Obsoleszenz am Beispiel IKEA

Ein Sofa, notdürftig abgedeckt mit einer Kunststofffolie, darauf eine grosse Aufschrift „GRATIS“, irgendwo am Strassenrand, oder am Rand eines Plätzchens im Quartier. Einen Tag später fehlt der Gratis-Zettel. Noch einen Tag später ist die Folie aufgerissen. Wieder einen Tag später steht das Sofa ohne was herum im Regen. Am Tag darauf fehlt das Sitzpolster, liegt 20 Meter entfernt in einer Hecke. Das Wetter ist auch am nächsten Tag noch nicht besser, also werden die Reste des Sofas schon wieder nass. Tags darauf sind die verbleibenden Polster aufgerissen, da scheint jemand seine Wut an einem nicht mehr gebrauchten Möbelstück ausgelassen zu haben. In der Nacht kommt Wind auf, Flocken des Polstermaterials verteilen sich mit dem Wind. Am Morgen um 10 Uhr fährt die Strassenreinigungsmaschine vorbei, zehn Minuten später folgt eine Putzequipe der Stadtreinigung, und beseitigt die traurigen Überreste eines nicht mehr gebrauchten Möbels.

Es bestätigt sich einmal mehr: was nichts kostet, was gratis ist, hat keinen Wert.

Es ist also meist keine gute Lösung, ein nicht mehr gebrauchtes Möbelstück an den Strassenrand zu stellen und mit einem Gratis-Schild zu versehen. Eigentlich auch eine eigenartige Sache: da haben Menschen während Jahren ein Möbelstück genutzt, und dann stellen sie es einfach an den Wegrand, hoffend, dass „Gratis“ ein Lockvogel ist. Nur: wenn für diese Menschen dieses Möbelstück keinen Wert mehr hat, warum sollen denn andere Menschen darin einen Wert sehen?

Das heisst: entweder wird ein solches ehemals gutes Stück z.B. ins Brockenhaus gebracht oder via ricardo.ch zum Verkauf angeboten (selbst ein Franken ist nicht gratis) – oder das Möbelstück wird ordentlich entsorgt! Alles andere ist Unsinn, ist Dummheit – Gratisentsorgung via Strassenrand ist definitiv eine strafbare Handlung.

Solche Entwicklungen werden durch IKEA gefördert – wie es bereits die aktuellen Werbeplakate mit dem Aufmerksamkeitsfänger „WIR HABEN ES WIEDER GETAN.“ vorgeben. „ENTDECKE DEIN SCHLAFZIMMER NEU. JETZT NEU IM IKEA EINRICHTUNGSHAUS“ heisst es etwa. Auch frühere Kampagnen haben dazu eingeladen, neue Möbel zu kaufen. Bereits beim Rundgang durch die IKEA-Einrichtungshäuser zeigt: diese Firma verkauft Möbel für eine kurze Nutzungszeit, es wird gar gesagt, dass etwa 1/4 der Möbel direkt aus der Verkaufsverpackung in den Müll wandert (weil die Anleitung nicht verstanden ist, weil eine Schraube oder das passende Werkzeug fehlt). Es ist klipp und klar festzuhalten: das IKEA-Konzept ist auf Obsoleszenz angelegt, entgegen allfälligen anderslautenden Gerüchten.

Um dies zu ändern, gibt es nur eine Möglichkeit: Möbel dürfen nicht mehr verkauft werden, sondern sie sind den NutzerInnen nur noch auszuleihen, Weiter- und Wiederverwendung oder Entsorgung sollen in der Verantwortung der HerstellerInnen liegen – Leasing statt Dumpingpreisen, nicht nur für Möbel, sondern auch für andere Güter des alltäglichen Lebens! Auf diese Art und Weise lässt sich die Ressourceneffizienz der gesellschaftlichen Güterströme deutlich verbessern.

P.S. IKEA steht als exemplarisches Beispiel – es gibt weitere vergleichbare Angebotskonzepte.