Sie wollen nicht wissen, was sie tun

Diese Aussage machte die Zürcher Regierungsrätin Verena Diener in einem Tages-Anzeiger-Interview zur Gesundheitpolitik am 30. Dezember 1999.

„Sie wollen nicht wissen, was sie tun“ ist das wenigste, was die aktuelle Mehrheits-Verkehrspolitik charakterisiert. Der motorisierte Individualverkehr, auch MIV (sprich Mief) genannt, ist anerkanntermassen ein Problem: zu lärmig, zu stinkig, zu gefährlich, verbraucht zu viel Platz und so weiter und so fort. Seit mehr als 50 Jahren werden nach wie vor Strassen gebaut – und die Mehrheit wundert sich, wenn die Probleme noch grösser werden: es stinkt noch mehr, es wird noch viel lauter, es wird noch gefährlicher, es wird noch mehr Platz gebraucht und so weiter und so fort. Da wurden Umfahrungsstrassen gebaut, intensiv genutzt, doch der Verkehr ist wieder in den Gemeinden zurück – jetzt wird einfach der Ruf nach einer Umfahrung der Umfahrung laut. Dabei wissen es alle: Autofahren ist zusammen mit Fliegen die dümmste aller möglichen Mobilitätsformen, und eigentlich braucht es dringlich und raschestmöglich viel weniger Verkehr, nicht nur auf der Strasse. Und wer Strassen baut, muss sich nicht wundern, wenn es noch mehr Verkehr gibt.

Es muss endlich wieder gelingen, jene Menschen, die nicht unterwegs sind, in den Mittelpunkt zu stellen (nicht unterwegs ist jeweils der grösste Teil der Menschen, nur ein kleiner Teil ist gerade unterwegs (selbst in einem Stau mit 10 Kilometer Länge sitzen nicht viel mehr als tausend Menschen, und dies alles freiwillig und absichtlich)). Wir brauchen wieder Städte, Quartiere, Gemeinden und Weiler, die hauptsächlich für das Wohnen und Arbeiten genutzt werden und nicht zum Durchfahren!

siehe dazu auch die Berichterstattung im Tages-Anzeiger und in der NZZ vom 23. Mai 2000 über eine der vielen Strassenverkehrsdebatten im Zürcher Kantonsrat (z.B. die Voten der grünen Kantonsrätin Gabi Petri).

1. Fassung 15.1.2000