aus einer Vielzahl von kleinen und mittleren Anlagen bestehende Kraftwerkspark mit erneuerbaren Energien wesentlich weniger riskant. Und trotzdem bestehen diverse Kraftwerksgesellschaften auf den Hochrisikoprojekten – das hat mit vernünftiger Wirtschaftsweise schlicht nichts zu tun!

Weder Klimaschutz noch die Gesellschaft erfordern neue Atomkraftwerke – solche können nur in der Vergangenheit verhaftete LobbyistInnen wollen.

P.S. Wer andern unterstellt, auf der Schiene „Angst“ zu fahren, muss extrem schlechte Argumente haben – offenbar scheinen diese nicht mal die SchreiberInnen zu überzeugen.