Februar 03: Drei Meldungen zur Verkehrspolitik: energieEtikette, Diesel, Luftverschmutzung

Am 24. Februar 2003 hat Bundesrat Leuenberger zusammen mit dem Automobilgewerbe die neue energieEtikette für Fahrzeuge vorgestellt (Link). So dringend notwendig es ist, dass endlich wesentlich mehr Klarheit bei der Deklaration des Energieverbrauchs und der Umweltbelastung von Autos besteht: Die energieEtikette ist nicht sehr hilfreich. Der Kompromiss zwischen Bund und Autoimportbranche hat dem Label nicht sehr gut getan.

Je schwerer ein Fahrzeug, desto einfacher wird es, die A-Einstufung zu erhalten, sogar bei sehr hohen Verbrauchswerten.

Dieselfahrzeuge kommen sehr gut weg, weil einzig der Energieverbrauch berücksichtigt und dadurch die Treibhauswirkung des Dieselrusses vernachlässigt wird.

Somit hat die energieEtikette bestenfalls informativen Gehalt, taugt aber in dieser Form nicht als Entscheidungsgrundlage für jene Situationen, bei denen trotz allen anders lautenden Empfehlungen ein Auto beschafft wird.

Die Autoumweltliste des VCS nimmt eine wesentlich umfassendere Beurteilung der ökologischen Eigenschaften von Autos vor.

In einer (im Internet nicht mehr verfügbaren) Medienmitteilung des VCS vom 24.2.03 wird dazu vorgeschlagen:

  1. Der VCS rät von Dieselmodellen ohne Partikelfilter dringend ab: Zwar verbrauchen Dieselautos weniger Energie als Benzinfahrzeuge. Modelle ohne Partikelfilter stossen aber in grossen Mengen gesundheitsschädigende Russpartikel aus, die für Klimaerwärmung und Krebserkrankungen mitverantwortlich sind.
  2. Der VCS empfiehlt zur umfassenden Beurteilung seine Auto-Umweltliste 2003 (www.autoumweltliste.ch), die ab 5. März online sein wird. Bei mehr als 63 Punkten und Energieklasse A oder B darf ein Fahrzeug als umweltschonend und energieeffizient bezeichnet werden. Erreicht es bei gleicher Punktezahl nur Energieklasse C oder D, muss das nicht gegen das Modell sprechen. Das Auto ist zwar weniger energieeffizient, dafür aber sparsam. Fazit: Lieber einen Wagen mit niedrigerem (absoluten) Treibstoffverbrauch kaufen als einen mit höherem Verbrauch und besserer Energieklasse. Umwelt und Portemonnaie profitieren mehr!

An der Medienkonferenz zur energieEtikette wurde von den Autoimporteuren die Forderung aufgestellt, Diesel zu verbilligen, weil Diesel pro Kilometer weniger CO2 ausstösst..

Am gleichen Tag war in den Medien unter dem Titel „Starke Luftverschmutzung im Schweizer Mittelland“ folgendes zu lesen:

Dicke Luft im Schweizer Mittelland: Die seit Wochen anhaltende winterliche Hochlage führte zur starken Verschmutzung der Luft. Der Feinstaub bleibt unter der Nebeldecke gefangen. … Feinstaub PM10 ist Staub, der kleiner als zehn Mikrometer ist. Ein grosser Teil der Partikel stammt aus Verbrennungsmotoren, vor allem von Dieselfahrzeugen. PM10 ist Träger von krebserregenden Stoffen und geht besonders tief in die Lunge.


Das Bundesamt für Statistik hat am 21. Februar 2003 mitgeteilt, dass der Anteil der mit Diesel betriebenen Personenwagen sich massiv verändert hat: hatten 1993 nur 3.3 % der Autos Dieselmotoren, steig dieser Anteil bis zum Jahr 2002 auf 20 %.

Gemäss CO2-Statistik des BUWAL (später BAFU) hat allein zwischen 1993 und 2001 der CO2-Ausstoss durch Treibstoffe um rund 9 Prozent zugenommen – falls Diesel tatsächlich einen Umweltvorteil hätte, wurde dieser durch die massive Verkehrszunahme deutlich überkompensiert.


Konsequenzen:

Aus ökologischer Sicht ist prinzipiell auf Autos zu verzichten. Wenn es anders nicht geht, hilft allenfalls ein Mobility-Fahrzeug weiter.

Und wenns ein eigenes Auto braucht: siehe die Empfehlungen des VCS gerade oben!