$VP-Mörgeli: Sackgassenpolitik

Einmal mehr entpuppt sich ein Politevent der $VP als menschliche Tragödie – und weist auf die Unverträglichkeit von Whistleblowing mit Rechtsstaat und Demokratie. Zudem stellen sich gewichtige Fragen zur Rolle der Medien. Es führt nichts daran vorbei: die $VP ist zu verbieten, und es sind dringende Schritte zur Verbesserung der Qualität der Medien erforderlich.

Es ist der Oeffentlichkeit schon lange bekannt, dass einiges im „Universum“ Dr. Christoph Mörgeli und Medizinhistorisches Institut der Uni Zürich nicht wirklich rund läuft, siehe mein Blogbeitrag vom Sonntag, 16. September 2012. Die Frage war eigentlich schon 2009 Eskalation oder einvernehmliche Lösung. Wie zumindest die Reaktionen der $VP zeigen, nutzt diese Partei jede Eskalationsmöglichkeit. Erschreckend ist, dass die $VP Berge von menschlichen Tragödien verursacht – und dies auch gar nicht zur Kenntnis nimmt – einmal mehr ein Beleg für nicht-demokratische und nicht-rechtsstaatliche Haltung dieser Pseudo-Partei.

Im oben erwähnten Beitrag habe ich den Zusammenhang zum Whistleblowing hergestellt – nach den Ereignissen der letzten Tage ist es durchaus vorstellbar, dass Herr Mörgeli sogar selber als Whistleblower in eigener Sache unterwegs war. Ein Zitat aus dem Auto-Anzeiger (früher Tagesanzeiger) vom 22. September 2012 lässt aufhorchen. „Vor der Veröffentlichung des ersten Artikels konnte ich drei Stunden mit ihm reden.„, sagt Iwan Städler, Reporter des Auto-Anzeigers, in einem Interview mit einem Redaktionskollegen. Nun, Herr Städler und Herr Mörgeli werden in diesen drei Stunden kaum bloss Kaffee getrunken und Smalltalk betrieben haben – es ist im Gegenteil nicht auszuschliessen, dass die Ausführungen von Herrn Mörgeli in diesen drei Stunden einen erheblichen Teil der Quellen für den Städler-Artikel darstellen. P.S. Ich weise darauf hin, dass es sich um Vermutungen aufgrund der eigenartigen Aussagen von Herrn Städler handelt.

Im gleichen Artikel heisst es weiter: Während meiner Recherchen hatte ich den Eindruck, die Uni wolle das Problem unter dem Deckel halten. Herr Städter, „die Universität“ als Arbeitgeberin von Dr. Christoph Mörgeli ist und war VERPFLICHTET, personalrechtliche Aspekte vertraulich, das heisst unter dem „Deckel haltend“, zu behandeln, dies insbesondere zur Wahrung der Interessen des Arbeitnehmers, der Arbeitnehmerin, der/die von solchen „Problemen“ betroffen ist. Herr Städler, ohne weitere Diskussion: wer hier weiterbohrt, handelt verwerflich! Es ist das Ziel, derartige arbeitsrechtliche Auseinandersetzungen einvernehmlich und insbesondere ohne grösseres Getöse in Öffentlichkeit und Medien abzuwickeln. Und dies hat nicht davon abzuhängen, ob eine der involvierten Personen wegen ihres Nationalratsmandats in der Öffentlichkeit steht. Und nochmals, es geht überhaupt nicht darum, ein „Problem unter dem Deckel“ zu halten, sondern rechtsstaatlich gegebene Formen einzuhalten.

Es ist davon auszugehen, dass die Universität alles Interesse daran hat, personalrechtliche Fragen gesetzeskonform abzuwickeln, besonders wenn es um einen $VP-Nationalrat geht. Da bei der öffentlichen Hand PolitikerInnen aus allen Parteien angestellt sind, und das Milizsystem gehätschelt wird in diesem Land, ist ein von der $VP behauptetes Politik-Mobbing mit hoher Wahrscheinlichkeit auszuschliessen. Weder die politischen noch arbeitsrechtlich verantwortlichen Personen haben kein Interesse an Eskalationen, wie dies beim Anstellungsverhältnis von Herrn Mörgeli passiert ist.

Ein solches Interesse haben im Gegensatz dazu sowohl die $VP wie Herr Mörgeli selbst: die $VP, um Vorurteile zu „belegen“ oder gar neue zu bilden, Herr Mörgeli, um öffentlichen Druck aufzubauen, um die Universitätsleitung in ihrer Handlungsfreiheit einzuschränken. Dafür spricht auch, dass Herrn Mörgeli einen Rechtsanwalt verpflichtet hat, welcher erfolgreicher ist bei der Manipulation der öffentlichen Meinung als bei der Plausibilität seiner Sicht der Dinge bei den Richterinnen und Richtern. Es geht für Herrn Mörgeli definitiv nur noch um die Frage allfälliger Lohnfortzahlungen, um viel Zeit zu haben, um wieder einem Job zu finden mit Minimalpräsenz und maximaler Distanz zum „aktuellen Forschungsstand„.

Trotz medialem Druck und $VP-Paukengedröhne scheint es derzeit, als hätte die Uni Zürich einen plausiblen personalrechtlichen Entscheid getroffen; es wird spannend sein, wie dies die Gerichte angesichts der medialen Präsenz der Thematik und des Betroffenen Dr. Christoph Mörgeli beurteilen werden.

Allerdings werden Lösungen für die erhebliche Doppelbelastung Job und Milizparlament dadurch dringlicher als je – und deshalb einmal mehr der Werbespot für die Volksinitiative für ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle.


Nachtrag 23.9.2012

SVP bläst zum Angriff auf Hochschulen“ titelt die Online-Version der Auto-Zeitung am 23.9.2012, den $VP-Autokraten Christoph Blocher mit seiner absurden Aussage von den „links unterwanderten Hochschulen“ zitierend. Diese Aussage ist darum absurd, weil bereits der Blick in die Mitgliederverzeichnisse der nationalen und grösseren kantonalen/städtischen Parlamente zeigt, dass Menschen mit akademischen Ausbildungen über alle Parteien mehr oder weniger gleichmässig verteilt sind, mit Ausnahme der $VP. Festzustellen ist, dass tendenziell Legislativ-VertreterInnen der Parteien rechts der Mitte häufiger eine zumindest temporäre akademische Laufbahn (z.B. Dissertation) gewählt haben. Oder anders: auch hier meint Herr Blocher offenbar, dass alle andern Parteien ausser der $VP linke Parteien seien. Es ist nochmals klar festzuhalten: die seit 2009 öffentlich bekannten Vorbehalte gegen die Arbeit von Titularprofessor Dr. Christoph Mörgeli beziehen sich zuerst auf die wissenschaftliche Ebene, dann auf seine Präsenz, weiter auf seine persönlichen Eigenheiten.