In der Stadt der Gegenwart, erst recht in der Stadt der Zukunft, hat das heutige Auto keine Berechtigung. Wenn sich die Geschäftsprüfungskommission des Stadtzürcher Gemeinderates während 19 Sitzungen mit dem „historischen Parkplatzkompromiss“ beschäftigt, betreibt sie in erster Linie Geschichtsschreibung, statt sich um eine zukunftsgerichtete Verkehrspolitik zu kümmern.
Der „historische Kompromiss“ stammt tatsächlich aus dem letzten Jahrhundert. Auch wenn dies an der Zahl von Jahren noch nicht weit zurück liegt, hat dieser Kompromiss von Anbeginn etwas verstaubtes an sich gehabt – und auch mit der aktuellen Erbsenzählerei bleibt er, was er immer war: ein hysterischer Kompromist. Statt ihn mit einerGPK-Untersuchung auf einen Denkmalsockel zu stellen, ist es endlich an der Zeit, diesen Geschichtsmüll zu entsorgen: Wir wollen eine autofreie Stadt, wir wollen zumindest eine autofreie Innenstadt!
Es ist üblich, dass die medialen Zufälle immer wieder spielen – gleichzeitig mit der Information über die Ergebnisse der intensiven Abklärungen der GPK wurde zum wiederholten Mal bekannt, dass in der Schweiz das Siedlungsgebiet sehr schnell wächst. Zum Siedlungsgebiet gehören auch die Verkehrsflächen und damit die Parkplätze für des Schweizers liebstes Stehzeug … Im Kanton Zürich nimmt die Siedlungsfläche sogar noch stärker zu als in der übrigen Schweiz! Dies übrigens vor allem ausserhalb der Städte – das sind zu einem erheblichen Teil jene Einwohnende, die den Eindruck haben, mit dem Auto selbst in die Zürcher Innenstadt fahren zu müssen!
Eine nicht-fossile und nicht-nukleare Energiezukunft verlangt ausdrücklich eine deutliche Einschränkung der MIEF, des motorisierten Individualverkehrs, auch MIV geschrieben. Fahrzeuge mit Elektroantrieb lösen nur einen Teilaspekt der nicht-nachhaltigen Folgen des motorisierten Individualverkehrs – im Verbund mit Strom aus erneuerbaren Energien ist es wenigstens möglich, den fossilen Fussabdruck des Autos zu vermindern und damit einen Klimaschutzbeitrag zu leisten. Energieverbrauch, Lärm, Platzbedarf, Sicherheit, all dies bleibt auch mit dem Elektroauto erhalten. Gerade Städte wie Zürich haben eine lange Tradition der Elektromobilität: Tram und Trolleybus fahren bereits heute elektrisch mit Strom aus erneuerbaren Quellen!
Sind autofreie Innenstädte gewerbefeindlich? Ja, sind sie, wenn man wie die $VP davon ausgeht, dass nur KundInnen mit Auto gute KundInnen sind. Nur: in Städten ist die Autodichte geringer als auf dem Land, eine zunehmende Anzahl von Haushalten verfügt NICHT über ein Auto. Das heisst: wenn Gewerbebetriebe ihre Dienstleistungen an der Autokundschaft ausrichten, orientieren sie sich an einem Teil-Segment des Marktes, einem Segment zudem, welches tendenziell kleiner wird. Zu beachten ist zudem, dass das Internet-Shopping immer gewichtiger wird – Ladengeschäfte entwickeln sich immer stärker zu Flagship-Shops, bei dem potentielle KundInnen die potentiellen Kaufgegenstände real ansehen können, bevor sie via Internet bestellt und über eine Lieferkette ins Haus kommen. Somit sind autofreie Innenstädte ausgesprochen gewerbefreundlich, weil sie die physische Last der Lieferlogistik nicht den KundInnen aufbürden, sondern innovative Dienstleistungen – in Zürich etwa Züriwerk-Hauslieferdienst – ermöglichen. Wer schon mal amüsiert zugeschaut hat, wie ein Paar versucht, den zum Tiefpreis neu erworbenen monströsen TV-Bildschirm in einen Kleinwagen zu verstauen, hat nicht nur Realsatire erlebt, sondern hat auch ein eigenartiges Verständnis von KundInnen-Orientierung mitbekommen. P.S. Ein besonderes Gaudi ist dies, wenn es sich dabei um $VP- und FDP-PolitikerInnen handelt!
Wir wollen im Interesse der Lebensqualität und der lokalen, an Nachhaltigkeit ausgerichteten Wirtschaft autofreie Städte. Darum in der Stadt Zürich weg mit dem hysterischen Parkplatzkompromist.
Eine Nachfrage: was sagen eigentlich die VerteidigerInnen der viel zu hohen Parkplatzzahlen in der Zürcher Innenstadt zum Klimaschutz – oder stimmen sie mit den Climate Criminals überein?
Der Vorwurf, durch Bauarbeiten gingen Parkplätze zumindest temporär verloren, ist lächerlich und in keiner Art und Weise nachvollziehbar. Was allerdings täglich festzustellen ist: durch Baustellen werden vor allem Velowege und -streifen überstellt.