Stromausfälle/Blackouts: Wie energiepolitisch reagieren?

Spektakuläre Stromausfälle haben in den USA, Kandada, Schweden, Dänemark und Italien zu längerdauernden Unterbrüchen der Stromversorgung geführt – mit teilweise erheblichen Schwierigkeiten, ein stillliegendes Elektrizitätsnetzwerk wieder in Gang zu bringen.

Was sind die Erkenntnisse aus diesen Stromausfällen?

  • Strom ist eine Schlüsselenergie – fast nichts mehr geht ohne Strom.
  • Die heutigen Netze sind extrem komplex.
  • Netze sind dann besonders anfällig, wenn Stromproduktion und Stromverbrauch sehr weit auseinanderliegen. Dies führt zur absurden Situation, dass Kraftwerke abgeschaltet werden müssen, weil die Verbrauchsseite nicht mehr vorhanden ist. Die Ausfälle Sommer/Herbst 2003 zeigen auf, dass die verfügbaren Strommengen und -leistungen ausreichend sind, dass aber insbesondere die Netzsteuerung den Anforderungen nicht genügt.
  • Der erhöhte Kostendruck – entweder durch die Liberalisierung verursacht oder durch den unqualifizierten Wunsch nach tiefen Strompreisen – gefährdet die Stromversorgung, weil nicht genügend Geld für die Netzsteuerung und den Netzunterhalt zur Verfügung steht.

Was sind die zweckmässigen Schritte, um auf die Stromausfälle zu reagieren, um künftig Blackouts vermeiden zu können? Denn: ein Blackout muss nicht sein.

  • Keine „blinden“ Ausbauten von Hochspannungsleitungen und Kraftwerken.
  • Impulsprogramme zur Förderung der rationellen Stromnutzung in den Haushalten und der Wirtschaft – ohne jegliche Komforteinschränkungen lässt sich der Stromverbrauch deutlich reduzieren, wenn nur noch die besten auf dem Markt angebotenen Geräte eingesetzt werden, von Haushaltgeräten (Kühlschrank, Tiefkühlgerät, Kochherd und Backofen, Geschirrspüler, Waschmaschine) über Bürogeräte (Computer, Drucker, Netzwerke, …), Unterhaltungselektronik, Beleuchtung bis zu elektrischen Motoren. Auf diese Weise lässt sich der Spitzenbedarf ebenfalls reduzieren.
  • Umgestaltung des Netzbetriebes derart, dass im Grundsatz jede der Netzmaschen im Durchschnitt eine ausgeglichene Bilanz von Stromproduktion und Verbrauch aufweist – der Stromaustausch zwischen den Netzen wird auf den Ausgleich von Schwankungen reduziert. Stromflüsse quer durch Europa sind möglichst zu vermeiden. – Durch die Energiepolitik ist dafür zu sorgen, dass tages- und jahreszeitliche Schwankungen möglichst reduziert werden, um so die Entstehung von Überkapazitäten auf der Produktionsseite zu vermeiden.
  • Strom ist eine Schlüsselenergie: Es ist dafür zu sorgen, dass Strom nur dort eingesetzt wird, wo ein anderer Energieträger nur mit erheblichem Mehraufwand möglich ist.
  • Wenn Ausbauten auf der Produktionsseite erfolgen, hat dies ausschliesslich in dezentraler, menschen- und umweltverträglicher Nutzung mit erneuerbaren Energiequellen zu erfolgen. Gleichzeitig schafft das erforderliche Impulsprogramm die besten Voraussetzungen für den raschmöglichsten Ausstieg aus der Atomenergie.
  • Raschmöglichst sind die Höchst- und Hochspannungsnetze auf Gleichstrom umzustellen, einerseits zur Reduktion des Elektrosmogs, andererseits wegen der einfacheren Regulierbarkeit.
  • Keine weiteren Experimente mit Liberalisierungen – Strom als Schlüsselenergie rechtfertigt öffentliche Versorgungsmonopole. Für den Unterhalt und den Betrieb der Netzinfrastruktur sind ausreichende Mittel zur Verfügung zu stellen.