West-Fest: was gibt es da eigentlich zu festen?

Am 24. bis 26. April 2009 wird in „West“ gefestet: eine Autobahn, die nachweislich trotz Missachtung diverser Umweltvorschriften gebaut wurde, die den menschgemachten Klimawandel aufgrund des übermässigen Verbrauchs fossiler Treibstoffe ignoriert, soll kurz darauf in Betrieb gehen. Die Zürcher Regierung hat es geschafft, durch ihre Finanzierungspraxis für diesen Anlass die Absurdität dieses „Festes“ vergessen zu machen.

Es ist eindeutig und klar: mehr Strassen führen zu mehr Verkehr, insbesondere neue Autobahnen, wie sie die sogenannte Westumfahrung von Zürich darstellen. Es ist hochgradig absurd, angesichts der immer offensichtlicher werdenden Nicht-Nachhaltigkeit insbesondere des Autoverkehrs die Eröffnung einer Autobahn zu feiern! Dass im Umfeld der Finanzwirtschaftskrise auch die Autoindustrie in finanzielle Schwierigkeiten kommt, ist der klare Beweis dafür, dass diese Industrien weit ab von Nachhaltigkeitsforderungen betrieben werden.

Die neue Westumfahrung von Zürich wird zu einem massiven Anwachsen des Strassenverkehrs im Grossraum Zürich West führen – die Erfahrungen zeigen, dass vermeintliche Entlastungen nach kurzer Zeit durch die dauernde Zunahme des Strassenverkehrs überkompensiert werden. Die Eröffnung der Autobahn mit dem Uetlibergtunnel ist für die Stadt Zürich und Umgebung eindeutig mit erheblichen Einschränkungen der Lebensqualität verbunden. Ein solches Ereignis auch noch mit einem Fest zu „verschönern“, ist hochgradiger Zynismus – nicht verwunderlich, dass die kantonale Baudirektion durch ein SVP-Mitglied geführt wird. KünstlerInnen wie DJ Bobo leben von Auftritten – die Gage von KünstlerInnen wird durch den Markt bestimmt – vielleicht haben ja auch KünstlerInnen wie DJ Bobo ein minimales Verständnis für die Absurdität eines Festes für den Lebensqualitätskiller Autobahn, dann wäre die Gage auch eine Art Schmerzensgeld. Aus welcher Sonderkasse des Kantons letztlich das Geld für dieses Fest stammt, ist von untergeordneter Bedeutung, wichtig ist einfach: die Stadt Zürich beteiligt sich nicht an der Finanzierung dieses Festes!

Da gibts nur eins: Nicht hingehen!

13 Gedanken zu „West-Fest: was gibt es da eigentlich zu festen?“

  1. Die Alternative: ans Fest gehen, und T-Shirts tragen mit Aufschriften wie „Autofahrer = KLIMAkiller“ oder „Autofahrer = MenschenBELÄRMER“ 😉

  2. Seltsam: Die Dinos sind auch ausgestorben. Ob die auch zuviel Auto gefahren sind?

  3. Das ist Zynismus pur – mich schaudert.

    Die Dinos sind nicht wegen sich selber ausgestorben, sondern schlicht darum, weil mit hoher Wahrscheinlichkeit extraterrestrische Einflüsse (z.B. Meteoriteneinschläge) oder massive geoinduzierte Klimaveränderungen (z.B. Vulkanausbrüche) das Leben auf der Erde massiv eingeschränkt haben

    Der Mensch ist derzeit daran, mit dem übermässigen Verbrauch an fossilen Brenn- und Treibstoffen die eigenen Lebensbedingungen massiv zu verschlechtern, wenn nicht gar das Überleben zu verunmöglichen – Umweltschutz ist also in erster Linie Menschenschutz!

  4. Das sage ich doch! Und das Leben hat wieder von vorne begonnen, hat sich neu entwickelt. Dem Planeten ist es nämlich sch… egal, wenn wir uns selbst ausgerottet haben: Es wird wieder von vorne beginnen. Auf dem Zeitstrahl der Evolution haben wir nur einen kleinen Fliegenschiss lang existiert. Also was solls? Don’t worry, be happy 🙂

  5. So viel Zynismus bekommt mir auf die Nacht schlecht. Das „Ausrotten“ wäre ein brutaler Vorgang, gewalttätig, blutrünstig, jedeR gegen jedeR, langes Elend – und das soll „Don’t worry, be happy“ sein? Gahts no? Aber vielleicht brauchts tatsächlich so viel Zynismus, um mit dem Auto herumdüsen zu wollen.

  6. Für die ewigen Schwarz-Maler ! Bloss 2% des co2 Ausstosses wird von der Menscheit verursacht, der Rest trägt die Natur bei.
    Da können wir ja nochmal tüchtig aufs Gas drücken und mächtig abfeiern !

  7. @jimmy

    Dazu ein Zitat aus einer Medienmitteilung der OcCC, beratendes Organ für Fragen der Klimaänderung, vom 2.9.08:

    Der globale Klimawandel ist eindeutig. Weltweit haben die menschlichen Treibhausgasemissionen im Zeitraum von 1970 bis 2004 um 70 Prozent zugenommen, wobei sich die Zunahme in den letzten zehn Jahren beschleunigt hat. Die Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre hat seit 1750 deutlich zugenommen und übersteigt heute bei weitem die vorindustriellen Werte, bekannt aus Eisbohrkernen für die letzten 650’000 Jahre.

    Menschliche Aktivitäten führten seit 1750 im globalen Mittel zu einer Nettoerwärmung. Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Grossteil der Erwärmung seit Mitte des 20. Jahrhunderts durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe und den menschlich verursachten Treibhausgasanstieg bedingt ist. Die mittleren globalen Temperaturen liegen heute bereits um etwa 0,8 °C höher als dies bei einer unveränderten Zusammensetzung der Atmosphäre der Fall wäre.

    Wenn Wissenschaft Schwarzmalerei sein soll…

  8. Ich komme aus euch Umweltschützer einfach nicht schlau.
    Ihr seit selber froh dass man jetzt nicht mehr durch Zürich fahren muss, denn die meisten Umweltschützler fahren ja auch Auto, es ist nur ein geringer Teil der Streikt.
    Zudem konnte man Zürich von der A3 aus über die Birmensdorfstrasse (Wegweiser Affoltern a.A.) auf Birmensdorf fahren und dorf auf die A4…

    Und was sagt ihr zu dieser neuen Studie:

    Dies sei entgegen der weit verbreiteten Annahme gut für die Pflanzen. Diese könnten so Kohlendioxid besser in Sauerstoff umwandeln. Die ETH Zürich hat zusammen mit britischen Forschern eine neue Studie zum Thema Klima vorgestellt. Die Forscher kommen zum Schluss, dass die Luftverschmutzung zwischen 1950 und 1989 die Klimaerwärmung gebremst habe.

    zu hören und lesen auf: http://www.drs3.ch/www/de/drs3/themen/wissen/wissen-aktuell/120603.luftverschmutzung-als-pflanzenduenger.html

    PS: mein Motto: „man lebt nur eimal und soll es in vollen Zügen geniessen“, d.h. ich fahre in jeder freien Sekunde Auto, da ich Autofahren über alles Liebe, (vielfach ganz alleine in einem Auto, kein Smart! 8l/100km) Diesen Monat bin ich schon über 2700km gefahren, davon sind 400km Arbeitsweg, und 300 habe ich Sinnvoll genutzt, alles andere war zum Spass gewesen.

  9. @irgendjemand: wer sich ein bisschen mit Klimaschutz beschäftigt, weiss seit langem, dass Luftschadstoffe den menschgemachten Klimawandel leicht verzögern. Das ist eine ziemlich komplexe Geschichte mit dem Strahlungshaushalt und den Auswirkungen verschiedener Partikel.

    Diese Luftschadstoffe heissen nicht etwa so, weil sie der Luft schaden, das ist der nämlich ziemlich gleich, wie sie zusammengesetzt ist. Luft ist aber zentraler Bestandteil des Lebensraums von Menschen, Tieren und Pflanzen – und diese werden von mit Schadstoffen angereicherter Luft tatsächlich und in erheblichem Ausmass geschädigt, während beispielsweise die Stickstoffdeposition aus der Luft als Dünger wirkt. Nur, auch dies ist zweischneidig: bei Bäumen beispielsweise wird die Ast- und Blattmasse grösser, während die Wurzelmasse kleiner wird, was dazu führt, dass Bäume schon bei geringeren Sturmstärken schneller kippen. Dies zeigt einmal mehr: der Mensch hat alles daran zu setzen, seine eigenen Eingriffe in die natürlichen Kreisläufe möglichst gering zu halten, weil die Zusammenhänge ziemlich kompliziert und nicht eindimensional sind. Und die ganze Sache zeigt einmal mehr, dass Umweltschutz zuerst Menschenschutz ist – damit auch zukünftige Generationen eine lebenswerte Zukunft haben, als minimalste ethische Haltung, siehe dazu der Weltethos.

    Es ist schlicht nicht einzusehen, warum man unter ganz normalen Voraussetzungen mit dem Auto nach Zürich fahren soll (etwa 5 bis 10 % der Fahrten mögen berechtigt sein) – und es ist auch tatsächlich nur noch eine sehr kleine Minderheit, die dies auch tatsächlich noch tut. Und wer sich lange Autofahrten antut, ist selber schuld – ich kann (selbst als Ingenieur mit sehr viel Verständnis für technische Faszination, selbst als Geschwindigkeitsfan und leidenschaftlicher Landschaftskonsumierer (siehe zum Beispiel meine Bildergalerien) nicht nachvollziehen, worin die Faszination der Windschutzscheibenoptik und der Kilometerfresserei liegen soll). Tja, jedem sein Pläsierchen, mal mit mehr, mal mit weniger Hedonismus…

  10. Selbstverständlich ist das persönliche Verhalten wichtig und richtig – siehe dazu auch die persönliche Oekobilanz.

    Und im übrigen: man ist nicht wirklich allein mit ökologischem Verhalten – selbst im Bush-Amerika war etwa die Hälfte der AmerikanerInnen auf ökologische Themen ansprechbar – beide Präsidentschaftskandidaten haben eine andere Klimaschutzpolitik als Bush versprochen.

    Und immerhin 76.4 % der Stimmberechtigten der Stadt Zürich haben am 30.11.2008 der Verankerung der 2000-Watt-Gesellschaft (nur noch eine Tonne CO2 pro Person und Jahr bis 2050, dreimal weniger Primärenergie als heute) in der Gemeindeordnung zugestimmt – yes we can – if we really want…

    Wie im Sport und anderswo braucht es auch bei ökologischen Fragen etwas Mentaltraining ;-).

  11. Ja, ich gebe dir schon recht, die Natur ist auch was wunderbares.
    Aber die Tatsache ist auch dass die nächste Generation falls wir uns selber noch nicht vernichtet haben, sehr schwer haben wird.
    Nur schon wir haben es bald sehr schwer, bald die Ölkriese (ca.40 Jahren) und ich denke es gibt bald mal einen 3. und für die Erde letzten Weltkrieg…
    Und man weiss ja nicht ob man morgen Abend überhaupt noch unter den Lebenden ist.

    Für mich ist Autofahren eine sehr gute Entspannung, und ich sehe immer wieder neues. 2700km sind schon übertrieben 😉 aber ich fahre wirklich gerne, einfach mal so.

    Sicher sollte man die Umwelt und uns selber schützen, aber eine Katastrophe kommt, da kann ich selber nicht mehr helfen auch wenn ich komplett auf den ÖV umsteige und sehr umweltbewusst lebe.
    Sicher sagt man, wenn viele Leute dies tun, aber nicht mal dann nützt es leider mehr etwas.

    Es ist eine Traurige Wahrheit, welche Privatpersonen und auch die ganze Wirtschaft nicht mehr gross ändern kann (nur ein paar Jahre hinauszögern)

    Bitte entschuldige die Provokative Schreibweise 🙂

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