Zürich: Stadion, Stadien

Mindestens drei Sportstadien befinden sich in Zürich derzeit im öffentlichen Interesse: der Letzigrund, der Hardturm und das ZSC-Stadion Altstetten. „Brot und Spiele“ – “Panem et circenses” ist auch in Zürich ein Dauerthema.

Dass ausgerechnet der Letzigrund, das einzige bestehende Stadion dieser Zürcher Stadien, wieder ins Gespräch gekommen ist, liegt an der Seriosität der Stadionverantwortlichen. Tanzende Säulen sind die zentralen Tragelemente des riesigen und trotzdem schwebend wirkenden Daches: die eine auf Druck, die andere auf Zug belastet. Bei der regelmässigen Inspektion dieser Säulen hat sich ein feiner Riss gezeigt. Noch sind Ursache und das mit diesem Riss verbundene Risiko nicht bekannt, es ist somit Zeit weder für Häme noch für politische Abrechnungen. Planen, Bauen und Betreiben von Bauwerken ist nun mal mit Risiken, mit Fehlermöglichkeiten behaftet – nicht nur das Bauwerk Schweiz ist auch ein Bauschadenwerk! Da Bauen ein kreativer, gestaltender, sich entwickelnder Vorgang ist, wird immer ein Restrisiko für das Misslingen eines Bauexperiments verbleiben.

Dass im Hardturm immer noch kein Stadion steht, ist letztlich eine Folge dessen, dass das Stadion sowohl von der Politik als auch von der Wirtschaft in erster Linie als Beilage zur Mantelnutzung gedacht war – Einkaufszentrum mit additivem Fussballstadion also. Auch hier wieder in einem gewissen Sinn ein Bauschaden: das Konstrukt Stadt zusammen mit einem an einer maximalen Rendite interessierten Investor – hin und wieder auch PPP, Private Public Partnership, verstanden – hat in diesem Fall ganz einfach nicht funktioniert.

Brot und Spiele: beim Sport, gerade beim Fussball, gehts um extrem viel Geld, gehts auch um eine extreme Kommerzialisierung einer Sportart mit grossem Publikumsinteresse. Da stellt sich schon die Frage: ist es überhaupt Aufgabe der öffentlichen Hand, die Projektionsvolumen für die Marketing- und Kommerzinteressen des Sportes zu erstellen? Angesichts der Millionenbudgets der Fussballclubs und Verbände, der Machtansprüche der nationalen und internationalen Fussballverbände (warum gewährte Deutschland der FIFA für die WM 2006 Steuerbefreiung, geht jetzt aber mit kriminellen Methoden gegen Steuerhinterzieher vor?) muss auch in Zürich die Frage erlaubt sein, ob es nicht sinnvoller ist, dieses Stadion ausschliesslich privat zu finanzieren.

Dies dürfte auch die Diskussion über das dritte Stadion deutlich entkrampfen. Nachdem ausser dem Stadtrat eigentlich alle die Idee eines Duplex-Stadions – also sowohl „Rasen“-Flächen wie Eisflächen, also zumindest Fussball und Eishockey am gleichen Ort, wenn auch nicht zwingend gleichzeitig – positiv beurteilen, könnte diese Kombi-Lösung letztlich für alle zum auch von der Bevölkerung getragenen polyvalenten Sportstadion führen. Wobei: auch hier können Bauschäden nicht ausgeschlossen werden! Ein einziges Stadion entspricht auch eher der von der Verfassung des Bundes vorgegebenen Verpflichtung zur haushälterischen Nutzung des Bodens.

Dies hätte zudem den Vorteil, dass sich die Stadt Zürich auf ihre rechtsstaatliche Aufgabe – Realisierung von Bauvorhaben nur unter Sicherstellung der Rechtskonformität – konzentrieren könnte bei derartigen Vorhaben.