Steinzeit?

Funde aus der Steinzeit (und auch aus späteren Zeiten) schaffen kreativen Raum für Zürcherinnen und Zürcher: dort wo ein Relikt aus der verkehrspolitischen Steinzeit entstehen soll – das Opernhausparking – fand man nicht wirklich unerwartet Kulturschichten aus der Eisen- und Bronzezeit. Doch statt diese Funde nur zu „retten“, wäre eigentlich eine neue Verkehrspolitik – eine MIEF-freie Innenstadt – angezeigt!

Autos haben eigentlich in Innenstädten nichts zu suchen. Gerade am unteren Ende des Zürichsees vom Mythenquai über Bürkliplatz und Bellevue bis nach Tiefenbrunnen zeigt sich dies sehr deutlich: riesige Strassen schneiden das übrige Stadtgebiet vom Seezugang ab. Ohne Rücksicht auf die geographischen Gegebenheiten zwängen sich diese Strassen irgendwie um das Seeende herum – auch unterirdisch lässt sich dieser Murks nicht auflösen.

Mit dem Bau des riesigen Opernhausparkings in der Nachbarschaft bereits bestehender Parkhäuser soll nun dieser Unsinn auf Dauer verbetoniert werden – ein Parkhaus in der Innenstadt erzwingt nämlich auch zu- und abführende Strassen für das vielrädrige Monster Strassenverkehr. Und dies ausgerechnet in einem Stadtquartier mit einer extrem hohen ÖV-Qualität: Bahnhof Stadelhofen und der Nahverkehrsknoten Bellevue bieten hervorragende Voraussetzungen zur MIEF-losen Verkehrsbewältigung. In Zeiten des Mensch gemachten Klimawandels und mit Blick auf die noch nicht bewältigte Finanzkrise muss sich endlich auch die Politik dazu durchringen, von der „heiligen Kuh Privatauto“ Abschied zu nehmen, den hysterischen Kompromiss endlich ins verkehrspolitische historische Museum zu schicken und insbesondere in Innenstädten ausschliesslich auf die Füsse, das Velo und den öffentlichen Verkehr zu setzen (und selbstverständlich Fahrzeuge der Blaulicht-Organisationen und allenfalls Taxis). Dadurch öffnet sich die Stadt zum See und zur kreativen Wirkung des freien Blicks über den See.

Bekanntlich verschwindet ein erheblicher Teil des Verkehrs mit dem Wegfall von Verkehrsachsen – für den verbleibenden Verkehr bieten sowohl ÖV wie das nach wie vor verfügbare übermässig grosse Strassennetz ausreichende Angebote.

Dazu passt die Meldung von der Goldküste, dass der Autounfall des Nationalrates Christoph Mörgeli auf die MORGENSONNE (wohl kaum das SVP-Mörgelisünneli) zurückzuführen sei – unbesehen von der Tatsache, dass Herr Nationalrat Mörgeli schlicht das Auto nicht beherrscht und nicht in der Lage ist, seine Fahrweise an die Strassenverhältnisse anzupassen, und dazu erst noch die Sicherheitsgurte nicht getragen hat. Spannend, wie gross die Kostensteigerung im Gesundheitswesen war, weil sich ein Nationalrat (immerhin Mitglied der gesetzgebenden Behörde!!!) in mehrfacher Hinsicht nicht an die Vorschriften gehalten hat. Es ist wirklich nicht angemessen, für derartige „steinzeitliche“ Autofahrende ein dermassen riesiges Strassennetz bereit zu halten.

Da gibts wirklich nur eins: hoffentlich nutzt die Stadt Zürich die Funde aus der Steinzeit, um die Relikte aus der verkehrspolitischen Steinzeit definitiv entsorgen zu können und einen grossen Schritt in Richtung autofreie Innenstadt zu tun. Im übrigen auch dies ein Beitrag auf dem Weg zur 2000-Watt-Gesellschaft!