Glauben/Wissen: keine Halbheiten!

Der Tod eines Papstes – wie der von Johannes Paul II im April 2005 – löst im Zusammenhang mit der Nachfolge eine ganze Reihe von spannenden Fragestellungen aus, bis hin zu gewichtigen ethisch und moralischen Aspekten. Ein Beispiel: Vor dem Einzug ins Konklave hat Kardinal-Dekan Joseph Ratzinger gemäss Medienberichten nachdrücklich kritisiert, dass ein klarer religiöser Glaube heutzutage oft als „Fundamentalismus“ abgetan werde. „Wir gehen auf eine Diktatur des Relativismus zu, die als ihr höchstes Ziel das Ego und die eigenen Wünsche hat.“

Glaube an einen Gott und dessen Wirken ist in einer säkularen Welt etwas Schwieriges und für viele nicht nachvollziehbar. Solche Menschen dürfen gerne „Glauben“ durch „Wissen“ ersetzen (wobei auch dies durchaus schwierig ist – es gibt beispielsweise nach wie vor FDP-Nationalräte, die bestreiten, dass ein Zusammenhang zwischen dem Treibhauseffekt und dem menschgemachten CO2-Ausstoss besteht; auf Wunsch stelle ich gerne einen entsprechenden Mailauszug zu).

Die Aussage von Kardinal-Dekan Ratzinger würde dann sinngemäss lauten: Ein Appell zur Verminderung des CO2-Ausstosses um den Faktor 6 – aufbauend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Auswirkung der Treibhausgase auf das globale Klima – wird heutzutage oft als „Fundamentalismus“ abgetan, weil das Ego und die eigenen Wünsche nach wie vor oberste gesellschaftliche Ziele sind.

Wenn beispielsweise die Zürcher FDP-Stadträtin Kathrin Martelli in Inseraten und Interviews den Anschein erweckt, es gäbe – selbst im Wissen um die Überflussgesellschaft Schweiz – ein Zuviel an Umweltschutz (Details hier), so relativiert sie zugunsten der Renditemaximierung von privaten InvestorInnen (Beispiel Fussballstadion-Einkaufszentrum Hardturm) die erhebliche übermässige Belastung von Mensch und Natur – z.B. übermässige Luftbelastung, übermässiger Lärm, übermässiger Ressoucenverbrauch, übermässiger Ausstoss von Treibhausgasen, …) auf eine Art und Weise, die durchaus als „Diktatur des Relativismus“ interpretiert werden kann.

Ähnlich ist es mit dem Rauchen: Wissenschaftlich anerkannt ist, dass Rauchen die Gesundheit schädigt, dass Rauchen tötet. Allen Ernstes verlangen Zigaretten- und Zigarrenproduzenten das Recht, trotz dieser wissenschaftlichen Erkenntnis weiterhin Profit mit dem Verkauf von Raucherwaren machen zu dürfen. Wer sich dafür einsetzt, dass weniger geraucht wird, dass generell in öffentlich zugänglichen Räumen nicht mehr geraucht werden darf, wird als „Fundamentalist“ bezeichnet –
eigentlich ein Kompliment, da beispielsweise sämtliche Bauwerke zwingend auf Fundamente angewiesen sind! Nicht-FundamentalistInnen sind somit also Beliebigkeits-OpportunistInnen – oder eben Mitglieder der „Diktatur des Relativismus“!